Nachruf

10. November 2016

Rosa Dubach-Christen

Zell (früher Luthern)

Am 22. August 1913 erblickte unser Tanti im «Unterflühlen», Luthern, das Licht der Welt. Als jüngstes Kind erlebte es mit seinen drei Brüdern und einer Schwester eine frohe, aber einfache Kindheit. Damals gab es noch kein elektrisches Licht und die Arbeiten im Haus und auf dem Hof waren sehr arbeitsintensiv. So war unser Tanti nach der Schulzeit im elterlichen Haushalt eine willkommene Hilfe, besuchte Nähkurse und wurde bald zur talentierten Näherin.  
Am 27. April 1942 läuteten die Glocken der Pfarrkirche Luthern zu einem ausserordentlichen Ereignis: nämlich zur Doppelhochzeit von Rosa Christen und Alois Dubach und ihrem Bruder Hans Christen mit Margrit Birrer. Da dies mitten im Zweiten Weltkrieg war und ihre zukünftigen Ehemänner im Aktivdienst standen, waren alle erleichtert, dass die Doppelhochzeit stattfinden konnte.
Ihr Heim, «Zur alten Schmiede» in der Hofstatt, konnten sie zuerst mieten und nach einigen Jahren käuflich erwerben. Das war für unser Tanti ein prägendes Ereignis und nun wurde sein Garten zum grossen Schmuckstück. Die schönsten Geranien und Dahlien waren in seinem Garten und natürlich auch der knackigste Salat. Aber auch die besten Eier legten seine Hühner. Denn Tanti hatte nicht nur einen «grünen Daumen», sondern hegte und pflegte auch seine Hühnerschar.
Nicht nur im Garten, sondern auch in der Stube wirkte Tanti mit vollem Elan. Seine Nähmaschine ratterte oft bis spät in die Nacht. Daneben gab es auch Kurse zum Nähen von Bubenhosen. Tanti fand für alle Probleme eine Lösung und wurde von seiner Kundschaft sehr geschätzt. Seine Ausstrahlung, sein liebevolles Wesen machten einen Besuch bei ihm stets zu einem positiven Erlebnis.
Da ihrem Eheglück keine Kinder geschenkt wurden, war Tanti auf der Dubach- und Christen-Seite immer bereit einzuspringen. Als seine Schwägerin Franziska, Mutter von zehn Kindern, starb, war Tanti eine unentbehrliche Hilfe und Vertrauensperson, welche den Kindern mit Rat und Tat zur Seite stand. Aber auch im «Flühlen», beispielsweise bei der Grosswäsche, war Tanti häufig mit dabei. Gerne denken wir an diese schönen Erinnerungen zurück.
Nebst aller Arbeit fand das Ehepaar Zeit für Ausflüge mit dem Velo. Beispielsweise ins Melchtal oder ins Berner Oberland. Frühmorgens fuhren sie mit ihren schweren Stahlrössern los und unterwegs wurde noch ein Gottesdienst besucht. Bequemer wurden dann die Ausflüge mit der Vespa und gerne erzählte Tanti von diesen Erlebnissen. Ein weisser VW Käfer war dann der Höhepunkt für viele schöne Ausfahrten und sicherte ihnen die Möglichkeit, an den Gottesdiensten in Luthern und Umgebung teilzunehmen. Unser Tanti war eine ausgeprägte Muttergottes-Verehrerin und pilgerte in seinem Leben mehrmals nach Lourdes, aber auch nach Assisi. Die näheren Pilgerorte wurden von ihm jährlich besucht und verehrt.
Der 18. August 1994 brachte eine entscheidende Wende in Rosa Dubachs Leben, als Ehemann Alois nach kurzer, schwerer Krankheit starb. Diesen Schicksalsschlag trug Tante Rösli mit ihrem Glauben und Gottvertrauen bewundernswert. Sein Lebensmotto, «Muesch z'frede sy ond das näh, wo dir der Herrgott scheckt», lebte unser Tanti bewundernswert vor. Wenn andere ins Altersheim ziehen, zog Tanti mit 81 Jahren ins Haus Azalee nach Luthern. Den Haushalt besorgen, turnen, jassen und liebevolle Begegnungen mit den Mitbewohnern prägten nun seinen Alltag. Fast täglich ging es über den Friedhof, füllte Weihwasser auf, goss die Blumen seiner Liebsten und gedachte ihnen im stillen Gebete. Begegnungen mit unserem Tanti waren immer ein Sonnenschein. Jammern und Klagen kannte es nicht. Aufgeschlossen und interessiert verfolgte es auch das Geschehen auf dieser Welt.
Als die Spuren des Älterwerdens stärker wurden, entschloss es sich im Herbst 2011, in den Wohn- und Begegnungsort Violino, Zell, umzuziehen. Durch seine liebevolle Art und seine Zufriedenheit war Tanti beim Pflegepersonal sehr beliebt. Es freute sich stets, wenn Besuch kam und lächelnd meinte es oft: «Dr Herrgott werd scho wösse, wenn er mech rüeft.»
Am Samstagmorgen, 14. November 2015, durfte Tanti im 103. Lebensjahr friedlich für immer einschlafen. Tanti, du lebst in unseren Herzen weiter und wir wünschen dir, was du uns oft sagtest: «Bhüet di Gott!» In dankbarer Erinnerung: deine Nichten und Neffen.