Nachruf

14. März 2016

Louise «Lisali» Peyer

Louise «Lisali» Peyer
Willisau

Louise Peyer wurde am 27. Juni 1921 als Tochter des Malermeisters Emil Peyer und der Hebamme Elisabeth Peyer-Schärli geboren. Sie war stets sehr stolz darauf, eine Ur-Willisauerin und Korporationsbürgerin zu sein. Sie spielte – zusammen mit ihrem Bruder «Pic» – viele Jahre im Orchester Willisau mit. Bekannt sind zudem ihre Gedichte, mit denen sie viele Feste bereicherte, konnte sie doch ihre Gedanken sehr gut in volkstümliche Verse packen. Ihren Neffen bleibt Gotti «Lisali» auch als Skilehrerin in Erinnerung, denn mehrmals durften diese mit dem legendären weissen VW Käfer in die Ferien ins Bündnerland fahren. Louise war zweifellos ein Teil der Familie Peyer-Gut in der «Sternenmatt».

Louise durfte am Lehrerinnenseminar in Menzingen die Ausbildung zur Primarlehrerin absolvieren. Streng seien die Menzinger-Schwestern dort gewesen, erzählte sie stets. Nach der Ausbildung konnte Louise verschiedene Stellvertretungen übernehmen, herrschte doch damals Krieg in Europa und viele Männer waren im Aktiv­dienst. Ihre erste feste Stelle erhielt Louise in Ebersecken, wo sie unter der Woche in der dortigen Käserei ein Zimmer hatte. Louise gefiel es in Ebers­ecken sehr gut, obwohl sie sich beklagte, dass sie dort dauernd an Gewicht zulegte, da die Käsersfamilie mit «Anke ond Nidle» gar nicht geizte. Nach ihrer Zeit in Ebers­ecken konnte sie in Willisau-Land, zuerst auf dem Lütenberg und nach dem Schulhausneubau in der Käppelimatt, die Erst- und Zweitklässler unterrichten. Dieser Stelle blieb sie bis zu ihrer Frühpensionierung 1979 treu. Sie engagierte sich danach mehrere Jahre als Präsidentin des Vereins der pensionierten Lehrerpersonen des Amtes Willisau.
Louise betonte und lebte ihre Selbstständigkeit. So machte sie schon als junge Frau Skitouren, bestieg Berge und half in Blauringlagern aus. Auf die Frage, weshalb sie denn nie geheiratet hätte, gab sie stets zur Antwort, Selbstständigkeit sei ihr eben wichtig gewesen und in der damaligen Zeit hätte sie bei einer Heirat ihren Beruf als Lehrerin aufgeben müssen. Ihre Porträts als junge Frau lassen aber unschwer vermuten, dass es da schon den einen oder anderen Mann gegeben hätte, den sie hätte haben können. Vielleicht konnte sie sich ja auch einfach nicht entscheiden oder ihre starke Mutterliebe und das Heimweh nach Willisau banden sie hier fest.
Legendär war ihre beinahe obsessive Liebe zu den Tieren. So diente die Liegenschaft am Grabenweg 10 zeitweilig als Futterstation unzähliger Katzen und Katzenfutter stand daher stets weit oben auf Louises Einkaufsliste. Sie beklagte sich denn auch vielerorts über den rüden Umgang mit Tieren und unterstützte Tierschutzorganisationen grosszügig.

Originalität und Eigenständigkeit erlebte man von «Lisali» auch noch im hohen Alter. So rief sie als gut 86-Jährige nach einer geglückten Operation im Spital Wolhusen zur grossen Erheiterung des dortigen Personals einen ihrer Neffen an und vermeldete am Telefon energiegeladen und voller Freude, dass sie immer noch lebe und es also noch nichts zu erben gäbe. Sie überraschte auch als 90-Jährige. In einer Alterswohnung in der «Zopfmatt» lebend, entschied sie plötzlich, sie wolle nun in die «Waldruh» zügeln. Auf die Frage hin, sie sei ja noch nicht so stark pflegebedürftig, gab sie selbstbewusst zur Antwort: «Mit 90 Jahren darf man doch schliesslich ins Pflegeheim!»

Louise war stets in der Lage, sich gut zu organisieren. Da ihre Mutter Hebamme war und oft zu Unzeiten weg musste, gab es bei den Maler Peyers immer eine Haushaltshilfe. So lernte Louise nie richtig, einen Haushalt zu führen. Ob es ihr eigener Unwillen gegenüber Hausarbeit war oder ob sie von der Mutter einfach zu sehr verwöhnt wurde, kann nur vermutet werden. Auf alle Fälle stand Louise nach dem Tod ihrer Mutter im Jahre 1973 vor der gros­sen Herausforderung, entweder den Haushalt selber zu führen oder sich im sprichwörtlichen Sinne entsprechend zu «organisieren». Sie entschied sich für Zweiteres und fand in einer Cousine eine treue und umsorgende Haushälterin. Auch nach deren Tod fand sie stets liebenswürdige und hilfsbereite Personen in ihrem Umfeld, die ihr halfen. Sie war diesen Personen gegenüber stets grosszügig. Kaum ein Besuch, sei es einer dieser Helferinnen, ihrer Neffen, der Spitex oder eines Handwerkers, ging ohne «Sä do, nemm no ne Schoggi» zu Ende.

Katholisch erzogen und am Seminar Menzingen weiter geprägt, blieb sie Zeit ihres Lebens dem katholischen Glauben treu. So war sie Pater Ulrich Birrer aus Luthern geistliche Mutter. Sie ging regelmässig zur Kirche und hatte dort ihren festen Platz auf der Frauenseite bei der Kanzel. Sie kritisierte natürlich den fehlenden Kirchgang der jungen Leute und die vielen Ehescheidungen. Als direkte Nachbarin des Restaurants Adler beäugte sie denn auch stets argwöhnisch die späten Heimkehrer der dortigen Bar. Sie war aber nicht immer mit allem, was die offizielle Kirche vertrat, einverstanden. So müssten nach ihrer Ansicht Klosterfrauen auch die heilige Messe lesen dürfen. Wenn sie im hohen Alter auch nicht mehr regelmässig zur Messe gehen konnte, so konnte man sie doch oft in ihrer Wohnung oder in ihrem Zimmer vor dem Fenster beim «Rosenkranzen» antreffen.

Noch lange war sie geistig sehr aktiv, las Zeitungen, am liebsten den «Böttu», und war über die aktuellen Ereignisse bestens im Bild. Überraschend schnell ging ihre Lebenskraft Anfang 2015 zurück. «Lisali» konnte die irdische Welt am Dienstag, 24. Februar 2015, friedlich verlassen.