Nachruf

23. November 2015

Josy Bieri-Aregger

Josy Bieri-Aregger
Hergiswil

Unsere Mutter Josy ist am 9. September 1924 auf dem Hof Ferch als viertes von fünf Kindern der Eltern Johann und Marie Aregger-Metz zur Welt gekommen. Zusammen mit ihren Geschwistern Johann, Marie, Franz und Herrmann hat Josy eine schöne Kindheit in einfachen Verhältnissen erlebt. Josy ging nach Luthern zur Schule, der Schulweg war beschwerlich und dauerte eine Stunde. Oft hat sie von diesem Schulweg erzählt, der im Winter mit viel Schnee jeweils noch anstrengender war. Mit vierzehn Jahren, zeitgleich mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges, kam sie aus der Schule. Josy kam als Magd auf den Hof Schwarzenbach in Luthern. Dort arbeitete sie im Haushalt, auf dem Feld und im Stall, weil die Männer von der Armee eingezogen wurden. Dort plagte sie grosses Heimweh.

Die Geschichte, wie Josy ihren Mann kennengelernt hatte, ist eine Erzählung wert: Als Sepp Bieri vom Tannhölzli einmal am Ferch vorbeilief, nahm Josys Mutter dem Sepp den Hut ab und sagte ihm, dass sie ihm den Hut nur wieder zurückgebe, wenn er ins Haus käme. Als dieser im Haus war, liess die Mutter das Grammophon an und Sepp und Josy tanzten und verliebten sich prompt.

Neben weiteren Stellen kam sie 1946 ins Ostergau zum Torfabbauen. Dort musste sie sehr hart arbeiten, von morgens 6.00 Uhr bis abends um 22.00 Uhr. Als letzte Arbeitsstelle vor der Heirat kam sie in den Geschäftshaushalt der Firma Leisi (Imprägnierwerk Willis­au). Die Arbeit dort gefiel ihr sehr gut.

Am 22. Januar 1947 gaben sich Sepp und Josy in der Wesemlin-Kapelle in Luzern das Ja-Wort. Auf dem Heimweg ins Ferch passierte ein kleiner Zwischenfall. Die Handbremse war nicht gelöst worden und so fing das Auto im Städtli Willisau Feuer. Dann mussten die Männer das Feuer löschen und die Damen durften sich im Café Amrein vom Schreck erholen. Nach diesem Zwischenfall ging es weiter Richtung Ferch. Da im Winter die Strasse in den Ferch durch den Schnee nicht befahrbar war, mussten sie trotz Hochzeit den beschwerlichen Weg vom Hübeli zum Ferch zu Fuss zurücklegen.

Ebenfalls 1947 kauften Sepp und Josy das Heimetli Fröschenloch. Im Juni 1947 kam der Sohn Sepp auf die Welt. Von diesem Zeitpunkt an übernahm Josy Haus und Hof, da ihr Mann als Chauffeur auswärts arbeitete. In den Jahren 1951, 1958 und 1961 wurden die Töchter Josy, Pia und Anna geboren. Im Laufe der Zeit wurde der Betrieb mit anfänglich zwei Kühen auf einen Kälbermastbetrieb umgestellt. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 47 Kälber gemästet. Gleichzeitig wurden Schwarzkopfschafe angeschafft und sehr erfolgreich gezüchtet. Als Mitglied der Schafzuchtgenossenschaft Willisau durfte sie viele Auszeichnungen für ihre Schafe entgegennehmen.

Im Laufe der Zeit zogen die Kinder aus und begannen, eigene Familien zu gründen. So wurde Josy 1973 zum ersten Mal Grossmutter. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie liebevoll Mama genannt. In den nächsten Jahren, bis 1991, folgten weitere zehn Grosskinder. Die Grosskinder liebte sie sehr, so genoss sie es, zusammen mit den Enkeln zu werkeln und sie zu verwöhnen.

1993 verstarb der geliebte Ehemann Sepp an den Folgen einer schweren Krankheit. Mama war schon früh von Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. So verstarb in sehr jungen Jahren ihr Bruder Hans (1955). Auch die beiden Eltern verlor Mama in den Jahren 1959 und 1974. Sehr gelitten hat sie beim Tod ihrer Enkel Martin 1996 und Silvan 2007. Trost und Kraft gaben ihr ihr starker Glaube und die Verbundenheit zu Gott. Mama fand viel Kraft in der Muttergotteskapelle im Hübeli. Regelmässig war sie in der 7. Bank auf der linken Seite im Gottesdienst anzutreffen.

Im Jahr 2004 kam der erste Urenkel beinahe zu ihrem 80. Geburtstag zur Welt. Es folgten weitere fünf Urenkel. Zum 80. Geburtstag wünschte sie sich ein neues, schnelleres Fahrrad, da sie regelmässig im Dorf ihrer Tochter half und Einkäufe erledigen musste. Nebst dem Fahrradfahren hatte Mama diverse andere Hobbys. So galten das Skivelofahren, der grosse Blumen- und Gemüsegarten, die Hasenzucht und das Stricken als ihre grossen Leidenschaften. Sie versorgte stets die Nachbarn, die Kinder und Grosskinder mit Gemüse und selbst gestrickten Socken. Der treue Hund Maxli und die Katzen Polo und Röbali waren ihre Begleiter in den letzten Jahren.

Nebst den Hobbys ums Haus ging Mama sehr gerne an die Konzerte der Musikgesellschaft, des Jodelklubs und der Blaskapelle. Auf die Hilfe und Unterstützung von Mama konnten die Musikgesellschaft und die Blaskapelle immer zählen, so stellte sie oft ihr Haus und ihre Gastfreundschaft für Feste jeder Art zur Verfügung. Sehr gerne war sie selber aktiv und schwang mit viel Temperament an diversen Stobeten, zum Beispiel in der Fasnacht, das Tanzbein. Auch am 85. Geburtstag wollte sie noch mit all ihren Enkeln tanzen. Mit den Nachbarn pflegte sie ein sehr schönes Verhältnis. Es konnte stets gegenseitig aufeinander gezählt werden.

Am 9. September  2014 durfte Mama ihren 90. Geburtstag feiern. Etwas zuvor wurde ein grosses Fest im Skibeizli abgehalten. Dabei waren alle Kinder, Gross- und Urgrosskinder, Verwandte, Nachbarn und Freunde zugegen. Als besondere Überraschung galt für sie der Heliflug rund um den Napf. Ihr Kommentar zum Heliflug war: «Die Welt ist noch viel schöner von oben.»

Nach ihrem Geburtstag nahmen die Altersbeschwerden allmählich zu. Mama wurde schneller müde und musste sich immer öfters ausruhen. So ging sie am 21. August 2015 zum Milch holen zu Familie Bättig. Als sie zurückkam, stellte sie die Milch auf den Küchentisch und setzte sich zum Ausruhen auf das Sofa. Dabei verstarb sie friedlich und dankbar in ihrem Fröschenloch, wie sie es sich immer gewünscht hatte.
Liebe Mama, wir danken dir herzlich für die schöne Zeit, die wir mit dir hatten, du bleibst unvergessen in unseren Herzen. Wir hoffen, dass du jetzt die Welt von oben geniessen kannst.

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