Nachruf

03. April 2024

Theodor Birrer-Keiser

Theodor Birrer-Keiser
Zell

Unser Vater, Theodor Birrer, wurde am 24. April 1928 als 6. Kind von insgesamt elf Geschwistern in Briseck, Zell, geboren. Er wuchs zu einem grossen Teil mit seinen sechs Schwestern und vier Brüdern in der aus der ehemaligen Habermühle umgebauten Schreinerei auf. Die Arbeitslosigkeit der Dreissigerjahre und die folgenden Kriegsjahre, eine Zeit wirtschaftlicher Not, zu der auch das mühsame Ährenauflesen im Sommer gehörte, warfen ihre Schatten in das Leben der grossen Familie.

So verbrachte Theo nach der 3. Primarklasse fünf lebensprägende Kinderjahre auf einem Bauernhof auf der «Stocki» in Zell. In dieser schwierigen Zeit, als viele Männer in den Kriegsjahren Militärdienst leisteten, half er – selbst noch in Kinderschuhen – den Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft zu lindern. In diesen Jahren besuchte Theo die Primar- und Sekundarschule in Zell, anschliessend absolvierte er eine Schreinerlehre.

Die Gesellenjahre führten ihn nach Abtwil im Kanton Aargau und nach Büron im Kanton Luzern, wo er seine spätere Ehefrau Marie-Louise kennenlernte. Sie heirateten am 24. März 1951, nicht zuletzt, da er seine Marie-Louise mit seinem Töff mit Seitenwagen beeindruckte. Aus der Ehe gingen vier Töchter und vier Söhne hervor, denen 18 Grosskinder und 19 Urgrosskinder folgten. Daraus wird ersichtlich, dass Theo ein Familienmensch war, für den der familiäre Zusammenhalt eine hohe Bedeutung hatte.

Er liebte seinen Beruf, die Kreativität und das solide Handwerk. 1952 kehrte er in die väterliche Schreinerei in Briseck zurück, die er 1960 übernahm. Als Schreinermeister engagierte er sich stark für den Berufsstand. So war er Präsident des kantonalen Verbandes und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Schreinermeisterverbands. Zudem setzte er sich mit vollen Kräften in der Ausbildung der angehenden Berufsleute ein: als Lehrmeister vieler Lehrlinge, als Mitinitiant der Ausbildungsstätte für die Ausbildung der angehenden diplomierten Schreinermeister auf dem Bürgenstock und als Prüfungsexperte bei den Lehrabschlussprüfungen.

Theo engagierte sich zudem in vielfältiger Weise für die Öffentlichkeit. Viele Jahre gehörte er dem Gemeinderat von Zell an und prägte das örtliche Geschehen als Gemeindeammann. Politisch in der CVP beheimatet, hatte er auch immer soziale Anliegen und die Gemeinschaft im Auge.

Als überaus geselliger Mensch war er in vielen Vereinen aktiv. Zuerst im Turnverein, später in der Männerriege, bis ins hohe Alter im Schützenverein und auch im Schwingklub. So gibt es unzählige Erinnerungen an Wanderungen bei Turnfahrten, Erlebnissen an Turnfesten, Schützenfesten, Reisen mit den Schreinermeistern usw.

Besonders angetan war er von der Jagd. Er legte 1972 die Jägerprüfung ab. Danach war er ein sehr aktiver Weidmann. Nach seiner Pensionierung konnte er sich diesem Hobby vermehrt widmen. Bis ins hohe Alter und auch als über 90-Jähriger konnte er mit den Zeller Jägern weiterhin auf die Pirsch gehen. Ein besonderes Vergnügen: Die Jagdhütte auf dem Bodenberg – deren Grundgerüst ein ehemaliges Holzlager der Schreinerei in Briseck ist – war dabei ein geliebter Treffpunkt – auch für Familienfeste.

Unvergessen bleiben die zahlreichen Familienferien am Sarnersee. Auch das Jassen mit Familie und Freunden war ihm ein besonderes Vergnügen. In späteren Jahren zeigte er ein grosses Interesse am sportlichen Geschehen und beeindruckte so manchen mit seinem profunden Wissen.

In seinem langen Leben gab es auch Schicksalsschläge. Der Verlust eines Fingers ist als Schreinermeister fast selbstverständlich. Der tödliche Unfall der Schwiegertochter Vreni, der Hinschied seiner Geschwister, der frühe Tod der Söhne Urs und Theo belasteten ihn sehr. Dazu gehört auch der Tod seiner Frau Marie-Louise, die nach längerer Krankheit im Jahre 2015 verstarb. Theo hatte sie fürsorglich und liebevoll gepflegt.

Der Werkstoff Holz hatte für ihn eine besondere Bedeutung. Und wie das Holz, so waren auch einige seiner Charakterzüge. Manchmal hart, mal weich. Flexibel und doch stabil. Biegsam und vielfältig. Charaktervoll und schön gemasert. Familie und Freunde beschreiben ihn als positiven, optimistischen Menschen, grosszügig gegenüber seinen Mitmenschen und humorvoll. Er war ein strategischer Denker, ein Netzwerker, sozial, offen für alle Generationen und ein Mentor für viele Mitmenschen.

Selbstbestimmt zu leben und niemandem zur Last zu fallen, war ihm sehr wichtig. Deshalb baute er für sich und seine Frau noch mit über 80 Jahren ein neues Zuhause am Fröschlochweg. So war es ihm vergönnt, bis kurz vor seinem Tod, nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung seiner Töchter und Söhne sowie weiterer lieben Menschen, selbständig zu Hause in seiner Wohnung zu leben. Nach einem kurzen Spitalaufenthalt verstarb er am 23. Januar 2024 im Spital Wolhusen im Kreise seiner Angehörigen.

Selbstbestimmt und selbstgewählt bis zuletzt. Die Trauerfamilie dankt allen, die ihn in jungen, mittleren und älteren Jahren in Freundschaft begleitet haben. Theo, Va, Vati, nun lassen wir dich ziehen und behalten dich in Erinnerung in unseren Herzen.