Nachruf

16. September 2019

Josef Riedweg-Luternauer

Dagmersellen

Josef Riedweg erblickte am 2. Februar 1944 das Licht der Welt. Zusammen mit seinen Eltern Josef und Alice sowie seinen jüngeren Geschwistern Lydia, Erika und Hugo verbrachte er einen Grossteil seiner Kindheit am Wuhrhüüsli an der Wigger in Dagmersellen. Immer wieder erzählte er uns davon, wie sie im Winter in kurzen Hosen durch den kniehohen Schnee in die Schule gestampft sind. Mit dem Umzug ins Dorf, in die damalige «Arche» am Lorenzweg, wurde der Schulweg um vieles kürzer. Nach der Schulzeit hat Sepp bei Vinzenz Erni das Handwerk des Spenglers erlernt und unter anderem mitgeholfen, dass der Turm der Dagmerseller Pfarrkirche wieder in neuem Glanz erstrahlte. Direkt nach der Spenglerlehre absolvierte er eine Zusatzausbildung zum Sanitärinstallateur und arbeitete zuerst in Luzern und dann über 35 Jahre bei der Firma Wülser in Zofingen, wo er auch für die Lehrlingsausbildung verantwortlich war. Ein Tiefschlag war die Kündigung im Alter von 53 Jahren. Nach ein paar Monaten hat er dann im Technischen Dienst am Kantonsspital Luzern eine neue, für ihn sehr interessante Anstellung gefunden. Auch privat war Papi handwerklich sehr aktiv, unter anderem durften sich seine Grosskinder an tollen, selbst erbauten Spielsachen erfreuen und wenn es etwas zu reparieren gab, hatte er immer eine Lösung.

Das private Glück fand Sepp in seiner Jugendliebe Margrit Luternauer. Auch die ausbildungsbedingten Aufenthalte von Margrit in der Schweiz und in Italien konnten die beiden nicht trennen und so haben sich unsere Eltern am 28. Juni 1969 in der Kirche Dagmersellen das Jawort gegeben. Mit der Geburt der Söhne Patrick und Markus und der Tochter Susanne war das Familienglück perfekt. Er war ein sehr guter Vater und konnte uns Kindern vor allem auch die Begeisterung und Freude an der Musik weitergeben. Aber auch die Ausflüge und die Ferien in den Bergen sowie die sonntäglichen Spaziergänge bleiben uns in schöner Erinnerung. Papi war stolz auf uns Kinder, insbesondere auch auf unsere beruflichen und privaten Erfolge sowie auf unser aktives Mitwirken in der Musikgesellschaft Dagmersellen. Grosse Freude bereiteten Papi auch seine sechs Grosskinder Kim, Sina, Matteo, Arina, Seline und Salome. Mit der Familiengründung von uns Kindern wurde es ruhiger im Haus. Dadurch hatten unsere Eltern vermehrt Zeit, Ferien im fernen Ausland zu verbringen. Eine weitere geplante Ferienreise anlässlich ihres 50. Hochzeitstages an die kroatische Küste blieb ihnen wegen Papis Krankheit leider verwehrt.

Nebst der Familie und dem Beruf hatte Papi eine weitere grosse Leidenschaft, nämlich die Blasmusik. Als 15-Jähriger hatte er mit der Musikgesellschaft Dagmersellen seinen ersten Auftritt – just beim künftigen Schwiegervater Vinzenz Luternauer an der unteren Kirchfeldstrasse. Dass der damalige Dirigent Sales Kleeb meinte, Sepp sei ein Aushilfsbläser, sprach für sein bereits beachtliches Können. Papi absolvierte die Militärtrompeter-RS und mit seinem unverkennbar warmen Cornettklang war er weit über die Region hinaus bekannt. Sein Mitspielen war in vielen Vereinen gefragt und mit dem Quartett oder im Duett hat er vielen Hochzeitspaaren den Tag verschönert. In der Musikgesellschaft Dagmersellen war er während 60 Jahren eine wertvolle Stütze, auch als Principal-Cornettist und Vizedirigent. Mit der damaligen Frohsinn Schötz reiste er zudem im Jahr 1978 nach London und spielte in der ehrwürdigen Royal Albert Hall auf. Dieses Erlebnis zählt sicher zu den Höhepunkten seiner musikalischen Karriere, nebst dem Schweizer-Meister-Titel mit dem Quartett im Jahr 1986. Doch Papi ruhte sich nicht auf den Erfolgen aus, sondern gab sein Wissen und seine Begeisterung für die Musik während 25 Jahren an der örtlichen Musikschule unzähligen Musikschülern weiter. Als Rentner entdeckte er dann die Leidenschaft für Blaskapellen-Literatur und erlebte mit den Burgrain-Musikanten und dem Tenorhorn tolle musikalische und kameradschaftliche Momente. Leider hat ihn seine im Dezember 2018 diagnostizierte Krebskrankheit daran gehindert, weiter zu musizieren. Eine Tatsache, die für ihn sehr schmerzhaft war. Mit bewundernswerter Stärke und viel Geduld hat Papi die Krankheit aber angenommen und getragen. Ein letzter, besonderer Moment war die Entgegennahme der CISM-Medaille für 60 Jahre aktives Musizieren. Gezeichnet und stark geschwächt von seiner Krankheit, aber mit grossem Willen, konnte Papi diese Auszeichnung am 24. Mai in Altishofen noch persönlich entgegennehmen.

Am 11. Juni 2019 hat sich sein Lebenskreis geschlossen und Papi konnte friedlich in unserer Anwesenheit einschlafen. Wir sind froh, dass wir ihm seinen Wunsch, zu Hause und vor allem in seinem geliebten Garten für immer Abschied zu nehmen, erfüllen konnten.

Lieber Sepp, lieber Papi, wir danken dir für die schöne, gemeinsame Zeit. Du warst uns mit deiner Aufrichtigkeit und deinem Fleiss ein grosses Vorbild. Deine Mitmenschen hast du so akzeptiert wie sie sind und warst kein Mann der grossen Worte. Vielmehr hast du mit deinen Instrumenten die Musik sprechen lassen. Auch wenn wir dir die Erlösung von deiner schweren Krankheit gönnen, fehlst du uns sehr. Wir werden dich tief in unseren Herzen behalten.

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