Die SVP will einen Sitz im Stadtrat
Bisher war die SVP nicht im Stadtrat vertreten. Nun nominiert die Ortspartei Marlen Vogel-Kuoni als Kandidatin für einen der Sitze. Da diese jedoch von den bisherigen Parteien verteidigt werden, kommt es zur Kampfwahl.
Für die fünf Willisauer Stadtratssitze gibt es sechs Kandidaturen. Zwei davon unangefochten: Für das Amt des Präsidenten und des Ammanns sind die beiden Bisherigen André Marti und Daniel Bammert die einzigen Kandidaten.
Anders sieht es bei jenen Sitzen im Stadtrat aus, bei welchen nicht ins Amt gewählt wird: Hier gibt es vier Kandidierende für drei Sitze. Die bisher vertretenen Parteien wollen ihre Sitze verteidigen. Einen Sitz ergattern möchte neu die SVP mit Marlen Vogel-Kuoni.
Die SVP als politische Grösse
Die SVP-Ortspartei war bis anhin noch nie im Willisauer Stadtrat vertreten. «Ein SVP-Sitz in der Exekutive ist berechtigt – und für uns als Partei wichtig», sagt Marlen Vogel-Kuoni. Grund: «Nur jene Parteien, die aktiv dabei sind, können die politischen Hintergründe einer Gemeinde begreifen.» Die SVP-Ortsparteipräsidentin betont aber: «Wir greifen keinen bestimmten Sitz an.» Im Gegenteil: «In Willisau herrscht unter den Parteien ein wertschätzender Umgang, es ist ein Miteinander, kein Gegeneinander.» Deshalb spreche sie auch ungern von einer «Kampfwahl»: «Vielmehr bieten wir dem Volk eine Auswahl», sagt sie. Seit der Gründung der Ortspartei vor 23 Jahren habe sich die SVP in Willisau zur festen politischen Grösse entwickelt. «Mit einem Wähleranteil von rund 22 Prozent gehören wir in den Stadtrat», findet Vogel. Bei den Nationalratswahlen im vergangenen Herbst sei der Stimmenanteil in Willisau für die SVP mit jenem der Mitte beinahe gleichauf gewesen. Persönlich würde sie auch der Rückblick auf die Kantonsratswahlen zuversichtlich stimmen: «Dort konnte ich viele Stimmen über die Parteigrenze hinaus holen.» Das zeige ihr: «Ich bin wählbar.» Dies auch, weil sie «nur das Beste für Willisau» im Sinne habe. «Nicht die Partei-, sondern die Sachpolitik steht für mich im Stadtrat im Vordergrund.» Die Bäuerin und Kita-Miterzieherin wirkt seit acht Jahren in der Bildungskommission mit – «und hier würde ich im Stadtrat unter anderem gerne einen Schwerpunkt legen». Zudem liege ihr Fokus auf den Randregionen, wo sie ihre Wurzeln habe.
Die Mitte als wählerstärkste Partei
«Als wählerstärkste Partei vor Ort nehmen wir unsere Verantwortung wahr und stellen wiederum zwei Kandidaturen», so Mitte-Kandidat Markus Amrein. Doch er hält fest: «Schlussendlich bestimmt das Volk, welche parteipolitische Zusammensetzung und welche Köpfe es sich wünscht.» Amrein möchte seinen Parteikollegen Franz Achermann im Stadtrat ablösen. Letzterer hat sein Amt im Juli letzten Sommers angetreten, aus beruflichen Gründen tritt er nun zurück. «Ich würde mich freuen, seine Arbeit weiterzuführen – und dies längst nicht nur aus parteipolitischen Gründen», so Amrein. Viel mehr sei er überzeugt, einen «gut gefüllten Rucksack» für die Arbeit in der Willisauer Exekutive mitzubringen. «Ich wurde schon früher auf dieses Amt angesprochen, steckte damals aber noch mitten in Weiterbildungen.» Nun sei der ideale Zeitpunkt gekommen. Der Zuspruch vonseiten Bevölkerung würde ihn bestärken. Amrein hält fest: «Ich kandidiere nicht gegen jemanden, sondern für Willisau.» Das nehme er bei allen Kandidatinnen so wahr. «Der Wahlkampf verläuft ruhig, wir respektieren einander.» Würde er gewählt, so wolle er sich als Unternehmer unter anderem für gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft einsetzen, ausserdem seien ihm die Bildung (er ist seit 2023 Mitglied der Bildungskommission), die Landwirtschaft und die Digitalisierung ein Anliegen. «Es gilt, das ganzheitliche Bild nicht aus den Augen zu verlieren und langfristig gesunde Entscheide zu fällen.»
Die SP als soziale Stimme
Karin Wüest (SP) möchte in die Fussstapfen von der abtretenden Parteikollegin Irma Schwegler-Graber treten. Die SP Willisau habe vor Ort zwar «nur» knapp 10 Prozent Wähleranteil – doch die Grünen und die GLP hätten ihr ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt, so Karin Wüest. «So kommen wir ebenfalls auf die rund 20 Prozent Wähleranteil», sagt die Kandidatin. «Allgemein darf ich einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung spüren.» Freuen würden sie auch die vielen bürgerlichen Stimmen, die sich für sie einsetzen würden. «Der grosse Zuspruch bestärkt mich in meiner Meinung, wie wichtig eine soziale und ökologische Stimme im Stadtrat Willisau ist», so die Sozialarbeiterin, die seit knapp vier Jahren in der Einbürgerungskommission der Stadt mitwirkt. Sollte sie gewählt werden, würde sie sich etwa für starke Bildung und für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen.
Die FDP als bewährte Kraft
Sabine Büchli-Rudolf tritt als einzige Bisherige für einen Sitz als Stadtratsmitglied an: Seit zehn Jahren wirkt sie in der Willisauer Exekutive. Büchli ist im Stadtrat für den Bereich Umwelt und Energie, Jugend und Bürgerrechtswesen tätig. «Meine Motivation ist nach wie vor gross und Willisau liegt mir am Herzen», begründet sie ihre erneute Kandidatur. «Zudem möchte ich meine offenen Geschäfte weiterführen.» Momentan sei sie an der Umsetzung der Vereinsunterstützung im Jugendbereich oder der Rezertifizierung Energiestadt – «das RE-Audit mache ich nun zum dritten Mal, kann also von meiner Erfahrung profitieren». Büchli hofft, dass die Bürgerinnen und Bürger besagte Erfahrung zu würdigen wissen. Würde sie wiedergewählt, so wäre auch die FDP wie bis anhin mit zwei Sitzen im Stadtrat vertreten. Dies bei einem ähnlichen Wähleranteil wie die SVP. Ist das fair? «Das werde ich oft gefragt. Schlussendlich beantwortet das Volk diese Frage an der Urne.» Die Eventmanagerin und Geschäftsstellenleiterin hält jedoch fest: «Im Stadtrat wird keine Parteipolitik betrieben – entscheidend sind vielmehr Kompetenz, Erfahrung und Teamfähigkeit.» Deshalb setze die FDP auf bewährte Kräfte. «Was schlussendlich zählt, ist das Wohl der Gemeinde.»
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