Nachruf

28. Juli 2016

Heinz Brutschi

Schötz

Heinz wurde am 29. Mai 1949 in Zuchwil, Solothurn, geboren. Leider war es ihm nicht vergönnt, bei seinen Eltern und Geschwistern aufzuwachsen. So wurde das Kinderheim Bremgarten sein Zuhause.

Da Heinz im Hören- und Sprechen- können sehr behindert war, verstanden es die lngenbohIer Klosterschwestern, die damals das Kinderheim betreuten, Heinz in seinen Fähigkeiten zu fördern. Seine Stärken waren seine Herzlichkeit, seine offenen Augen und das Tun mit seinen Händen.

Als Heinz 15-jährig war, mussten die Schwester Oberin und die Küchenschwester von Bremgarten nach Schötz ins damalige Bürgerheim umziehen. Da sie Heinz nicht einfach dem Schicksal überlassen, sondern ihm alles verhältnismässig Mögliche für seine Zukunft bieten wollten, nahmen sie Heinz kurz­entschlossen mit nach Schötz.

Ein paar Jahre später bekam Heinz, nach einer Anlehre im Arbeitszentrum Strengelbach, einen Arbeitsplatz in der Textilfabrik. Nie aber wurde der Kontakt zum Arbeitszentrum abgebrochen. Und so durfte Heinz viele Male unvergessliche Sommerlager geniessen. Bis heute ist ein herzliches Verhältnis zur Lagerleitung und den Köchinnen geblieben.

Als es Heinz zu viel wurde, täglich an die Arbeit zu gehen, genoss er es, daheim im Mauritiusheim überall behilflich zu sein. Vermehrt auf Spaziergängen Blumen zu flücken, um im Dorf seine Leute, die ihm angetan waren, zu besuchen. Er liebte die Beschäftigungsnachmittage, denn beim Malen und Ausschneiden war er durch seine Genauigkeit und Ausdauer ein wahrhaft kleiner Künstler. Unzählige, farbenfrohe Mandalas hat er in stillen Stunden auch in seinem schönen Zimmer gestaltet, um sie dann wieder zu verschenken.

Was Heinz nicht fehlen durfte, waren die Unterhaltungsnachmittage. Wie glücklich war er doch bei einem Tänzchen oder beim Singen.

Gleich, wo Heinz in Gemeinschaft war, bekam er immer wieder grosse Anerkennung für sein liebevolles, uneigennütziges Tun. Denn er war, wenn auch ohne Worte, sehr hilfsbereit.

Die letzten Monate ist es aber sichtlich ruhiger um Heinz geworden. Er klagte viel über Müdigkeit. Seine Besuche im Dorf und somit auch seine Zeichnungen und Feldblumensträusschen, mit denen er sich jeweils liebevoll bedankte, wurden immer seltener. Trotz seinem Schwächerwerden hatte er das überaus grosse Glück, im April dieses Jahres seine wohl grösste und schönste Reise seines Lebens zu geniessen. Er durfte nach Lourdes pilgern. Theres Landolt erinnert sich: «Ich durfte Heinz im April auf der Lourdeswallfahrt begleiten, auch für mich ein unvergessliches Erlebnis. Mit Fotos hat man versucht, Heinz die Wallfahrt zu erklären. Was und wie viel hat er verstanden? Die Flugreise genoss er und im Accueil (im Spital oder Heim für die betreuten Gäste) fand er sehr schnell allein den Weg vom Zimmer in den Speiseaal. Er hat das ganze Programm im blauen Wägeli mitgemacht. Mit seiner Art fand er zu vielen Menschen spontan Kontakt und im Speisesaal wurde er verwöhnt. Als am Abend ein Trio auf der Etage Musik machte, kam Heinz sogar zum Tanzen. Als er einmal im Gang kurz warten musste, sah er die Madonna in einer Ecke und er begann zu singen, zum grossen Erstaunen des Personals. Dass Heinz nach seiner ersten grossen Flugreise nach zwei Monaten bereits die letzte Reise antreten würde, ist auch für mich eine grosse Überraschung. Ich empfinde es als grosse Gnade für Heinz.»

Die Begeisterung der unzähligen, wunderbaren Erlebnisse dieser Lourdestage, war wochenlang auf sein Gesicht geschrieben. Und wieder konnte er strahlen und es dankbar geniessen. Noch vor einigen Wochen durfte er den Bewohnerausflug mitmachen. Auf dem Bauernhof im Ämmital fühlte er sich wohl, und er wollte sich immer wieder fotografieren lassen. So schnell ist dann das reich erfüllte Leben von Heinz Geschichte geworden.
Ja, Heinz, du hast uns durch dein Sein ganz viel gegeben. Viele deiner Mitmenschen danken dir, dass sie ein Stück Weges mit dir gehen durften.

Aber auch wir sagen Danke! Danke all denen, die dir respektvoll und in Würde begegnet sind. Besonders aber allen, die im Mauritiusheim dazu beigetragen haben, dass Heinz ein so Iebenswertes Leben leben konnte, und jetzt, nach seinem Tod, sagen: «Heinz, wir vermissen dich!»