Nachruf

22. Dezember 2016

Hermann Aregger-Peter

Hergiswil

Hermann wurde am 12. August 1925 in der Grauswiggern als drittes Kind von Franz und Marie Aregger-Eichmann geboren. Seine Schulzeit verbrachte er im Schulhaus Hübeli. Er war ein beliebter Schüler, ging gerne zur Schule und schloss diese mit Bravour ab. Seine Eltern starben früh, sodass er schon in jungen Jahren auf dem Hof mitarbeiten musste. Der sehr gute Familienzusammenhalt gab Hermann nicht nur für diese Zeit, sondern für sein ganzes Leben sehr viel Kraft und Halt. Die RS absolvierte Hermann beim Train, musste aber kurz vor Ende wegen einer Blutvergiftung durch einen Pferdebiss nach Hause. Wie in solchen Situationen üblich, musste er die ganze Rekrutenschule wiederholen und rückte mit seinem eigenen Ross ein zweites Mal ein. Nun fehlte das Tier aber zu Hause. In der Grauswiggern wusste man sich zu helfen und bildete kurzerhand eine Kuh zum Ziehen aus.
Am 14 Mai 1959 gab Hermann Marie Peter vom Brüsch in der Wallfahrtskirche Luthern Bad das Ja-Wort. Die beiden bekamen in der Folge drei Söhne und eine Tochter. Hermann war ein ruhiger und liebevoller Vater, Ehemann und Freund. Seine offene und friedliche Art wurde von allen geschätzt. Die Familie lebte auf dem Bauernhof, das Einkommen kam von der Kälbermästerei. Daneben arbeitete Hermann über viele Jahre als Mitarbeiter bei der CKW als Freileitungsmonteur und als Milchwäger im Hinterland. Die Arbeit auf dem Hof war zu dieser Zeit mühsam und beschwerlich, aber Hermann war sehr «acherig». Er wusste sich immer zu helfen. Sein Wunsch­traum war es Zimmermann zu werden. Da es aber zu dieser Zeit schwierig war eine Lehre zu machen, brachte er sich das Handwerk einfach selbst bei. Hermann baute Strassen, sprengte und erledigte praktisch alle Arbeiten und Bauten an Haus und Hof selbstständig. Sogar Skis fertigte er an für seine Kinder. Sein Stolz war verständlicherweise sehr gross, als einer seiner Söhne mit selbst reparierten Holzskiern das Rennen am Anti-Skilift gewann.
In seiner spärlichen Freizeit hatte er zwei grosse Leidenschaften. Er war mit Herz und Seele Schütze, ein sehr guter! Nicht selten ging er am Sonntagmorgen früh um 4 Uhr in den Stall und fuhr dann mit dem Velo an ein Schützenfest. So wie zum Beispiel, als er nach Thun über den Schallenberg fuhr, dort einen Kranz schoss und gleichentags zurückkehrte. Pünktlich war er am Abend wieder zu Hause, um zu melken. Eines seiner Highlights war das Eidgenössische Feldschiessen in Willisau. Hermann schoss die maximale Punktzahl von 72. Die zweite grosse Leidenschaft war der Schwingsport. Hunderte von Schwingfesten besuchte Hermann oder verfolgte sie am Radio und Fernseher. Er war bekannt in der Schwingerszene. So war es für den gesamten Gemeinderat von Hergiswil möglich, zusammen mit eidgenössischen Kranzschwingern an seinem 90. Geburtstag ein eigenes Schwingfest in der Grauswiggern zu organisieren.
Es gab auch schwierige Momente im Leben von Hermann. Der Tod seiner Ehefrau, die er bis zum Schluss liebevoll gepflegt hatte, traf ihn sehr. Er musste miterleben, wie alle seine Geschwister starben und erlebte einige Naturereignisse und Erdrutsche, die Verwüstungen auf dem Hof hinterliessen. Hermann schaute stets nach vorne und verlor nie seine humorvolle und ruhige Art.
Es freute ihn sehr, als sein Sohn Hermann eine eigene Familie gründete und junges Leben in der Grauswiggern Einzug hielt. Mit Judith bekam er eine Schwiegertochter, mit der er sich sehr gut verstand und die ihm in vielen Bereichen zur Seite stand. Die Grauswiggern war ein Treffpunkt für die Familie, Verwandte und Freunde, zu denen Hermann regen Kontakt pflegte. Die sechs Grosskinder waren seine grosse Liebe und erfüllten ihn mit Stolz.
Lieber Hermann, das Hinterland vermisst dich. Das legendäre rote Hinterländer-Taxi, das immer und für viele Menschen unterwegs war, fehlt vielen. Wenn man dich beschreiben dürfte, wären die Worte aus dem Gedicht von Josef Zihlmann sehr passend:

«Es chont e Ma vom Henderland met
schwäre Schueh ond längem Schrett.
Esch eischter zfrede ond het es Lache
i sim Gsecht.
Ond goht er einisch s’Tau dörus,
so ziehts ne gleitig weder hei.
Wenns ou gäch esch ond vou Nagufluh,
es esch sie Heimat do im schöne Napfgebiet».

Hermann, dir war bewusst, dass dein Herz immer schwächer wird. Du hattest dich gegen eine Operation entschieden. Am 14. 09. 2016 konntest du ein letztes Mal an deinem angestammten Platz am Küchentisch sitzen. So still und humorvoll du warst, so still und friedlich war dein Gehen. Wir wissen, dass wir dich nicht verloren haben. In unseren Herzen und immer da, wo wir an dich denken, bist du wieder bei uns. Es bleibt uns nur Danke zu sagen für all das, was du uns beigebracht hast. Schön, dass wir dich haben durften.
Deine Familie