Nachruf

31. Oktober 2016

Josef Büttiker-Widmer

Pfaffnau

Am 4. September 1928 erblickte Josef Büttiker als zweites Kind von Josef und Anna Büttiker-Willmann, mithilfe der Dorfhebamme Luzia Büttiker, seiner Grossmutter und Gotte, das Licht der Welt. Mit einer älteren Schwester und zwei jüngeren Brüdern erlebte er eine glückliche, aber auch arbeitsreiche Kindheit auf dem «Spitzhubelhof», Pfaffnau. Die Schule besuchte Josef (Sepp) Büttiker in Pfaffnau und startete dann am 1. Mai 1945 die Lehre als Schneider im Dorf. Gleich nach erfolgreichem Lehrabschluss startete er die Weiterbildung zum Schneidermeister in Roggwil. Während dieser Zeit machte er das Diplom der schweizerischen Fach- und Zuschneideschule in Zürich.
Nach kurzer Berufstätigkeit als Zuschneider im welschen Bevaix, rief für Josef die Dienstpflicht. Nach der Rekruten- und Unteroffiziersschule der Gebirgsinfanterie Luzern lehnte er den Vorschlag zum Offizier dankend ab. Seine Ziele lagen anderswo. 1950, an der Kilbi in Altbüron, lernte er Margrith Widmer kennen. Bald hatte er den festen Entschluss gefasst, diese Frau zu heiraten und mit ihr eine Familie zu gründen. Zuversichtlich übernahm er am 1. März 1953 ein Konfektionsgeschäft in Grenchen. Der Start war hart, hatte aber aus seiner Sicht Zukunft. So wagte er am 28. April 1953 die Heirat mit Margrith und gewann nicht nur eine liebevolle Ehefrau, sondern auch eine grosse Stütze im jungen Betrieb. Leider endete die noch kurze Unternehmertätigkeit in Grenchen abrupt, weil die Geschäftsliegenschaft verkauft wurde. Für Sepp und Margrith Büttiker-Widmer war dies ein herber Schlag. Ein Schulkollege bot ihm dann eine Wohnung mit Verkaufsladen an, in der heutigen Garage Stalder in Pfaffnau. So kam Josef wieder in seine ursprüngliche Heimat zurück. Der neue Geschäftsstart gestaltete sich schwierig. Ein bescheidenes Dasein als «Flick-Schneider» wurde ihm damals prophezeit – doch die Propheten sollten sich täuschen. Ehrgeizig und mit viel Unternehmergeist widmete sich Sepp neu der Uniformenschneiderei. Der Anfang harzte, aber das Harz wurde immer weicher und es ging stetig besser. Die Existenz des jungen Paars schien gesichert.
Im Mai 1955 konnte sich Sepp das erste Mal des Vaterstolzes erfreuen, als sein Sohn Beat das Licht der Welt erblickte. Danach folgten alle vier Jahre die Geburten von Markus, Sepp und Luzia. Noch während seine Frau mit dem Zweitgeborenen im Spital weilte, kaufte Sepp Bauland im Dorfzentrum von Pfaffnau, um dort für seine nun angewachsene Familie ein neues Heim zu erstellen und den grösseren Flächenanforderungen des inzwischen florierenden Betriebs gerecht zu werden. Der Neubau konnte dann bereits an Weihnachten 1959 bezogen werden. In den folgenden Jahren folgten noch viele Erweiterungsbauten. Im Jahre 1973 baute er in der «Brienglen», seinem letzten Wohnsitz, ein Mehrfamilienhaus für seine inzwischen zehn Angestellten. Bald wurden seine Kleider in die ganze Schweiz geliefert und er präsentierte sich als eine der ersten Adressen für Offiziers- und Musikuniformen. Josef (Sepp) Büttiker übernahm aber auch viele öffentliche Ämter. So war er viele Jahre im Vorstand der Raiffeisenbank Pfaffnau und während 20 Jahren Präsident und Kassier der Korporation Pfaffnau, wo er auch Initiant der heutigen Holzschnitzelfeuerung war. Fahnengötti des Männerchors, Ehrenmitglied des Wehrvereins, Parteipräsident der FDP und Kassier der Senioren Aktiv – dies waren weitere Vereinstätigkeiten. Der Ausgleich zu seinem intensiven Geschäfts-, Familien- und Vereinsleben fand er beim Spazieren im Wald und den alljährlichen, wertvollen Familienferien im Bündner Nationalpark. Eine grosse Leidenschaft von Sepp war die Jagd. 1961 machte er die Jägerprüfung. Über 50 Jahre war er Mitglied der Jagdgesellschaft Pfaffnau, wo er diverse Chargen bekleidete und sich für den weidmännischen Umgang mit Wild und Kameraden einsetzte. 1988 übergab Josef Büttiker die Firma und somit auch die grosse Verantwortung an seinen Sohn Markus weiter, in der Hoffnung auf ruhigere Zeiten. Mit Margrith zog er in die «Brienglen». Kaum im Ruhestand, wurde er mit dem Hirntumor seines ältesten Sohnes Beat konfrontiert. So riss die Krebs­erkrankung Beat aus Sepps Leben und aus dem Leben seiner noch jungen Familie.
Auch bei ihm startete ab dem 70. Altersjahr eine Odyssee an Operationen. Nach mehreren Prostata- und Herzoperationen wurde ihm 2004 wegen Lungenkrebs ein Lungenflügel entfernt. Der aktive «Chrampfer» wurde zunehmend zurückgebunden. Die Krankheit ALS seiner Gattin Margrith bereitete ihm viele schmerzliche und pflegeintensive Stunden, bis zu ihrem Tod vor fünf Jahren. Das Haushalten, Ausfahrten mit seinem Auto und Jassen mit Freunden, füllten neu seinen Alltag.
Am 24. August musste Sepp wegen einem Darmverschluss notfallmässig operiert werden. Nach Wochenfrist teilten ihm die Ärzte mit, dass ein weiterer nötiger Eingriff seinen bereits stark geschwächten Körper nicht verarbeite, ihm jedoch noch einige letzte Tage zum Abschied bleiben. Am Vortag seines 88. Geburtstags, am Samstag, 3. September, schlief Josef (Sepp) Büttiker im Beisein seiner Familie friedlich für immer ein. Mit Josef Büttiker-Widmer verlieren wir einen aktiven und engagierten «Chram­pfer», einen liebevollen Vater und hilfsbereiten Grossvater von zwölf Gross- und zwei Urgrosskindern. Sepp hatte einen grossen Gerechtigkeitssinn, womit er teilweise auch aneckte, was ihm nicht immer nur Freunde bescherte. Doch was er uns stets lehrte ist: «Entweder hat man eine Linie oder man kann es gleich sein lassen!» Josef Büttikers wohlwollende und gradlinige Art, seinen Weitblick und seine weisen Ratschläge bis zuletzt, werden wir vorbildlich in Erinnerung behalten. Ruhe nun in Frieden.
Deine Familie