Eine ausgezeichnete Idee

Landwirt Hans Peter-Suppiger und Biochemiker Roland Christen gewinnen den «Ideenscheck für Berggebiete». Ihre Idee: Sie wollen aus feiner, regional verarbeiteter Pflanzenkohle einen Wasserfilter entwickeln, der Schad- und Giftstoffe noch effektiver aus dem Quellwasser filtert.

Landwirt Hans Peter-Suppiger zeigt Kurt Zgraggen die Quellwasserfassung, wo der erste Prototyp des Wasserfilters aus Pflanzenkohle eingesetzt werden soll. Diese Fassung versorgt zwei Haushalte mit Trinkwasser. Fotos: Lukas Ziegler, Schweizer Berghilfe
 

200 Meter oberhalb von Hans Peter-Suppigers Landwirtschaftsbetrieb steht die hauseigene Quellwasserfassung. Sie versorgt zwei Haushalte mit Trinkwasser: Den von Hans Peter-Suppiger mit seiner Familie, und den Haushalt seines Nachbarn. «So viel Wasser wie heute habe ich in der Quellwasserfassung noch nie gesehen», staunt Hans Peter-Suppiger, als er die Luke der Quellfassung öffnet. Dafür verantwortlich ist der viele Regen der letzten Tage. «Es gibt aber auch Tage, da kommt wenig bis gar kein Wasser», sagt er. Private Quellwasserfassungen wie diejenige von Hans Peter gibt es in der Region Luthern etwa 200 Mal; gesamtschweizerisch sind es schätzungsweise zwischen 30 000 und 35 000.

Schadstoffe vom Regen ins Trinkwasser
Doch das Wasser aus diesen Quellen ist nicht immer unbedenklich: «Weltweit gelangen unzählige Schadstoffe in die Atmosphäre, die durch Niederschläge in unseren Bergregionen landen. Man nennt das im Fachjargon ‹Globale Destillation›», sagt Roland Christen, Inhaber von InfraTrace GmbH. Der Biochemiker ist Spezialist für Pflanzenkohle und tüftelt bereits seit vielen Jahren an Methoden herum, wie dieses Material am besten verwertet werden kann. Unter anderem auch für die Filterung von Quellwasser: «Durch die grosse Oberfläche des Kohlenstoffs hat die Pflanzenkohle eine hohe Absorptionskraft. Das heisst, sie agiert im Grunde wie ein Schwamm und kann so Schad- und Giftstoffe binden», erklärt Roland. Mit der Idee, eine einfache Lösung für die Filterung von Quellwasser mit Hilfe von Pflanzenkohle herzustellen, machte sich Roland Christen auf die Suche nach einer passenden Trinkwasserquelle für Testversuche – und kam so in Kontakt mit Hans Peter.

Hans Peter (links) und Roland Christen (rechts) haben mit ihrer Idee, mit einem einheimischen Produkt das Wasser aus Quellfassungen zu filtern und sauber aufzubereiten, die Jury des «Ideenscheck für Berggebiete» überzeugt.

Herstellungskreislauf bleibt in der Region
Trinkwasserfilter aus Pflanzenkohle kommen bereits seit vielen Jahren in Kläranlagen zum Einsatz. Zum Quellwasserfilter von Hans Peter und Roland Christen gibt es aber einen signifikanten Unterschied: «Die Pflanzenkohle, die für unseren Filter zum Einsatz kommt, ist eine Mischung aus unterschiedlich grossen Kohlestücken. Daraus ergibt sich eine riesige Oberfläche, an welcher die Schadstoffe besser anhaften können. Mit dieser sogenannten Aktivkohle haben wir die Möglichkeit, noch mehr schädliche Stoffe aus dem Wasser zu filtern», erklärt Christen. Zudem werden marktübliche Trinkwasserfilter mehrheitlich aus fossilen Ausgangsstoffen wie Erdöl oder Erdgas gewonnen. «Unsere Pflanzenkohle gewinnen wir aus einheimischen Holzresten. So stellen wir sicher, dass der Herstellungskreislauf in der Region stattfindet», sagt Peter. Die Pflanzenkohle wird durch ein Pyrolyseverfahren hergestellt, wobei Holzreste unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt werden. Am Ende entsteht ein kohlenstoffreiches, schwarzes Produkt, welches wie ein Schwamm für Nährstoffe wirkt. Zudem kann es als Lebensraum für Mikroorganismen dienen.

Gewinn wird für Prototyp und Probeanalysen investiert
Die Idee, mit einem einheimischen Produkt das Wasser aus Quellfassungen zu filtern und sauber aufzubereiten, hat die Jury des «Ideenscheck für Berggebiete» überzeugt. Der mit 15 000 Franken dotierte Innovationspreis wird von der Schweizer Berghilfe gestiftet und wird gemeinsam mit dem Verein ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz verliehen. «Wir freuen uns riesig über diese Anerkennung. Nun können wir das Projekt auf die nächste Stufe hieven», sagt Christen. Mit der Preissumme wollen die beiden Gewinner einen ersten Prototyp für die Trinkwasserquellfassung oberhalb von Hans Peters Landwirtschaftsbetrieb anfertigen und ein Jahr lang regelmässig Probeanalysen durchführen. «In einem Jahr haben wir dann Gewissheit, sobald wir die Proben genau analysiert haben», sagt Hans Peter.

Kurt Zgraggen, Geschäftsführer der Schweizer Berghilfe, übergibt den «Ideenscheck für Berggebiete» 2023 an Roland Christen (links) und Hans Peter-Suppiger (rechts). Der mit 15 000 Franken dotierte Preis wird zum sechsten Mal von der Schweizer Berghilfe gestiftet und gemeinsam mit dem Verein ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz verliehen.

Kurt Zgraggen, Geschäftsführer der Schweizer Berghilfe, sieht in dem Projekt grosses Potenzial: «Mit der Möglichkeit, aus Pflanzenkohle Quellwasser zu filtern, sorgen Hans und Roland nicht nur dafür, dass die Qualität des Trinkwassers für viele Haushalte besser wird, sondern sie nutzen auch einen einheimischen Rohstoff. Ich würde mich nicht wundern, wenn dieser Quellwasserfilter bald schweizweit zum Einsatz kommt».pd/WB

Ausschreibung «Ideenscheck für Berggebiete»: Der nächste «Ideenscheck für Berggebiete» wird im dritten Quartal 2024 vergeben. Teilnahmeberechtigt sind innovative Einzelpersonen und Kleinunternehmen, die im Zentralschweizer Berggebiet liegen. Alle Informationen zum Wettbewerb findet man unter: www.itz.ch

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.