Nachruf

08. September 2016

Margrit Henzi-Grüter

Horw/Willisau

Margrit Henzi-Grüter erblickte am 5. Februar 1931 als erstes von sechs Kindern von Josef und Kunigunde Grüter-Birrer auf der «Obergulp», Willis­au, das Licht der Welt.

Zusammen mit ihren fünf Brüdern erlebte sie trotz den schwierigen Kriegsjahren eine glückliche Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof. 
 
Nach dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit, wovon sie drei Jahre an der Kantonsschule in Willisau verbrachte, ging Margrit für ein ganzes Jahr nach Genf, um Französisch zu lernen. Sie erzählte immer wieder gerne von ihrer Zeit im Welschland, obwohl es mit der Familie, bei der sie das Jahr  verbrachte, nicht immer einfach war.

Schon in jungen Jahren lebte Mar­grit ihre künstlerische Ader als Vorjodlerin im Jodlerchor Willisau voll und ganz aus. Die Kreativität kehrte im Laufe ihres Lebens in Form der Malerei und wiederum des Singens zu ihr zurück.
 
Zurück aus dem Welschland, machte Margrit den Einstieg in das Berufsleben. Ihr Weg führte sie nach einiger Zeit zur Bäckerei Koch, Emmenbrücke. Dort begegnete Margrit einem gewissen German Henzi, der sich sofort unsterblich in sie verliebt hatte. Doch so einfach wollte sie es ihm dann auch nicht machen und ignorierte ganz bewusst die auf kleine Zettelchen gemalten Herzen, welche ihr German mit dem Warenlift jeweils zukommen liess. Doch Margrit vermochte nicht lange Widerstand zu leisten und gab schliesslich dem Werben von German nach.

Als sich German und Margrit dazu entschlossen, selbstständig zu werden und eine eigene Bäckerei zu übernehmen, musste zu der damaligen Zeit natürlich zuerst geheiratet werden. Am 19. April 1954 läuteten schliesslich die Hochzeitglocken. Das Hochzeitsessen auf dem Menzberg fand in dichtem Schneetreiben statt.
 
Bereits am nächsten Morgen stand German selbstverständlich wieder in der Backstube und Margrit im Laden. Als in den Anfangsjahren die eigene Bäckerei nicht genug Einkünfte brachte, übernahmen Margrit und German auch noch den Kiosk an den Heimspielen des FC Luzern. Während zehn Jahren halfen ihnen diese zusätzlichen Einnahmen über die Runden.

Ihre fünf Brüder bedeuteten Mar­grit immer sehr viel. Sie war immer sehr stolz auf sie, ihre Familien und auf das, was sie erreicht haben. Auch zu ihren Eltern pflegte sie bis zu deren Ableben immer eine enge Beziehung.

Als man sich bereits damit abzufinden begann, dass die Ehe wohl kinderlos bleibt, erblickte am 2. August 1960 Tochter Barbara das Licht der Welt. Nach weiteren sieben Jahren und dem zwischenzeitlichen Verkauf der Bäckerei sowie der Übernahme der Restauration in der Kaserne Luzern wurde am 25. April 1967 Sohn Markus geboren.

Die Armee und deren Angehörige bildeten ab 1964 während fast 30 Jahren einen wichtigen Bestandteil im Leben von German und Margrit Henzi-Grüter. Margrit wurde zur Soldatenmutter, German entwickelte sich zum stillen und verlässlichen Schaffer im Hintergrund.

Margrit mit ihrer bestimmten und zugleich aber auch liebevollen Art, fand einen sehr guten Zugang zu den starken Männern in Uniform. Sie konnte genauso gut einem nicht gemäss ihrem Empfinden agierenden Offizier den Marsch blasen, hatte aber auch ein offenes Ohr, wenn ihr ein Soldat das Herz wegen seines Liebeskummers ausschüttete.

Für Margrit waren alle Soldaten gleich. Es spielte keine Rolle, ob ein altgedienter Offizier oder ein Rekrut vor ihr stand. Mit der Zeit verstanden auch jene, welche etwas schwerer von Begriff waren, dass man in der Kaserne Luzern nur eine gute Zeit verbringen konnte, wenn man sich auch mit der Soldatenmutter gut verstand.

Irgendwann am Ende der Siebziger- jahre begann sich Margrit für die Malerei zu interessieren. Sie begann zuerst mit Bauernmalerei und besuchte diverse Kurse bei Kunstmaler Bucher in Luzern.
Mit dem Lauf der Zeit entdeckte Margrit aber die Stichmalerei und das Malen historischer und bekannter Gebäude. In dieser Zeit entstanden unzählige Werke in Acryl von berühmten Gebäuden in Luzern und Willisau.

