Nachruf

20. Oktober 2016

Ursula Sommer-Ude

Gettnau

Ursula Sommer-Ude wurde am 30. Januar 1930 den Eltern Heinrich und Juliane Ude-Nehmann in Weiden in der Oberpfalz (Bayern) geboren. Ursula und ihre beiden jüngeren Geschwister René und Irmgard erlebten eine schwierige und entbehrungsreiche Kindheit. Auch der Zweite Weltkrieg prägte ihre Kindheits- und Jugendjahre. Ein sehr traumatisches Erlebnis hatte Ursula gegen Ende des Krieges, als auf dem gemeinsamen Schulweg ihre Schulkollegin von einem amerikanischen Jagdflieger erschossen wurde. Doch schon damals, wie auch ihr ganzes Leben lang, hatte sie einen starken Glauben. Dieses Gottvertrauen hat ihr auch später in manch schwieriger Lebenslage Mut und Kraft gegeben.

Nach Beendigung der Schulzeit fand Ursula Arbeit in einer Gastwirtschaft mit Bauernhof. Sie war dort Mädchen für alles. Die Zeiten nach dem Krieg waren hart, die Arbeitstage lang und die Arbeit schlecht bezahlt. Mangels anderer Gelegenheiten harrte sie dennoch mehrere Jahre an diesem Platz aus.

Durch ein Stelleninserat kam sie Anfang April 1954 in die Schweiz, zur Familie Sommer nach Gettnau, in den «Rodenstein». Zwischen Ursula und Sohn Walter entwickelte sich eine grosse Liebe. Am 11. April 1955 wurden sie in der reformierten Kirche in Willis­au getraut. Mit den Geburten von Hanni, Lydia, Margaretha und Walter wurde Ursulas Wunsch nach einer gros­sen Familie erfüllt. Mit unendlicher Freude, Wohlwollen und Stolz verfolgte sie die Entwicklung ihrer Kinder, welche ihr sehr am Herzen lagen. Für uns Kinder war sie immer der zentrale Punkt der Familie. Auf dem Hof gab es täglich viel Arbeit, der «Rodenstein» war damals noch nicht mechanisiert. Doch Ursula liebte das Leben als Bäuerin, sie arbeitete sehr gerne im Stall und auf dem Feld. Mit Freude pflegte sie ihren Garten und den grossen Pflanzblätz. In den wenigen freien Momenten hat sie gern gelesen und Kreuzworträtsel gelöst.

1979 übergaben unsere Eltern den Hof an Hanni und Franz. Im «Stöckli» konnten sie es nun etwas ruhiger angehen. Zur Silberhochzeit gönnten sie sich erstmals Ferien. Sie hatten nun auch endlich Zeit, Verwandte und Freunde in Deutschland zu besuchen. Die Kinder heirateten und die Familie wurde um neun Enkelkinder grösser. Ursula war eine wunderbare Grossmutter. Sie genoss es sehr, dass sie sich nun für ihre Grosskinder die Zeit nehmen konnte, die sie für die eigenen Kinder nicht hatte. Unzählige Stunden verbrachte sie mit ihnen im Wald, im Kräutergarten oder in der gemütlichen Stube beim gemeinsamen Spielen. Ihre Enkelkinder liebten ihre Geschichten und ihr herzhaftes Lachen.

Als 1989 die 12-jährige Helen und 1991 der 16-jährige Michael durch einen tragischen Verkehrsunfall starben, war das für Ursula und Walter fast nicht zu ertragen. In dieser schweren Situation suchten und fanden sie beide auch Kraft und Trost im Glauben an Gott. Mit der Zeit kehrte ihre Lebensfreude wieder zu einem grossen Teil zurück. Aufmerksam verfolgten sie die Entwicklung ihrer anderen Enkelkinder und sorgten sich um ihr Wohlergehen.

Nach dreijähriger, schwerer Krankheit starb Walter am 30. Januar 1998, genau an Ursulas Geburtstag. In dieser schwierigen Zeit war sie vor allem um die Gesellschaft ihrer Grosskinder froh, die ihr oft über viele traurige Momente hinweghalfen.

Mit 77 Jahren wagte Ursula einen neuen Schritt. Sie zog ins Dorf in eine hübsche kleine Wohnung. Regelmässig besuchte sie Bekannte in den verschiedenen Altersheimen in der Umgebung. Seniorennachmittage und Turnen waren willkommene Abwechslungen in ihrem Alltag. Aber nach und nach schwanden ihre Kräfte. Nach mehreren Stürzen konnte Ursula nicht mehr alleine leben. So entschlossen sich Hanni und Franz, Mutter bei sich in der Familie aufzunehmen. Mit Freude erlebte sie die Geburten von fünf Urenkelkindern.

Doch hatte Ursula nun immer mehr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Im Winter 1983 hatte sie, nach einem Sturz auf den Hinterkopf, eine Hirnblutung erlitten. Von da an war sie eigentlich nie mehr richtig beschwerdefrei. Mit dem Alter wurden die Beschwerden mehr und mehr. Vor allem hatte sie grosse Mühe mit dem Gehen. So trat Ursula Mitte März 2013 ins Begegnungszentrum Violino, Zell, ein. Dort wurde sie vom Pflegepersonal aufs Beste betreut und umsorgt. Sie liebte die Besuche ihrer Angehörigen und Bekannten. Allmählich wurde sie immer ruhiger und beteiligte sich weniger an Gesprächen. Doch genoss sie es jeweils, mitten in einer grossen Besucherrunde zu sitzen und zuzuhören.

Für uns alle überraschend ist Ursula Sommer-Ude am Dienstag, 13. Oktober 2015, leise von uns gegangen. Liebe Mutter, mit Dankbarkeit können wir auf dein bescheidenes, doch reich erfülltes Leben zurückblicken. Trotz vielen schwierigen Lebensereignissen hast du dir stets ein sonniges und heiteres Gemüt bewahrt. Wir werden dich nie vergessen.

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