Nachruf

10. November 2016

Isidor Lingg-Krummenacher

Wolhusen

Es ist Sonntag, der 17. März 1929. Auf dem «Schultenberg», Steinhuserberg, erblickt Isidor als erstes von vier Kindern von Isidor und Rosa Lingg-Baumeler das Licht der Welt. Mit zwölf Jahren – es herrscht Krieg – muss Isidor sein Brot selber verdienen. Seine Tante schätzt seine Arbeit im Stall und auf dem Feld vom «Balmgut» sehr. Dafür bleiben die Schulaufgaben ungelöst. Isidor absolviert ab 1945 in der Wagnerei und Schreinerei Adolf Schwegler die 3½-jährige Lehre zum Bauschreiner. Die wöchentliche Arbeitszeit liegt bei 55 Stunden. Der tägliche Arbeitsweg vom «Frühlicht», Steinhuserberg, nach Wolhusen beansprucht je eine Stunde zu Fuss. Isidor absolviert die Frühjahrsrekrutenschule 1949 in Bière VD. Im gleichen Herbst besteht er die Lehrabschlussprüfung mit sehr guten Noten. In Willisau, Jona/Rapperswil und Triengen lernt Isidor weitere Betriebe kennen. Im Frühjahr 1951 absolviert er in Bière die Unteroffiziersschule. Den Korporal verdient er in Sion ab.
In Sachseln heiratet Isidor im November 1952 das Sonntagskind Alice Krummenacher aus Willisau. Das junge, hübsche Paar beginnt das Eigenheim Weidgärtli zu bauen, wo es im Herbst 1953 einzieht. Schon im Dezember kommt das erste Kind zur Welt, ein weiterer Isidor. Bis 1969 sind es sieben Kinder, welche die Familie ausmachen: drei Knaben und vier Mädchen. Den Garten ums Haus herum mit seinen vielen schönen Blumen pflegt Isidor mit grosser Leidenschaft. Das «Weidgärtli» ist ein wahres Stück Heimat.
Isidor kehrt nach seinen Wanderjahren in den Lehrbetrieb zurück, der zur Fensterfabrik Schwegler erweitert wird und neu im «Schmitteli» steht. Ihm ist die Fensterfabrikation anvertraut. 1953 übernimmt Gasser Wolhusen diese Fabrik. Isidor besucht während drei Semestern das Abend-Technikum in Luzern. Auch in der Fensterfachschule Rosenheim bildet er sich weiter. Ab 1971 ist Isidor am neuen Standort «Emsern» für die Fabrikation verschiedener Fenstertypen verantwortlich. Obwohl er sich sehr mit der Firma Gasser verbunden fühlt, wechselt Isidor im März 1972 ins neu erbaute Spital Wolhusen. Hier hat er als Chef des technischen Dienstes sehr vielseitige Aufgaben: Gebäudeunterhalt, Umbauten, bauliche Erweiterungen, technisches Pikett, Ambulanz- und Busfahrten. Er baut ab Eröffnung eine Betriebsfeuerwehr von dreissig Mann auf, absolviert mit ihnen viele Feuerwehrübungen und besteht mit seiner Feuerwehr sämtliche Überprüfungen mit der Note «Sehr gut». Mit der Spitalfeuerwehr werden Brandschutz und Rettungsmöglichkeiten sichergestellt. Auch ist Isidor in der Feuerwehr des Dorfes Wolhusen aktiv mit dabei. 1989, mit 60 Jahren, gibt Isidor Lingg das Kommando der Betriebsfeuerwehr ab. Immer wieder darf er Schreinerarbeiten ausführen. Der Umbau des Schützenhauses in das heutige Freizeit- und Weiterbildungslokal mit Kegelbahn gehört zu seinen schönsten Aufgaben. Er ist Gründungs- und Ehrenpräsident des Spital-Kegelclubs Eiche. Mit viel Lob und Dank wird Isidor Ende März 1994 in die Pension entlassen. Jetzt bringt er sein Eigenheim auf den neusten Stand. Auch im Ruhestand ist Isidor mit seinen früheren Arbeitskollegen bis zu seinem Tod verbunden.
Solange eigene kleine Kinder zu versorgen sind, verzichten Alice und Isidor auf vieles. Die Freude an der eigenen Familie wiegt den Verzicht bei Weitem auf. Findet Isidor nebst all seinen Verpflichtungen freie Zeit, stellt er für seine Lieben Möbel her. Campingferien und später verschiedene Reisen bilden weitere Höhepunkte: 1988 ist es die Pilgerreise mit Pfarrer Thommen ins Heilige Land Israel, später eine nach Rom und eine weitere nach Lourdes. Beide Eltern schätzten auch die verschiedenen Ferien bei ihrer Tochter im Engadin sehr. Mit den Pensionierten und mit seinen Schwestern verbringt Isidor weitere Ferien in der Schweiz.
Das Bild von Isidor Lingg wäre ohne seine gesellschaftlichen Aktivitäten unvollständig. Sein Engagement beginnt in der katholischen Jungmannschaft. Isidor ist mehrere Jahre Kassier der Katholischen Arbeiterbewegung KAB und vom Kirchenchor, in dem er jahrelang mitsingt. Um fit zu bleiben, macht er auch im Turnverein mit. Schon 1952 tritt er der Gewerkschaft CHB bei. Er engagiert sich in der Christlich-sozialen Partei CSP, ist 1971 bis 1979 Grossrat in der Mutterpartei CVP. Hier setzt er sich für Familie, Bildung und Soziales ein. Bis zu seinem Tod bleibt Isidor der Gewerkschaft – inzwischen SYNA – der KAB und dem Artillerieverein Rottal treu. Seit 1980 hat Isidor immer wieder mit verschiedenen schweren Erkrankungen zu kämpfen. Einige Wochen nach dem Tod seiner lieben Frau Alice zieht er ins Wohn- und Pflegezentrum Berghof ein. Hier bewohnt er ein wunderschönes Zimmer. Aus dem einen Fenster sieht er sein Dorf und seine früheren Arbeitsplätze. Kirche und Friedhof sind aus dem anderen Fenster gut zu sehen. Isidor trifft sich gerne mit seinen Kindern und Freunden. Niemand ahnt, wie schnell sich für ihn der Kreis schliesst: Er ist eine Nacht lang im Spital Wolhusen zur Beobachtung. Nach dem Frühstück steht – für alle völlig unerwartet – sein Herz still. Wir vermissen Vati und Muetti schmerzlich, vergessen werden wir euch nie. Behüt' euch Gott!