Im Februar 1984 erlitt ihr geliebter German einen Herzinfarkt. Margrit bewies grosse Stärke, gewährte German die nötige Erholungszeit und schmiss den Laden in der Kaserne, zusammen mit Barbara, welche deswegen ihre Arbeitsstelle aufgegeben hatte, selbst.

Im September des gleichen Jahres heiratete Tochter Barbara ihren Robi, zwei Jahre danach machten die beiden Margrit und German zu wahnsinnig  stolzen Grosseltern. Oliver erblickte das Licht der Welt und ihre neue Aufgabe als Grossmutter nahm Margrit sehr ernst. Es machte sie glücklich, zusammen mit German und mit Oli im Kinderwagen ausgedehnte Touren zu unternehmen.
Als 1989 mit Sabrina auch noch die Tochter von Barbara und Robi zur Welt kam, war Margrits Grossmutterglück perfekt.

1992 entschlossen sich Margrit und German, das Geschäft in der Kaserne aufzugeben und sich ins Privatleben zurückzuziehen. Die glücklichen Grosseltern genossen es, viel Zeit mit ihren Enkeln zu verbringen und sie heranwachsen zu sehen. Die jeweils gemeinsamen Ferien mit Barbara, Robi und ihren Kindern stellten wahre Höhepunkte dar, die unvergessen blieben.
   
Auch ihren Hobbys konnte sie in der Pension nach voller Lust frönen. Die Malerei wurde intensiviert und die Clowns kamen als neues Motiv hinzu. An diversen Vernissagen wurden ihre Gemälde bewundert. Ebenfalls sang sie etliche Jahre im Pauluschor und später im Seniorenchor.

Im September 2007 heiratete Markus seine Denise. Margrit war stolz, neben einem tollen Schwiegersohn nun auch noch eine ebensolche Schwiegertochter zu bekommen.

Immer wieder genoss sie es, zusammen mit German, in ihrem Auto die Schweiz aufs Neue zu entdecken, war dies eine Reise über mehrere Alpenpässe oder eine gemütliche Fahrt durch das Entlebuch und das Emmental.

Als German am 20. Juli 2013 seinem Krebsleiden erlag, brach für Margrit die ganze Welt zusammen. Margrit und German, das war eine mehr als sechzigjährige Liebesgeschichte, die ihresgleichen sucht.

Sie gingen zusammen durch dick und dünn, durch Hochs und Tiefs. Ihre Liebe füreinander war riesig, ihr Glaube aneinander unerschütterlich.  
Ebenso verband Margrit eine grenzenlose Liebe zu ihrer Familie. Sie war eine grossartige Mutter, Schwiegermutter und ein herzensgutes Grosi, welcher wir alle viel zu verdanken haben.
Wenige Wochen nach Germans Tod durfte Margrit, zusammen mit ihrer Katze Susi, ihre neue Wohnung in Horw neben derjenigen von Barbara und Robi beziehen. Es war für sie ein grossartiger Lichtblick in dieser dunklen Zeit.
 
Trotzdem ihre körperlichen Gebrechen immer schlimmer wurden, genoss sie gemeinsame Ausflüge mit ihrer Familie oder auch das gemeinsame Sonntagsfrühstück bei Odermatts.
Es gab keinen Tag, an dem sie nicht an ihren geliebten German dachte. Ein glückliches und unbeschwertes Leben ohne ihn war für sie nicht vorstellbar. Es war nicht zu übersehen, dass sie immer schwächer wurde. Spätestens nach dem folgenschweren Sturz in der Wohnung an Fronleichnam 2015 war ihre Lebensqualität nicht mehr die gleiche.

Anfang Februar 2016 feierte sie, zusammen mit ihrer Familie und Freunden, im «Tropenhaus», Wolhusen, ihren 85. Geburtstag. Es war ein schöner und unbeschwerter Tag, niemand konnte ahnen, dass wir uns alle bereits einen guten Monat später endgültig von ihr verabschieden müssen.

Plötzlich ging es Margrit schlagartig schlechter. Zusammen mit der Familie und dem Hausarzt traf sie die Entscheidung, dass sie nicht mehr ins Spital will. Am Montagvormittag, 29. Februar, erhielt sie noch Besuch von Pfarrer Leopold Kaiser, was für sie ganz wichtig war. Danach schlief Margrit langsam ein und schloss am Abend des 1. März, um 21.25 Uhr, für immer ihre Augen.

Es ist ein Trost zu wissen, dass Margrit und German Henzi-Grüter nun wieder vereint sind.