Nachruf

04. September 2023

Maria Meier-Meier

Maria Meier-Meier
Willisau

Unser Mueti durfte 97 Jahre alt werden.

Sie ist in der Wiggermatt als Älteste von 8 Kindern auf die Welt gekommen.

Die Jugendjahre müssen wunderschön gewesen sein, und der Zusammenhalt mit ihren Geschwistern war bis zuletzt sehr wichtig und intensiv. Konnten sie sich nicht mehr besuchen, so wurde telefoniert oder gar geschrieben.

Mit gerade mal 20 Jahren hat Mueti unseren Papa geheiratet und ist auf den Hof Bühl auf Schülen gezogen. Was das heisst, kann ich mir nur schwer vorstellen. So jung auf einen solchen Bauernhof mit Schwiegereltern, Schwägerinnen, Schwager und Angestellten. Doch sehr schnell hat sich gezeigt, was Mueti alles kann. Uns 10 Kindern, 5 Buben und 5 Mädchen, hat sie das Leben geschenkt.

Mueti war eine Bäuerin, wie man es sich nur wünschen konnte. Keine Arbeit was ihr zu viel. Ich habe nie gehört, dass sie eine Arbeit nicht liebte. Das Haus war mit Blumen geschmückt. Der Gemüse- und Blumengarten sehr gross und bunt, und im Herbst die Vorratskammer gefüllt. Die Hühner und Schweine waren ihre Tiere.

Ja, Mueti hat uns das Arbeiten gelernt. Sie ging immer als Vorbild voraus. War dann die Arbeit getan, gab es immer eine Ovomaltine, welche sie bis zum Lebensende gerne zu sich nahm.

Mueti war auch eine perfekte Gastgeberin, eher hätte sie ihre Bedürfnisse zur Seite gestellt, als jemandem den Besuch abgesagt. Kein Besucher ging ohne Zobig oder Zfüfi nach Hause.

Als unser ältester Bruder den Bauernhof übernahm, zügelten Mueti und Papa nach Willisau auf die Geissburg. Dieser Schritt war für Mueti sehr schwer, sie konnte es sich fast nicht vorstellen ohne ihre Tiere.

Doch dann begann ein neuer Lebens­abschnitt. Sie nahm ihre Laute zur Hand, besuchte Lautenunterricht, fing an zu singen. Ging in den Kirchenchor, und fing an Velo zu fahren … Mueti besuchte regelmässig Altersheime und brachte viel Freude mit ihrem Instrument und Gesang.

Zu dieser Zeit fing Mueti auch bei mir in der Podologen-Praxis an zu arbeiten. Zuerst mit Putzen, dann Wäsche, aber schon bald mit der Patienten­betreuung und Telefone. Das hat ihr richtig Spass gemacht, so lernte sie viele wertvolle Patienten kennen. Es war aber gar nicht immer so einfach. Plötzlich war Mueti eine Angestellte und ich der Chef. Wenn es auch ab und zu Diskussionen gab, so trennten wir und nie, ohne einander die Hand zu geben und danke zu sagen. Ja, auch das zeichnete Mueti aus. Sie konnte vergeben und verzeihen.

Als dann das Haus auf der Geissburg an Markus verkauft wurde, gingen Mue­ti und Papa in die Alterswohnung an die Menzbergerstrasse. Ein Jahr später verstarb unser Papa und Mueti musste ihr Leben alleine in die Hand nehmen. Mueti hat sich in der Wohngemeinschaft sehr wohlgefühlt und gerne mitgemacht. Das Samstags-Zmorge hätte ohne den Butterzopf von Mueti gar nicht stattgefunden. Vernahm Mueti von jemanden, dem es nicht so gut ging, backte sie einen weiteren Zopf und ging einen Besuch abstatten. Manchmal legte sie auch einfach einen gebackenen Zopf in den Briefkasten. So hat sie vielen eine grosse Freude gemacht. Jassen und Singen waren ihr sehr wichtig, und sie fand immer jemand, mit dem sie ihr Hobby teilen konnte.

Nach dem 90. Geburtstag machten sich die Altersbeschwerden bemerkbar. So kam der Moment, um ins Altersheim zu gehen. Im St. Johann in Hergiswil fand sie nicht nur ein Heim, sondern ein wirkliches Daheim. An dieser Stelle möchte ich der Heimleitung, dem Personal und den Bewohnern im Namen meiner Geschwister ein grosses Dankeschön aussprechen. Ihr habt unser Mueti mit offenen Armen aufgenommen. Es verging keine Woche und Mueti war zu Hause. Jassen und Singen wurde rege gelebt. Wäsche zusammengelegt, und ab und zu einen Rosenkranz gebetet, so waren die Tage ausgefüllt. Mueti bekam auch sehr viele Besuche, was sie sehr genossen hat und uns Kinder gefreut.

Im St. Johann hat Mueti ein neues Hobby entdeckt. Sie fing mit Schreiben an. Unzählige Geburtstagskarten wurden verschickt. Bei 10 Kindern und Schwiegertöchter,Schwiegersöhnen, 20 Grosskindern mit Anhang und 35 Uhrgrosskindern ist der Geburtstagskalender mehr als voll. Aber auch die grosse Verwandtschaft und Bekanntschaft kam in den Genuss einer Karte oder eines Briefes.

Mueti war eine ästhetische Frau, bis zuletzt waren ihr die Kleider und Haare sehr wichtig. Mit den Worten, dass es auch im Alter sehr wichtig ist wie man daherkommt, hat sie uns mit auf den Weg gegeben.

Mueti, du hattest ein sehr arbeitsreiches, ausgefülltes Leben gehabt und gelebt, jetzt müssen wir von dir Abschied nehmen. Uns bleibt nur ein unendlich grosses Dankeschön für das Leben, das du uns geschenkt hast. Wir lassen dich nun gehen.

Grosses Vergeltsgott, liebs Mueti.
Deine Familie