"Alles metenand mache, metenand lache"

Nach drei Monaten coronabedingter Pause geht es wieder los: Die Pfadi Willisau lädt ihre Mitglieder künftig wieder zu Anlässen vor Ort ein. Das Vereinsleben stand aber auch zuvor nie still.

Pascal Schaller beim Video-Dreh zum "Knabberi-Zoo". Screenshot Video
Chantal  Bossard

«Emmer zämeha, niemert im Stech lah, alles metenand mache, metenand lache»: So lautet das Motto der Pfadi Willisau. Dass die Pfadi diesem Motto treu bleibt – in leichten, wie in etwas schwierigeren Zeiten – beweist der Verein insbesondere in der Corona­krise. «Leider können aufgrund der momentanen Situation keine Anlässe vor Ort stattfinden. Deshalb haben sich die Leitungsteams Ersatzprogramme überlegt, damit ihr auch zu Hause echte Pfadi-Stimmung erleben könnt», schreibt die Pfadi Willisau auf ihrer Website. Regelmässig luden also die Stufenleiterinnen und Stufenleiter der Biber, Wölflis und Pfadis zu Home­scouting-Anlässen. Und die hatten es in sich.

«Knabberi»-Zoo sucht Bewohner
«Hallo, ech ond de Knabberi begrüessed euch ganz herzlich zum Biber-Anlass», sagt Pascal Schaller, Pfadiname: Goofy, Pfadileiter der Biberstufe, in einem Video, welches auf der Website des Vereins aufgeschaltet ist. Goofy hält «Knabberi», einen Plüsch-Biber, in die Kamera. «De Knabberi hed e supergueti Idee gha, wobi er euchi Höuf brucht.» Die Idee: «Knabberi» will einen Zoo eröffnen. Er hat sich einen Zoo mit allem Drum und Dran gekauft. Doch das Wichtigste fehlt: die Zoobewohner. «Und genau do chömed ehr, liebi Chend, is Spöu», sagt Goofy. Die jungen Pfadimitglieder sollen Tiere aller Arten aus Salzteig herstellen, um «Knabberi»-Zoo zu bevölkern. Für den Teig braucht es ganz einfach 200 Gramm Mehl, 200 Gramm Salz und 200 Milliliter Wasser. «Dann gut umrühren und 20 Minuten stehen lassen», sagt Goofy. Er macht es sogleich vor. Ist dieser Schritt erledigt, wird aus dem Knet-ähnlichen Teig ein Tierchen geformt und im Backofen bei etwa 100 Grad drei Stunden lang getrocknet. Anschliessend kann das gehärtete Teig-Tier nach Belieben angemalt werden. Und danach? Kann es in den«Knabberi»-Zoo im Pfadiheim gebracht werden.

Viel Kreativität bewiesen
«Es war schön zu sehen, wie der Zoo tatsächlich immer mehr gewachsen ist», sagt Lukas Blümli, Pfadiname: Tadeus, Abteilungsleiter der Pfadi Willis­au. «Es war eine weitere Bestätigung dafür, dass die Kinder unsere Home­scouting-Anlässe zu schätzen wissen.» Der Verein hat Mitte Dezember die Aktivitäten vor Ort eingestellt. Doch wie bereits beim Lockdown im Frühling, drehte das Leitungsteam nicht einfach Däumchen – im Gegenteil. «Solche Online-Anlässe brauchen einiges an Planung», so Blümli. Was sonst vor Ort manchmal auch mehrmals erklärt werden kann, muss in einem Video oder schriftlich einmalig verständlich festgehalten und dokumentiert werden. Der Zoo ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Ob eine knifflige Detektiv-­Aufgabe, eine Kugelbahn-Challenge oder an der Fasnacht ein virtueller Umzug: Das Leitungsteam der Pfadi Willisau bewies viel Kreativität. Alle neuen Homescouting-Möglichkeiten wurden regelmässig auf die Website, auf Instagram und in den jeweiligen Eltern-Chat auf Whatsapp gestellt. Aber wieso dieser immense Aufwand? «Wir lassen doch unsere Mitglieder nicht im Stich!», sagt Blümli mit Nachdruck. Besonders in Coronazeiten sei es wichtiger denn je, den Kindern eine sinnvolle Beschäftigung zu geben. «Mit altersgerechten Aufgaben versuchten wir unsere Mitglieder zu fordern und fördern.» Und so zugleich die Eltern für ein, zwei Stunden etwas zu entlasten.

