Nachruf

17. Oktober 2016

Marie Stöckli

Hüswil/Hofstatt

Marie Stöckli wurde am Stephanstag, 26. Dezember 1928, in Hofstatt geboren. Sie war das zweitälteste Kind von Johann und Marie Stöckli-Hodel und durfte zusammen mit acht Geschwistern auf dem Bauernhof Hinter-Ober Walsburg aufwachsen. Die Kinder- und Jugendzeit waren geprägt von vielen Erlebnissen, zusammen mit ihren fünf Brüdern und drei Schwestern. Schon von klein auf war sich Marie gewohnt anzupacken. Gerade auch in der Zeit der Kriegsjahre mussten alle mithelfen und Marie war eine begehrte Kraft, die nicht nur zu Hause, sondern auch auf anderen Höfen gern gesehen war.


All ihre Schuljahre absolvierte sie in der Hofstatt. In der Hauswirtschaftsschule Pfäffikon im Kanton Schwyz holte sie sich das nötige Rüstzeug für das Führen eines Haushalts. Dieses Wissen half ihr immer wieder, das hofeigene Obst, Gemüse und Fleisch richtig zu verwerten und haltbar zu machen. So konnte sie auf vielseitige Weise eine Selbstversorgung ermöglichen.
Im Jahre 1954 zog sie mit ihren Brüdern Hans und Toni auf die Liegenschaft Farn. Während Jahren war sie auf diesem grossen Pachtbetrieb eine zuverlässige Stütze in Haus und Hof. Nachdem ihre Mithilfe zu Hause wieder gebraucht wurde, kehrte sie nach zehn Jahren auf den elterlichen Hof zurück.


Im Dezember 1966 verstarb ihr Vater – im April 1984 ihre Mutter. Marie arbeitete  mit unermüdlichem Einsatz, zusammen mit ihren Brüdern Sepp und Alois, auf der «Walsburg». Nebst allen Aufgaben im Haushalt kümmerte sie sich auch um die Hühner und die Schweine und arbeitete im Garten, auf dem Pflanzplätz und beim Einbringen der Heu-, Obst- und Getreideernte mit.


Viel Freude und Abwechslung bereitete ihr das Tanzen bei der Trachtengruppe Luthern. Ihre schöne Luzerner Tracht trug sie auch gerne an den hohen Kirchenfesten mit Würde und Stolz.
Ein Besuch auf der «Walsburg» oder gar ein paar Ferientage waren für uns Nichten, Neffen und Patenkinder immer eine besondere Freude. Selbstverständlich durften wir mit Tante Marie die jungen Ferkel im Stall besuchen und die Hühner mit Futter aus der alten Blechbüchse verwöhnen. Wir waren jeweils wahnsinnig stolz, wenn wir für den selber gemachten Himbeersirup Wasser von der unteren Brunnenröhre beim Stalleingang holen durften, deren Quellwasser besonders kühl war. Dem besten Sirup aller Zeiten stand nichts mehr im Weg. Bei Tante Marie durften wir auch unsere Milch aus den alten Chacheli trinken. War diese einmal zu heiss, so leerte sie Marie einfach in den Unterteller und wir schlürften sie geräuschvoll aus. Selbstverständlich war aus unserer Sicht die Milch immer zu heiss. Nie vergessen werden wir auch die feinen, selbst gebackenen Ankenzöpfe, die knusprige Rösti sowie die Chriesi­stei-Säckli aus dem Ofenloch, die uns Tante Marie ins Bett brachte, wenn wir kalte Füsse hatten. Marie war eine ruhige, liebenswürdige Frau, die sich rührend um uns kümmerte.


Marie Stöckli  war auch eine gute Gastgeberin. Bei einem sonntäglichen Besuch wurden die Gäste immer mit einem währschaften Zobig bedient und selbstverständlich durften ein «Tschau Sepp», ein «Büüter» oder ein «Schieber» nie fehlen. «D'Händ müesse choche, lesme, jäte, aber ou stöu si ond bätte». Dieser Spruch hing an der Wand in der Stube. Der Satz fasst sehr gut zusammen, was Marie Stöckli wirklich wichtig war im Leben. Obwohl sie jahrelang an starker Polyarthritis litt, arbeitete sie unermüdlich und pflichtbewusst. Schmerzten die Hände jeweils stark, so band sie diese einfach ein und arbeitete selbstverständlich und ohne Jammern und Klagen weiter. Ihren Haushalt erledigte sie zuverlässig und auf den wunderschöne Blumen- und Gemüsegarten durfte sie zu Recht stolz sein. Ihre aus­serordentlich demütige Haltung hat uns immer wieder tief beeindruckt.


Nebst dem Arbeiten fand sie immer auch Zeit, Kraft aus ihrem Glauben zu holen. Der sonntägliche Kirchenbesuch stärkte sie und das Beten gab ihr Zuversicht auf dem weiteren Weg. Mit viel Liebe hat Marie auch die Hofkapelle Walsburg gepflegt. Regelmässig hat sie Blumen und Kerzen vorbeigebracht und eine Gebetspause eingelegt. Dabei hatte sie immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitmenschen und schloss diese in ihre Gebete mit ein. Die Muttergottes war eine treue Begleiterin in ihrem Leben.


Im Alter von 74 Jahren zog Marie Stöckli 2002, zusammen mit ihren Brüdern Alois und Sepp, nach Hüswil in eine Wohnung. Dank der Möglichkeit, auch hier einen grossen Garten zu bewirtschaften, fiel ihr der Umzug etwas leichter. Auf die Unterstützung «ihrer Buebe», wie sie jeweils sagte, konnte sie sich auch hier immer verlassen. Man half einander, wo man konnte, jedes hat seinen Teil zum gemeinsamen Zusammenleben beigetragen.


In den letzten Jahren hat sich der Gesundheitszustand von Tante Marie stets verschlechtert und nach einem Spitalaufenthalt war ein Wechsel ins Altersheim unumgänglich. Knapp zwei Jahre wohnte sie im Alters- und Pflegezentrum in Willisau, wo sie liebevoll gepflegt und umsorgt wurde. Wenn man sie fragte, ob es ihr hier gefalle, dann sagte sie jeweils: «Momou, es sei liebi Meitschi do.»


In der Nacht vom Dienstag, 13. September, wurde Marie Stöckli von ihren Altersbeschwerden erlöst und durfte friedlich zu ihrem Schöpfer heimkehren.


Wir verabschieden uns von einer ruhigen, schaffigen, liebenswürdigen Frau, die ohne Jammern und Klagen ihren Weg gegangen ist und einen Platz in unseren Herzen eingenommen hat.

Uf Wederluege, Tante Marie, danke vöu Mou ond Vergelts Gott!