Löschwasser löschte Fischbestand aus

Massives Fischsterben nach dem Grossbrand bei der Swiss Krono AG in der Seewag und Wigger: Jetzt liegen erste konkrete Fakten vor, zu welchen Schäden das Löschwasser geführt hat. Bis zum Einfluss der Rot in die Wigger eingangs Schötz wurde der gesamte Fischbestand ausgelöscht.

Der Grossbrand bei der Swiss Krono AG führte zu einem massiven Fischsterben in der Seewag und Wigger. Foto zvg
Norbert Bossart

Der Grossbrand bei der Swiss Krono AG sorgte für eine massive Gewässerverschmutzung und damit für ein Fischsterben. Der WB berichtete bereits vor einer Woche, dass auch Löschwasser in die benachbarte Seewag floss, welche in Willisau in die Wigger mündet. Somit wurde auch Letztere verschmutzt. Die Bäche führten braugefärbtes Wasser und schäumten auf weiten Strecken in Richtung unteres Wiggertal.


Die Nachfrage beim Fischereiaufseher

Heute Donnerstag erkundigte sich der WB nach dem Ausmass des Fischsterbens beim Kantonalen Fischereiaufseher Olivier Menz. Gemäss ihm hat die dunkle Fracht ab deren Einfluss in Menznau in der Seewag «zu einem Komplettausfall der Fische, Krebse und Fischnährtiere» geführt. Ebenfalls sei ein sogenannter «Komplettausfall» vom Einfluss der Seewag in die Wigger bis zum Einfluss der Rot in die Wigger, beim «Bienenschwanz», auch «Platz des Dialogs» genannt, festgestellt worden. Von dort bis Nebikon ist das Schadensausmass «noch nicht mit absoluter Sicherheit geklärt», ebenfalls flussabwärts in Richtung Wiggertal. Im unteren Wiggertal ist laut Menz wohl «eher kein Schaden» feststellbar.

Betroffen von der Verschmutzung sind laut dem Fischereiaufseher «Fische aller Altersklassen, Arten und Grössen». Zudem seien auch Wasserlebewesen wie etwa Bachneunaugen oder Krebse verendet. Die sogenannten Fischnährtiere (Makrozoobenthos, zum Beispiel Insekten) sind von der Verschmutzung ebenfalls betroffen. «Diese werden aber vermutlich relativ schnell den Lebensraum erneut besiedeln», hält der Fischereiaufseher fest.

Foto zvg

Die Gesamtzahl der toten Fische, so Olivier Menz, könne «noch nicht abschliessend genannt werden». Der Kanton sei gemeinsam mit einem Fachbüro und den betroffenen Fischpächtern noch immer daran, die Schäden aufzunehmen. Zudem würden frühere Abfischungsprotokolle und Fangstatistiken bei der Bestandesschätzung berücksichtigt. Ebenfalls wurden diese Woche Teilabschnitte abgefischt, um das Ausmass der Schäden zu eruieren. Die nun erhobenen Daten werden gemäss Menz verglichen und anschliessend hochgerechnet.


Wer kommt für die Schäden auf?

An der Seewag oder Wigger bestehen Pachten. Die Pächter bezahlen dem Kanton Jahr für Jahr pro Abschnitt für die Möglichkeit des Angels Beträge, meist in vierstelliger Höhe. Der einzelne Fischer berappt bis zu 500 Franken pro Jahr für die Lizenz zum Fischen. Werden nun die Pachtzinsen durch den Kanton erlassen? Dies sei nicht der Fall, sagt Olivier Menz. «Die Pächter können bei einer Gewässerverschmutzung den Schaden und allfällige Folgeschäden vom Verursacher einfordern. Die nun erstellte Berechnung dient als Grundlage zur Abschätzung der Höhe des Schadens.» Doch an wen können die Forderungen gerichtet werden? An die Firma Swiss Krono AG oder die involvierten Feuerwehren? Olivier Menz gibt auf diese Frage keine konkrete Antwort, sondern hält fest: «Gewässerverschmutzung ist ein Offizialdelikt. Aufgrund der Schwere der Straftat sind die Strafverfolgungsbehörden – also Staatsanwaltschaft und Polizei – dazu verpflichtet, diese zu verfolgen. Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, weshalb wir hierzu keine Auskunft geben können.»


Kein Fischbesatz vorgesehen

Wird der Kanton auf den arg betroffenen Abschnitten Fische einsetzen? «Ein Fischbesatz ist nicht vorgesehen», antwortet Fischereiaufseher Menz. «Oberste Priorität hat die Naturverlaichung durch die lokal adaptierten Fische.» Die noch intakten Populationen in Seitengewässern sowie in den nicht betroffenen Gewässerabschnitten würden die frei gewordenen Lebensräume in der Regel sehr schnell besiedeln. Dies sobald das Nahrungsangebot für die Fische wieder vorhanden sei. «Unter optimalen Verhältnissen mit geringer Konkurrenz durch andere Fische, werden mehr Jungfische aufkommen und zudem sehr schnell wachsen.» In frühestens einem Jahr, so Menz, könne mittels elektrischer Befischung überprüft werden, ob eine natürliche Wiederbesiedlung stattgefunden habe.


Aufs Fischen verzichten?

Bleibt die Frage, ob an den betroffenen Flussstrecken in den kommenden Jahren das Angeln noch Sinn macht. Dies werde sich je nach Entwicklung der Situation zeigen, sagt der Fischereiaufseher. «Wir sind uns jedoch ziemlich sicher, dass wir hierzu den Pächtern keine Auflagen machen müssen. Wir sind davon überzeugt, dass sie von sich aus aufs Angeln verzichten, wenn dies angezeigt ist.» Sind frisch gefangene Fische nach dieser Gewässerverschmutzung bedenkenlos essbar? «Gemäss unserem Kenntnisstand gelangten keine Stoffe ins Wasser, welche sich langfristig negativ auswirken», antwortet der Fischereiaufseher.

Abschliessend hält Menz fest: «Dank dem grossen Einsatz aller beteiligten Akteure – also Feuerwehr, Swiss Krono AG, Gemeinde und Kanton – konnte das Ereignis gemäss unserer Einschätzung sehr gut bewältigt werden.» Wie bei anderen Vorfällen, gelte es nach dem Brand, diesen rückblickend aufzuarbeiten. «Wir werden dabei die gewässerökologischen Aspekte einbringen.»

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König

So 20.08.2023 - 19:11

..ein totalbesatz kann nicht gemacht werden weil der kanton keine fische hat. Das fischhuus mühletal könnte da mit ortsansässigen bachforellen aushelfen...

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