Aufwand lohnt sich
Die Bemühungen wurden geschätzt. «Das Leitungsteam hat viele Rückmeldungen von Eltern erhalten, die unser Engagement loben», sagt Lukas Blümli. Der 23-Jährige ist sich sicher: «Der Aufwand lohnte sich.» Schlussendlich sei die Pfadi ein Verein, wo es ums Miteinander gehe. «Und wie wir festgestellt haben, geht das auch auf Dis­tanz.» Nicht nur mit den Kindern, sondern auch innerhalb des Leitungsteams. Sämtliche Sitzungen sowie auch das Planungsweekend für das Sommerlager 2021 hätten online stattgefunden. «In der Pfadi sind meine besten Freunde, es war schon komisch, sie nicht mehr zu sehen», so Blümli. «Doch schlussendlich haben wir auch eine Vorbildfunktion – und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.» Trotzdem sei er froh, dass nun der reguläre Pfadi-­Betrieb wieder Fahrt aufnehme.

Sicherheit, ein grosses Thema
Am vergangenen Samstag war geplant, die erste Aktivität wieder vor Ort durchzuführen. Die Leitenden hatten alle Vorbereitungen getroffen und freuten sich schon riesig darauf, das Lachen in den Gesichtern und das Strahlen in den Augen der Teilnehmenden zu sehen. «Leider machte uns da das Wetter einen Strich durch die Rechnung», sagt Blümli. Meteo kündete bereits am Freitagabend Sturmböen im Mittelland an und publizierte eine Wetterwarnung der Stufe Orange. Die Möglichkeit, das geplante Programm abzuändern und Teile im schützenden Pfadiheim zu machen, liess das Schutzkonzept nicht zu. Im Moment dürfen Aktivitäten ausschliesslich im Freien stattfinden. Um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten, haben die Leitenden daraufhin den Anlass mit schwerem Herzen abgesagt.
Nichtsdestotrotz schaut Blümli nach vorne: «In der Pfadi begegnen wir Schwierigkeiten mit Zuversicht und machen das Beste daraus.» Umso mehr freue er sich nun auf den nächsten Anlass, ganz nach dem Motto: «Emmer zämeha, niemert im Stech lah, alles metenand mache, metenand lache, das esch d'Pfadi Willisau».

Chantal Bossard

Bundeslager 2021 verschoben

PFADI Schweiz Das Bundeslager der Pfadibewegung wird kommendes Jahr wegen des Coronavirus nicht stattfinden, es wird ins Jahr 2022 verschoben. Die Unsicherheiten in der Planung seien wegen des Coronavirus zu gross, schreibt die Pfadibewegung Schweiz in einer Mitteilung. Reguläre Sommerlager sollen im kommenden Jahr jedoch stattfinden, wie es in der Mitteilung vom Samstag weiter heisst. Das Bundeslager (Bula) wäre mit 35 000 Teilnehmenden einer der grös­sten Anlässe gewesen, welcher 2021 in der Schweiz stattgefunden hätte. Das Bundeslager findet alle 14 Jahre statt. Das letzte Bula hiess «Contura» und wurde im Sommer 2008 im Gebiet der Linth­ebene durchgeführt. Davor hatten im Napfgebiet (1994) und im Greyerzerland (1980) Bula stattgefunden. Dasjenige im Greyerzerland war das erste gemeinsame Lager der damals noch getrennten Verbände der männlichen und weiblichen Pfadi. Das erste Bula überhaupt fand 1925 in Ostermundigen BE statt und stand wie einige weitere danach nur männlichen Pfadis offen. Das erste Bula der Pfadfinderinnen wurde 1949 im Gotthardgebiet abgehalten. (bos)

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