Nachruf

11. Juli 2016

Sophie Renggli-Aregger

Menznau/Geiss

Unsere Mamme hat uns im Betagten- und Pflegeheim Weiermatte, Menznau, verlassen. Sie war nie ernsthaft krank, wurde jedoch altersbedingt immer schwächer und ist am Mittwoch, 1. Juni, friedlich für immer eingeschlafen. Wir sind dankbar, dass sie so lange unter uns bleiben durfte.

Unsere Mamme wurde am 6. März 1914 auf dem Bauernhof March, Doppleschwand, geboren. Die Liegenschaft March ist der letzte Bauernhof in Doppleschwand in Richtung Entlebuch und liegt auf fast 1000 Meter über Meer.

Als erstes Kind von Hermann und Sofie Aregger-Brun wuchs sie in einfachen Verhältnissen innerhalb einer Grossfamilie mit acht Geschwistern und fünf Stiefgeschwistern auf. Die Schule besuchte sie im Schulhaus Holz oberhalb Entlebuch. Die Gesamtschule mit sieben Klassen hat ein Lehrer unterrichtet. In die Christenlehre mussten die Schüler in die Kirche nach Doppleschwand und erreichten ihr Ziel nach einem stündigen Fussmarsch. Für Fahrräder fehlte das Geld und der heutige Schulbus war noch unbekannt.

Nach der Schulentlassung musste Mamme zuerst zuhause mitarbeiten, bis ihre jüngeren Geschwister etwas grösser waren. Mit 20 Jahren konnte sie «is Geu use», wie die Entlebucher sagen, und bekam Arbeit auf einem Bauernhof in Wolhusen. Zwei Jahre später wurde im Landgasthof Ochsen, Geiss, eine Küchenhilfe gesucht. Mamme konnte eintreten und bei Frau Eiholzer in der Küche arbeiten und das Kochen erlernen. An Sonntagen servierte sie jeweils in der Gaststube. Dort lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Sepp – unseren Vater – kennen. Die Hochzeit wurde 1939 in der Kapelle Hergiswald ob Kriens gefeiert.

Im Chalet Baumgärtli konnte das junge Paar die Dachwohnung beziehen und dort kam 1940 ihr erster Sohn Sepp, während des Zweiten Weltkrieges, auf die Welt.
Bei der Mobilmachung wurde unser Vater – wie viele andere Wehrmänner auch – zum Aktivdienst aufgeboten. Der Lohnausfall und der Sold der Soldaten war bescheiden. Mamme konnte im «Mühlehof», Geiss, als Aushilfe mithelfen und war dort sehr willkommen. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Geisser Moos Torf ausgestochen und zum Trocknen gelagert. Unsere Eltern halfen mit und konnten etwas Geld verdienen, bevor unser Vater 1946 seine Wagnerei einrichten und eröffnen konnte.

Ein Jahr darauf wurde im Schulhaus Geiss die Abwartstelle mit Wohnung frei. Ein Glücksfall für die junge Familie. Sie konnten umziehen und Mamme übernahm die Stelle als Abwartin im Nebenamt.

Im Winter 1948 kam dort ihr zweiter Sohn Franz zur Welt.

Nach dem frühen Tod unseres Vaters 1976 durfte Mamme noch viele Jahre als Schulhausabwartin weiter tätig sein.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Schulhauses und dem Neubau der Turnhalle im Jahre 1982 gab es eine Änderung. Toni und Pia Baumeler bezogen die Wohnung und übernahmen die Abwartfunktionen. Mamme konnte die neu erstellte 1-Zimmer-Wohnung beziehen und durfte noch einen Teil des Schulhauses betreuen und dies bis ins hohe Alter. Diese Aufgabe hat sie mit Freude erfüllt und das Schulhaus betreut wie ihr Eigentum.

Das Wohl der Familie war ihr stets wichtiger als ihre eigenen Bedürfnisse. Wir hatten oft den Eindruck, dass es ihr mehr Freude bereitete, uns zu beschenken als umgekehrt.

Ihre gewohnte Umgebung hat sie nur ungern verlassen. Am liebsten war sie zuhause in ihrem geliebten Dorf Geiss.

Mit kleinen Geschenken erfreute sie ihre vier Grosskinder immer wieder. Sie war ehrlich und korrekt und lebte sehr bescheiden. Dank dem Lesen der Tageszeitungen war sie immer bestens orientiert über das Geschehen über die Gemeindegrenze hinaus.

Die Pilgerreise nach Lourdes an ihrem 65. Geburtstag hat sie tief bewegt und in ihrem christlichen Glauben gestärkt.

Als sie 1996 mitbekam, dass eine personelle Änderung der Abwartstelle bevorstand, war für Mamme der Eintritt ins Altersheim willkommen und für uns, da sie bereits 92 Jahre alt war, eine gute Lösung,

Im Betagten- und Pflegeheim Weiermatte, Menznau, hat sie sich recht schnell eingelebt und durfte dort noch zehn Jahre umsorgt weiterleben.

Wir waren immer wieder erstaunt, wie sie ihre Kaffeetasse mit einer Hand anheben konnte, ohne einen Tropfen auszuschütten – und dies in ihrem hohen Alter.

Wir danken dem Pflegepersonal vom 3. Stock recht herzlich für die gute Betreuung. In den letzten Wochen war Mamme auf die Pflege angewiesen und sie hat diese auch bekommen.

Es gab immer Nachbarn, Verwandte und Bekannte, die Zeit gefunden haben, sie zu besuchen oder mit einem Telefon zu überraschen. Sie hat dies sehr geschätzt und uns immer wieder davon erzählt. Danke auch der Frauengemeinschaft von Geiss und Menznau für ihre Besuche und Einladungen.

Wir danken dir, liebe Mamme, Schwiegermamme, Grossmamme und Urgrossmamme für alles Liebe und Gute. Wir gönnen dir deine verdiente Ruhe.

Deine beiden Söhne Sepp und Franz