Nachruf

12. Oktober 2015

Marina Fuchs

Marina Fuchs
Nebikon/Schötz

Marina, wir glauben nicht nur, nein, wir sind sicher, dass du immer noch unter uns bist. Dein Körper mag von uns gegangen sein, deine Seele jedoch ist hier bei uns. Wir glauben, dass du eingegangen bist in eine glückliche Welt. Wir sind sicher, dir geht es gut, du schaust auf uns herab und fragst dich vielleicht, warum wir so traurig sind. Wir sind hier, um uns von dir zu verabschieden. Weil wir wissen, dass du ein Mensch warst, der viel und gerne gegeben hat, bitten wir dich auch um deine Hilfe, diesen Abschied besser meistern zu können.

Deine Zeit unter uns war nur kurz, doch möchten wir uns nochmals erinnern. Erinnern an deine wichtigen Ereignisse und auch erinnern an unsere speziellen Momente mit dir.

Marina, du wurdest geboren am 24. April 1987. Lange mussten deine zwei Schwestern und deine Eltern auf dich warten, deine Geburt war schwierig und dauerte 24 Stunden. Dass du ein Mädchen wurdest, war allen schon vorher klar, denn einen «Bubennamen» hätte man gar keinen gehabt. Marina, dein Name war der Vorschlag deines Vaters und als Nachzüglerin wurdest du von allen gerne verwöhnt.

Die ersten vier Kinderjahre konntest du in der Käserei Wauwil geniessen, wo deine Eltern den Laden führten. Schon als «kleiner Fratz» hast du wie eine richtige Ladentochter Kunden bedient und als Belohnung nur zu gerne von den süssen Köstlichkeiten genascht.

Ein sehr gutes Verhältnis hattest du zu deinen Verwandten Edith, Franz, Roger und Eveline, die im gleichen Haus wohnten. Ab und zu hast du dich auch bei ihnen verkrochen, um einem Tadel deiner Eltern zu entgehen. Als vor drei Jahren Tante Edith starb, warst du sehr traurig über diesen Verlust.

1991 zog die ganze Familie um nach Nebikon. Den Kindergarten und deine ganze Schulzeit hast du dort absolviert. Schon damals hast du deine Liebe für Kinder entwickelt und hast oft und gerne andere Kinder gehütet. Mit 13 Jahren hattest du deinen ersten Auftritt, zusammen mit deinem Papi. Das Singen wurde nun zu deinem grössten Hob­by.

Nach deiner Schulzeit begannst du die Kaufmännische Lehre mit Berufsmatura bei der Luzerner Regiobank Schötz und Dagmersellen. Auch nach dem Lehrabschluss bist du deinem Arbeitgeber treu geblieben und hast drei Jahre als Kundenberaterin in Dagmersellen gearbeitet. Dann war es für dich, Marina, Zeit für eine neue Herausforderung. Von 2009 bis 2015 warst du dann bei der Paraplegiker-Vereinigung in Nottwil angestellt. Du warst verantwortlich für die Administration und das Eventmanagement. Der Rollstuhlmarathon Schenkon oder diverse Europa- und Weltmeisterschaften im Behindertensport gehörten in deinen Aufgabenbereich. 2014 hast du zudem das Diplom zur Sportmanagerin erlangt. Nach diesem strengen Schulabschluss hast du dir ab Februar dieses Jahres eine Auszeit genommen. Du wolltest dich beruflich neu orientieren und hattest bereits eine Bewerbung mit guten Aussichten an der Hochschule Luzern am Laufen.

Marina, nebst deiner Arbeit liebtest du die Bewegung in der Natur, das Kochen, ein feines Essen, und du liessest dich auch gerne bei einer Handmassage verwöhnen.

Ganz wichtig waren dir auch deine «Gottekinder». Genau an deinem 18. Geburtstag kam dein erstes «Gottekind» Milena zur Welt. 2006 folgte dann Marco und 2011 Lukas. Für deine «Gottekinder» nahmst du dir immer viel Zeit. Sei es fürs Baden, Basteln, Spielen, Guetzlibacken oder für Ausflüge. Auch in diesem Frühjahr, während deiner Auszeit, hast du noch alle Versprechen an deine «Gottekinder» eingelöst.

Nicht nur ein Hobby, sondern deine Leidenschaft war das Singen. Zu deiner göttlichen Begabung gehörte nebst einem feinen Musikgehör auch deine wunderbare Stimme. Deine Stimme konnte nicht nur kräftig erschallen, nein, sie berührte die Menschen auch mit ihrer Feinheit und mit ihrer Lieblichkeit. Schon früh sangst du mit bei «Live in Church». Eine Herzensangelegenheit waren für dich die Auftritte mit deinem Papi. Zusammen tratet ihr auf an Geburtstagen, Hochzeiten oder auch an kirchlichen Feiertagen wie Allerheiligen. Dabei war es dir wichtig, die Zuhörer nicht nur mit der Musik, sondern mit deiner Stimme zu entzücken und ihnen ein unvergessliches Erlebnis zu schenken. Die etwas härteren Töne brauchtest du als Sängerin der Gruppe «BronxX», einer Cover-Rockband. Am 10. November 2011 hattest du mit dieser Gruppe einen Auftritt im Stadtkeller Luzern. Dieser Auftritt war auch gleichzeitig dein erstes Date mit Fabian. (Allerdings ein Date, das noch ohne Kuss blieb.) Den ersten Kuss gab es dann übrigens zehn Tage später, als Fabian dich mit einer roten Rose und einer Flasche Wein überraschte. Fabian war für dich der Mann, von dem du sagtest: «Das ist er.» Im Februar 2013 seid ihr dann in eine gemeinsame Wohnung nach Schötz gezogen. Du, Marina, und Fabian hattet viele Gemeinsamkeiten. So sah man euch beim Sport in der Natur oder im Fitnesscenter. Gemeinsam habt ihr das feine Essen geliebt und Ferien mit ausgedehnten Reisen zu einem eurer Hobbys gemacht.

Bei der Ausübung eines deiner Hob­bys kam es dann am 18. April zu diesem tragischen Unfall. Noch auf der Unfallstelle wurdest du von Fabian reanimiert und ins Inselspital Bern begleitet. In den schmerzlichen Tagen der Hoffnung hatte dich der Kampf um dein Leben stark ermüdet. Du hast dich am 1. Mai entschieden, den Kampf zu beenden, und hast dich in die ewige Ruhe begeben. Doch dein Tod schenkte Leben für andere. So konnten, dank der Spende deiner Organe, die ganz sicher in deinem Sinne waren, zwei Leben gerettet werden. Zwei weitere haben ohne Dialyse nun mehr Lebensqualität.

Marina, bei deinen Angehörigen hinterlässt du eine grosse Lücke. Wir vermissen dich und hoffen auf ein Wiedersehen.