Nachruf

19. Oktober 2015

Josef Birrer-Huber

Josef Birrer-Huber
Willisau

Josef Birrer-Huber beginnt am 11. März 1920 auf der Liegenschaft Bleikimatt, Willis­au-Land, wo er als viertes und jüngstes Kind von Moritz und Theres Birrer-Marfurt geboren wird. Als Kind eines Landwirts erlebte er all die Freuden und Entbehrungen dieser Zeit. Die Primar- und Sekundarschule besuchte er in Willisau-Land. Im Januar 1940 trat er, mitten im Zweiten Weltkrieg, als Militärtrompeter in die Rekrutenschule Luzern ein. Nach vierzehntägiger Dienstzeit erkrankte er allerdings an einer schweren Lungen- und Brustfell­entzündung, so dass er die Rekrutenschule abbrechen musste. Zur Erholung kam er für drei Wochen nach Beatenberg. Im Juli musste er die Rekrutenschule in Aarau nachholen und leistete anschliessend mehr als 450 Tage Aktivdienst. Im Winter 1941 besuchte er die Landwirtschaftliche Schule in Willisau. In den Kriegsjahren betätigte er sich im Ostergau als Torfstecher. Die 30 Rappen Stundenlohn waren ein willkommener Nebenverdienst.

1954 lernte er Anna Huber aus Sursee kennen. Am 11. Oktober 1955 gaben sich die beiden in der Wallfahrtskirche Sachseln das Jawort. Die Hochzeitsreise verbrachten sie mit ihrer Lambretta im Tessin. Mit Anna zusammen bewirtschaftete er den elterlichen Hof. Der glücklichen Ehe wurden drei Kinder geschenkt: Rita, Beat und Martin.

Einen grossen Stellenwert im Leben von Josef Birrer nahm die Blasmusik ein: Schon in jungen Jahren zeigte sich sein musikalisches Talent. In der Feldmusik Willisau, wo er auch einige Jahre als Aktuar tätig war, machte er 50 Jahre lang aktiv mit und wurde kantonaler Ehrenveteran.

Auch in anderen Bereichen engagierte er sich. Bei der Feuerwehr war er 33 Jahre lang Mitglied, davon viele Jahre als Vizekommandant. Während 30 Jahren war er Viehinspektor. Er führte auch jahrelang das Kassawesen der Käsereigenossenschaft Bruggmatt. Im Auto- und Moto-Club Napf war er 63 Jahre lang Mitglied.

Trotz seinen vielseitigen Tätigkeiten war Josef Birrer immer ein liebevoller und fürsorglicher Familienmensch. Auch der Glaube an Gott spielte eine wichtige Rolle in seinem Leben. Er besuchte den sonntäglichen Gottesdienst regelmässig, bis kurz vor seinem Tod.

Josef Birrer war mit Leib und Seele Landwirt. Er hatte eine enge Beziehung zur Natur. Er liebte den Umgang mit den Tieren und pflegte mit Sorgfalt seine Obstbäume. Er verkaufte ungespritztes Obst, schon lange bevor Bio-Labels eingeführt wurden. Abnehmer seiner naturbelassenen Äpfel und Birnen waren ältere Menschen oder Leute mit Magenbeschwerden. Im Alter von 74 Jahren gab er den Landwirtschaftsbetrieb auf. Damit musste er sich auch von seiner kleinen Schnapsbrennerei trennen.

Nun konnte er mit seiner Frau Anna den wohlverdienten Ruhestand genies­sen. Die beiden unternahmen zusammen Ausflüge und kurze Reisen und sie genossen Haus und Garten.
Lange Zeit war die Lambretta das einzige Fortbewegungsmittel. Den Führerschein für das Auto machte Josef Birrer erst, als er zum Vizekommandanten der Feuerwehr gewählt wurde. Seine Mobilität hielt er bis vor vier Jahren aufrecht. In der letzten Zeit benutzte er allerdings das Auto nur noch für ihm gut vertraute Strecken, wie zum Beispiel für den Besuch der Grosskinder in Ruswil oder für Arztbesuche und Einkäufe. Zum grossen Glück fuhr er all die vielen Jahre unfallfrei.

Josef Birrer war aber auch ein ausgezeichneter Handwerker. Mit seiner Begabung fertigte er in seiner Boutique Maschinenteile selber an und reparierte vieles selber. Sein «Meile»-Traktor ist als Oldtimer heute noch fahrtüchtig.

Als vor ein paar Jahren die Beschwerden seiner Frau Anna zunahmen, hat er viele Arbeiten im Haushalt übernommen und Anna liebevoll umsorgt. Etwas, was man sich kaum vorstellen konnte, stammen doch beide aus einer Generation, wo die Arbeiten in Haus und Feld klar aufgeteilt waren.

Als es vor eineinhalb Jahren für Anna unumgänglich wurde, ins Alterszentrum Zopfmatt umzuziehen, hat Josef Birrer sich entschieden, auf der «Bleikimatt» zu bleiben. Er konnte sich einfach nicht damit anfreunden, seinen Hof zu verlassen. Mehrmals in der Woche holten ihn seine Kinder ab und besuchten Anna. Jeden Tag zündete er für sie ein Kerzlein an und zeigte so seine Verbundenheit mit ihr. Da er noch gut bei Kräften war, besorgte er den Haushalt weitgehend selbstständig und erledigte das Einkaufen selber, unterstützt von seinen Kindern.

In den letzten Wochen schwanden seine Kräfte zusehends. Am Samstagmorgen, 5. September, ging sein Wunsch in Erfüllung und er konnte seine letzte Reise zu Hause antreten. Lieber Josef, lieber Vati, wir danken dir für alles, was du für uns getan hast. In unseren Herzen lebst du weiter.