Nachruf

28. Januar 2016

Marie (Miggi) Erni

Marie (Miggi) Erni
Egolzwil/Schötz

Am 14. August 1922 kam Marie als drittes Kind von Johann und Bertha Erni-Kaufmann auf dem elterlichen Hof in Egolzwil zur Welt. Miggi, wie wir sie alle nannten, erlebte zusammen mit ihren vier Geschwistern unter der Liebe ihrer Eltern eine einfache, glückliche Kindheit. So weit als möglich hatte Miggi bereits im Kindesalter auf dem elterlichen Hof mitgeholfen. Nach der Erfüllung der obligatorischen Schulpflicht unterstützte sie ihre Eltern bei den Arbeiten auf dem Familienbetrieb.

19-jährig besuchte Miggi die Haushaltsschule in Sursee und nahm anschliessend eine Stelle als Haushaltshilfe, ebenfalls in Sursee, an. Während des Zweiten Weltkrieges mussten ihre beiden Brüder Hans und Josef Aktivdienst leisten. Aus diesem Grund kehrte Miggi auf den elterlichen Hof zurück, um ihre Eltern zu unterstützen.

Fortan war Miggi auf dem Hof in Egolzwil tätig und unterstützte über rund 20 Jahre ihre beiden Schwestern Bertha und Klara mit ihren grossen Familien tatkräftig. Die heranwachsenden Nichten und Neffen verbrachten ihre Freizeit und Ferien häufig auf dem Hof in Egolzwil. Sie bedeuteten Miggi viel und sie genoss die Zeit mit ihnen.

Zuhause in Egolzwil pflegte Miggi später ihre Eltern und Tante Elise bis zu deren Tod. Nach dem Ableben der Eltern übernahm ihr Bruder Hans den Bauernhof. Miggi unterstützte ihn auf dem Hof, pflegte den Garten und sorgte sich um den gemeinsamen Haushalt. Nach Möglichkeit half sie auch auf dem Feld mit.

Durch die Mithilfe der gesamten Verwandtschaft konnte der Hof bis ins hohe Alter weitergeführt werden. Miggi verpflegte die Helfer jeweils mit einem feinen Znüni, Zmittag oder Zobig.

Die Geranienpracht rund ums Haus war Miggis grosser Stolz. Die Blumen und der Garten waren ihr liebstes Hob­by. Sie war eine begeisterte Fasnächtlerin und, nicht zu vergessen, auch das jährliche Chilbichüechli-Backen mit Schwester Klara war traditionell. Am Kilbisonntag zwängte sich die ganze Verwandtschaft in die Stube, um von dem feinen Kilbigebäck zu probieren.

In die Ferien verreisen, das kam kaum vor. Doch auf die jährliche Käsi­reise und ab und zu auf eine Werbefahrt freute sie sich immer. Aber wer jetzt glaubt, Miggi kam nie über die Landesgrenze hinaus, irrt sich: 1986 reiste sie gar mit dem Flugzeug nach Bulgarien.

Als 2002 Bruder Hans überraschend starb, war dies ein herber Schlag. Fortan wurde die Unterstützung durch die Verwandtschaft immer wichtiger und nötig.

Es war Miggi viel wert, so lang wie möglich auf dem Hof zu bleiben. Aus diesem Grund liess sie mit 88 Jahren das Bad altersgerecht umbauen. Dank der tatkräftigen Unterstützung ihrer Schwester Klara, ihrer Nichte Berta und deren Ehemann Isidor konnte dieser Wunsch lange gelebt werden. Doch mit fortschreitendem Alter wurden die Beschwerden immer grösser. Nach einem kurzen Spitalaufenthalt konnte der Übertritt in ein Altersheim nicht mehr verhindert werden. Die letzten 2½ Jahre verbrachte Miggi im «Mauritiusheim», Schötz, wo sie sich weiterhin über Besuch der Verwandtschaft und von Freunden freuen konnte, sich wohlfühlte. Auch wenn es ihr körperlich nicht mehr so gut ging, blieb sie im Kopf fit bis zu ihrem Ableben.

Während der Zeit im «Mauritiusheim» musste der Hof in Egolzwil geräumt und zum Verkauf bereit gemacht werden. Es war ihr ein grosses Anliegen, dieses Vorhaben mitzuverfolgen und zu begleiten. Das letzte grosse Fest‚ sozusagen zum Abschluss der 142-jährigen Geschichte der Familie Erni auf dem Hof, besuchte sie mit grosser Freude.

Überhaupt schätzte es Miggi sehr, wenn sich die Verwandtschaft versammelte und zusammen feierte. Oft sprach sie von ihrem Fest zum 90. Geburtstag. Kurz vor ihrem Ableben äusserte Miggi den Wunsch, dass sich die Familie auch nach ihrem Tod regelmässig zu einem Fest treffe. Miggi meinte, die Rechnung werde sie begleichen – sie könne ihr ja per Flugpost zugestellt werden.

In jungen Jahren musste Miggi aufgrund eines geplatzten Blinddarms mehrere Wochen in Luzern im Spital verbringen. Dazumal gaben ihr die Ärzte kaum Überlebenschancen; wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass sie 93-jährig wird!

Miggi – immer sind da Spuren deines Lebens, Gedanken, Bilder und Augenblicke. Sie werden uns an dich erinnern, uns glücklich machen und dich nie vergessen lassen.