Die SVP will einen Sitz im Stadtrat

Bisher war die SVP nicht im Stadtrat vertreten. Nun nominiert die Ortspartei Marlen Vogel-Kuoni als Kandidatin für einen der Sitze. Da diese jedoch von den bisherigen Parteien verteidigt werden, kommt es zur Kampfwahl.

Sechs Nominationen für fünf Stadtratsämter: Wer künftig regelmässig im Dienstleistungs- und Verwaltungszentrum Willisau ein und aus gehen wird, entscheidet das Volk am 28. April an der Urne. Foto Chantal Bossard
Chantal  Bossard

Für die fünf Willisauer Stadtratssitze gibt es sechs Kandidaturen. Zwei davon unangefochten: Für das Amt des Präsidenten und des Ammanns sind die beiden Bisherigen André Marti und Daniel Bammert die einzigen Kandidaten.
Anders sieht es bei jenen Sitzen im Stadtrat aus, bei welchen nicht ins Amt gewählt wird: Hier gibt es vier Kandidierende für drei Sitze. Die bisher vertretenen Parteien wollen ihre Sitze verteidigen. Einen Sitz ergattern möchte neu die SVP mit Marlen Vogel-Kuoni.

Die SVP als politische Grösse
Die SVP-Ortspartei war bis anhin noch nie im Willisauer Stadtrat vertreten. «Ein SVP-Sitz in der Exekutive ist berechtigt – und für uns als Partei wichtig», sagt Marlen Vogel-Kuoni. Grund: «Nur jene Parteien, die aktiv dabei sind, können die politischen Hintergründe einer Gemeinde begreifen.» Die SVP-Ortsparteipräsidentin betont aber: «Wir greifen keinen bestimmten Sitz an.» Im Gegenteil: «In Willisau herrscht unter den Parteien ein wertschätzender Umgang, es ist ein Miteinander, kein Gegeneinander.» Deshalb spreche sie auch ungern von einer «Kampfwahl»: «Vielmehr bieten wir dem Volk eine Auswahl», sagt sie. Seit der Gründung der Ortspartei vor 23 Jahren habe sich die SVP in Willisau zur festen politischen Grösse entwickelt. «Mit einem Wähleranteil von rund 22 Prozent gehören wir in den Stadtrat», findet Vogel. Bei den Nationalratswahlen im vergangenen Herbst sei der Stimmenanteil in Willisau für die SVP mit jenem der Mitte beinahe gleichauf gewesen. Persönlich würde sie auch der Rückblick auf die Kantonsratswahlen zuversichtlich stimmen: «Dort konnte ich viele Stimmen über die Parteigrenze hinaus holen.» Das zeige ihr: «Ich bin wählbar.» Dies auch, weil sie «nur das Beste für Willisau» im Sinne habe. «Nicht die Partei-, sondern die Sachpolitik steht für mich im Stadtrat im Vordergrund.» Die Bäuerin und Kita-Miterzieherin wirkt seit acht Jahren in der Bildungskommission mit – «und hier würde ich im Stadtrat unter anderem gerne einen Schwerpunkt legen». Zudem liege ihr Fokus auf den Randregionen, wo sie ihre Wurzeln habe.

