Nachruf

Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der schönste Lebenslauf…

Unser von allen liebevoll genannte Vati Julius Stadelmann wurde am 21. März 1930 als achtes von zehn Kindern auf der kleinen Liegenschaft Oberbirchbühl, Willisau, geboren. Von 1937 bis 1944 besuchte er die Schule in Hofstatt und wurde gleich anschlies­send zu einem Bauern geschickt, um Geld zu verdienen. Als 17-Jähriger wurde Julius von seinem gesundheitlich angeschlagenen Vater nach Hause berufen, wo er in der ganzen Nachbarschaft diverse Arbeiten erledigte und 1955 die kleine Liegenschaft zuhause übernahm.

Vati erzählte oft von seiner harten und schwierigen Kindheit. Sein grosses Herz für Kinder entstammt mit Gewissheit aus dieser Zeit. Uns Kindern gönnte er stets grosse Freiheiten, weil er selbst als ruhiger und liebevoller Mensch allen ein Leben des Friedens und der Zufriedenheit wünschte.

1956 kam eine Grossfamilie als Pächter in die «Brügglismatt» oberhalb der «Schachen-Pinte». Durch glückliche Zufälle lernte Vati eine Tochter dieser Familie kennen und lieben. Da sie noch sehr jung war, musste er sich noch etwas gedulden und durfte am Ostermontag, 3. April 1961, nach über vier Jahren Bekanntschaft, seine grosse Liebe Heidi Imfeld heiraten.

Nun kam die Zeit des glücklichen Zusammenseins, geprägt durch viel Liebe und Zuneigung, welche 1962 durch die Geburt des ersten Kindes Jules belohnt wurde.

Dann durften Jahr für Jahr viele Kinder auf «Birchbühl» das Licht der Welt erblicken: Heidi, Hanni, Sepp, Toni, Franz, Monika, Alois und Martin. 1980 und 1982 kamen dann noch die beiden «Nachzüglerli», Vreni und Klara, zur Welt. Julius hatte nun seine komplette Grossfamilie, welche sein Herz immer mit Stolz erfüllte. Mit Musik und Gesang wurden viele Feste gefeiert und auch der Alltag in Haus und Scheune verziert. Vati hat uns Kindern ein grosses Liedgut hinterlassen. Wir alle leben seine Musik mit Freude und Leidenschaft weiter.

In der Zwischenzeit konnte Vati auch die Nachbarliegenschaft Unterbirchbühl erwerben. Die Familie zügelte 1972 ins renovierte Wohnhaus, während der Stall auf «Oberbirchbühl» blieb. Endlich Bad und WC im Haus – welch luxuriöses Ereignis!

Im Oktober 1974 brannte die Liegenschaft Oberbirchbühl vollständig nieder. Dies war für Vati und die ganze Familie das traurigste Erlebnis. Alle Tiere, bis auf eine einzige Kuh, mussten notgeschlachtet werden. So traurig haben wir unseren Vati nie mehr erlebt. Seine Tiere waren seine Freunde, er sprach mit ihnen und lebte stets im Rhythmus der Natur.

Weihnachten war für Vati immer das Grösste. Niemals vergessen wir seinen jährlichen Ausdruck für Freude und Dankbarkeit («Säg ou mer!») mit glänzenden Augen vor dem Christbaum.

Um die Hofübergabe an seinen Sohn Jules vorzubereiten, wurde eine Zweitwohnung gebaut. Das schöne Gemeinschaftswerk der Familie konnte 1999 eingeweiht werden. 2002 wurde der Hof an die Familie des unterdessen verheirateten Jules Rampini Stadelmann übergeben. Unser Vater war immer sehr dankbar seiner Ehefrau Heidi und seinen Nachbarn gegenüber, waren doch alle immer so hilfsbereit und grosszügig zu ihm.
Vati hat die Zufriedenheit und Einfachheit seines Wesens durch viele Hob­bies widerspiegelt: Jassen, Zeitungen lesen, Volksmusik hören und «Bürdeli» anfertigen. Das Örgeli- und Mundharmonikaspielen brachte er sich selbst bei, auf dem Einachser hörte man ihn schon frühmorgens singend und pfeifend am Haus vorbeiziehen. Am liebsten verbrachte er seine Zeit zuhause auf «Birchbühl». Der Dok-Film «Glückskinder» hat wunderschön gezeigt, wie Julius Stadelmann in Zufriedenheit jedes kleinste Glück schätzte und die Menschen so liebte, wie sie sind.

Am Montag, 18. Mai, fühlte Julius Stadelmann einen Druck auf der Lunge. Auf dem Weg ins Spital ist er friedlich für immer eingeschlafen.

Vati, wir sind dir ewig dankbar für die wundervolle Zeit mit dir. Zufriedenheit und Glück hast du uns vorgelebt.
Wir vergiessen Tränen, weil du gegangen bist, doch wir lächeln, weil deine Liebe immer in uns weiterlebt.

Deine Familie