Die Mitte als wählerstärkste Partei
«Als wählerstärkste Partei vor Ort nehmen wir unsere Verantwortung wahr und stellen wiederum zwei Kandidaturen», so Mitte-Kandidat Markus Amrein. Doch er hält fest: «Schlussendlich bestimmt das Volk, welche parteipolitische Zusammensetzung und welche Köpfe es sich wünscht.» Amrein möchte seinen Parteikollegen Franz Achermann im Stadtrat ablösen. Letzterer hat sein Amt im Juli letzten Sommers angetreten, aus beruflichen Gründen tritt er nun zurück. «Ich würde mich freuen, seine Arbeit weiterzuführen – und dies längst nicht nur aus parteipolitischen Gründen», so Amrein. Viel mehr sei er überzeugt, einen «gut gefüllten Rucksack» für die Arbeit in der Willisauer Exekutive mitzubringen. «Ich wurde schon früher auf dieses Amt angesprochen, steckte damals aber noch mitten in Weiterbildungen.» Nun sei der ideale Zeitpunkt gekommen. Der Zuspruch vonseiten Bevölkerung würde ihn bestärken. Amrein hält fest: «Ich kandidiere nicht gegen jemanden, sondern für Willisau.» Das nehme er bei allen Kandidatinnen so wahr. «Der Wahlkampf verläuft ruhig, wir respektieren einander.» Würde er gewählt, so wolle er sich als Unternehmer unter anderem für gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft einsetzen, ausserdem seien ihm die Bildung (er ist seit 2023 Mitglied der Bildungskommission), die Landwirtschaft und die Digitalisierung ein Anliegen. «Es gilt, das ganzheitliche Bild nicht aus den Augen zu verlieren und langfristig gesunde Entscheide zu fällen.»

Die SP als soziale Stimme
Karin Wüest (SP) möchte in die Fussstapfen von der abtretenden Parteikollegin Irma Schwegler-Graber treten. Die SP Willisau habe vor Ort zwar «nur» knapp 10 Prozent Wähleranteil – doch die Grünen und die GLP hätten ihr ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt, so Karin Wüest. «So kommen wir ebenfalls auf die rund 20 Prozent Wähleranteil», sagt die Kandidatin. «Allgemein darf ich einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung spüren.» Freuen würden sie auch die vielen bürgerlichen Stimmen, die sich für sie einsetzen würden. «Der grosse Zuspruch bestärkt mich in meiner Meinung, wie wichtig eine soziale und ökologische Stimme im Stadtrat Willisau ist», so die Sozialarbeiterin, die seit knapp vier Jahren in der Einbürgerungskommission der Stadt mitwirkt. Sollte sie gewählt werden, würde sie sich etwa für starke Bildung und für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen.

Die FDP als bewährte Kraft
Sabine Büchli-Rudolf tritt als einzige Bisherige für einen Sitz als Stadtratsmitglied an: Seit zehn Jahren wirkt sie in der Willisauer Exekutive. Büchli ist im Stadtrat für den Bereich Umwelt und Energie, Jugend und Bürgerrechtswesen tätig. «Meine Motivation ist nach wie vor gross und Willisau liegt mir am Herzen», begründet sie ihre erneute Kandidatur. «Zudem möchte ich meine offenen Geschäfte weiterführen.» Momentan sei sie an der Umsetzung der Vereinsunterstützung im Jugendbereich oder der Rezertifizierung Energiestadt – «das RE-Audit mache ich nun zum dritten Mal, kann also von meiner Erfahrung profitieren». Büchli hofft, dass die Bürgerinnen und Bürger besagte Erfahrung zu würdigen wissen. Würde sie wiedergewählt, so wäre auch die FDP wie bis anhin mit zwei Sitzen im Stadtrat vertreten. Dies bei einem ähnlichen Wähleranteil wie die SVP. Ist das fair? «Das werde ich oft gefragt. Schlussendlich beantwortet das Volk diese Frage an der Urne.» Die Eventmanagerin und Geschäftsstellenleiterin hält jedoch fest: «Im Stadtrat wird keine Parteipolitik betrieben – entscheidend sind vielmehr Kompetenz, Erfahrung und Teamfähigkeit.» Deshalb setze die FDP auf bewährte Kräfte. «Was schlussendlich zählt, ist das Wohl der Gemeinde.»

 

 

Vier Nominationen für drei Stadtratsmandate

«Als bodenständige, naturverbundene Bäuerin, Famillienfrau und Kinderbetreuerin ist es mir ein Anliegen, dass die Lebensqualität für Familien, junge Menschen und alle Willisauerinnen und Willisauer erhalten bleibt. Ich setze mich für meine Heimat, eine wertschätzende Landwirtschaft, die Willisauer Randregionen, die Bildung und das Gewerbe ein – mit durchdachten und nachhaltigen Entscheiden. Ich strebe an, Willisau attraktiv zu gestalten, indem wir mittelfristig Steuern senken: So schaffen wir neue Chancen für unsere Gemeinschaft. Die Verkehrsüberlastung, die hohen Ausgaben für Soziales, und der gesellschaftliche Wandel sind Themen, welche mich beschäftigen. Mit meinem gesunden Menschenverstand möchte ich, dass Willisau ein lebenswerter Ort bleibt. Ich bin bereit, im Stadtrat verantwortungsvoll zu handeln. Mein Motto lautet: Sorge tragen zu dem, was wir haben, offen sein für Neues.»
Marlen Vogel-Kuoni
51, SVP, neu, kandidiert als Mitglied des Stadtrats
«Ich bin mit Willisau stark verbunden und setzte mich aktiv für die Gesellschaft ein (Feuerwehr, Vereine, Sport, Bildungskommission). Als Familienvater schätze ich das hervorragende Bildungsangebot und erachte es als grossen ‹Trumpf›, gleichzeitig aber auch als Herausforderung. Als Dozent und Prüfungsexperte in Berufsfachverbänden sehe ich auch die Wichtigkeit einer nachhaltigen Wirtschaft, welche in Willisau Arbeitsplätze anbietet, was wiederum eine weitsichtige Raum-, und Verkehrsplanung bedingt. Mit meinem Netzwerk will ich mich ebenfalls für ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot mit überregionaler Strahlkraft einsetzen. Dies spiegelt nicht nur meinen persönlichen Anspruch, sondern auch den Wunsch der Bevölkerung nach einer positiven Weiterentwicklung unserer tollen Gemeinde wider. Ich bin bereit einen wertvollen Beitrag zu leisten.»
Markus Amrein
42, Die Mitte, neu, kandidiert als Mitglied des Stadtrats
«In Willisau geboren und aufgewachsen, wohne ich mit meiner Familie in der Geissburg. Willisau hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Die Vielfalt der Menschen macht Willisau offener. Gleichzeitig stossen wir auf neue Herausforderungen, die Lösungen erfordern. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Willisau ein attraktiver Ort zum Leben, Arbeiten und Erholen für alle Menschen ist. Als Sozialpädagogin mit einem Weiterbildungsstudium in systemisch-lösungsorientierter Beratung bringe ich wertvolle Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen mit. Als Regionalzentrum müssen wir zu unseren Infrastrukturen Sorge tragen. Im Stadtrat möchte ich mich für eine starke Bildung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen. Durch meine Arbeit als Präses der Jubla Willisau liegen mir die Anliegen von Kindern und Jugendlichen am Herzen.»
Karin Wüest
57, SP, neu, kandidiert als Mitglied des Stadtrats
«Ich bin eine aufgeschlossene, sport- und naturverbundene Persönlichkeit, mit sachlicher Herangehensweise an Tätigkeiten und Entscheidungen, kombiniert mit grosser Teamfähigkeit. Seit 1998 wohne ich in Willisau, bin verheiratet und habe zwei Söhne. Ich engagiere mich seit vielen Jahren als J&S Leiterin und Handballtrainerin für den STV Willisau. Nebst der Tätigkeit als Stadträtin leite ich die Geschäftsstelle der IHV Industrie- und Handelsvereinigung Sursee-Willisau. Willisau liegt mir als Wohn- und Arbeitsort sowie als regionales Zentrum am Herzen. Gerne setze ich mich für die Attraktivität von Willisau, für vielfältige Kultur- und Freizeitangebote und gesunde Finanzen ein. Motiviert und mit Freude stelle ich mich auch weiterhin den verschiedenen Herausforderungen und den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger für unser lebendiges Willisau.»
Sabine Büchli
51, FDP, bisher, kandidiert als Mitglied des Stadtrats

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