Nachruf

07. Dezember 2015

Hans Grüter-Rölli

Hans Grüter-Rölli
Hergiswil

Am 7. Mai 1936 wurdest du als drittes Kind im «Spitzacher», Hergiswil, geboren. Mit deinen fünf Geschwistern hast du deine Kindheit auf dem elterlichen Hof verbracht. Schon bald stand fest, dass du in die Fussstapfen deines Vaters treten würdest. Diese Aufgabe hast du willig angepackt. Nach deiner Schulzeit in Hergiswil hast du dich in Hohenrain, bei Familie Leu, zum Landwirt ausbilden lassen. Der Weitblick auf das schöne Seetal hat tief in dir einen prägenden Eindruck hinterlassen. Mit dem Velo hast du den langen und beschwerlichen Weg jeweils auf dich genommen. Der Blick ins Weite hat dich stark beeinflusst. Noch Jahrzehnte später hast du jede Gelegenheit, die Umgebung deines Lehrbetriebs zu besuchen, liebend gerne wahrgenommen. Du hast es verstanden, die wahren Schönheiten zu sehen wie die blühenden Kirschbäume, die Seen, die wunderschöne Landschaft. Mit grosser Lernbereitschaft und mit viel Fleiss hast du die Winterkurse in Willisau absolviert und schliesslich eine makellose Lehrlingsprüfung abgelegt.

Die Rekrutenschule in Payerne hat dir noch einmal einen neuen Blick auf die Heimat ermöglicht. Ein einmaliger Flug in einem Militärflugzeug hat dich offenbar so sehr berührt, dass du den Weitblick aus dieser Perspektive dein ganzes Leben lang nicht mehr verloren hast. Ja, du warst ein weitsichtiger Mensch, ein stiller Denker. Und erst, wenn du wirklich etwas Bedeutendes zu sagen hattest, erst dann hast du gesprochen. Zurück aus dem Militär, wurdest du auf dem elterlichen Hof unmittelbar vom Leben stark gefordert. Mit 21 Jahren hast du deinen Vater verloren und mit einem Mal die Verantwortung für den arbeitsintensiven Hof und die Angestellten übernommen. Blutjung hast du dich dieser grossen Aufgabe gestellt und die Herausforderung mit viel Verantwortungsbewusstsein grossartig gemeistert.

Nach harten Jahren auf dich selber gestellt, hast du 1964 im Restaurant Kreuz einen Blick auf eine beeindruckende Kellnerin geworfen. Stil, Charme und ein gutes Herz hatte sie. Du hast deine Anna Rölli bald darauf geheiratet und mit ihr eine Familie gegründet. Im Jahrestakt folgten Felix, Ludwig, Bruno und Doris. Durch Anna hast du tatkräftige Unterstützung und eine liebevolle Mitte für deine Familie gefunden. Du hast ihre Liebe und ihre Arbeit zu schätzen gewusst. Deine Kinder erinnern sich an einen Vater, der dem Mami abends beim Abtrocknen half. Einen, der im Garten mit anpackte und den Muttertagsstrauss höchst persönlich pflückte und sich auch zum Bohnenrüsten nicht zu schade war. An einen, der ihr alle Freiheiten und vollstes Vertrauen schenkte. Mit vielen sichtbaren Zeichen hast du deine Anna unterstützt, auch in besonders schweren Zeiten.
Du hast für dein Geld hart gearbeitet und es nicht für dich selbst verdient. Was möglich war, hast du deiner Familie ermöglicht und so viel es ging in den Hof investiert. Anna hat dir den Rücken freigehalten und du hast dich tatkräftig engagiert, wo es dir Freude machte: Du warst Schütze, Jäger, Präsident der Käsereigenossenschaft, Feuerwehrmann, Vorstandsmitglied der Elektra, Aktuar des Aufsichtsrates der Raiffeisenbank, Mitglied der Landwirtschaftlichen Genossenschaft und du hast für die Viehversicherung gearbeitet.

Dein Verantwortungsbewusstsein zeigte sich nicht nur in deinen beruflichen Tätigkeiten, sondern insbesondere auch als Familienmensch. Es hat dich mit grosser Zufriedenheit erfüllt, dass all deine Kinder die Sekundarschule besuchen und eine Lehre abschliessen konnten. Wenn für den nachmittäglichen Schulausflug zum Skilift Hübeli Skier vonnöten waren, hat es dich keine Mühe gekostet, diese über Mittag für deine Kinder kaufen zu gehen. Auch grosse Anschaffungen hast du immer mit viel Mut und fortschrittlichem Denken angepackt. Auf dem «Spitzacher» fuhr der erste Traktor und Ladewagen der Gemeinde. Dein Wissen hast du dir durch regelmässiges Lesen von Fachliteratur und Zeitungen angeeignet. Auch Biografien von Menschen, die dich beeindruckt haben, hast du gerne gelesen.

Mit grosser Genugtuung hast du deine Leidenschaft für die Landwirtschaft mit deinem Sohn Ludwig zu teilen begonnen. Dass dein Lebenswerk durch ihn eine Fortsetzung finden würde, hat dich erfüllt. Ebenso gross war deine Freude an deinen neun Grosskindern. Sie alle haben dir immer ein strahlendes Lachen ins Gesicht gezaubert. Der Schalk, der bei diesen Begegnungen aus deinen Augen blitzte, ist für uns alle unvergesslich.
Deine Bescheidenheit und dein Herz für Gerechtigkeit haben dich oft an der Rechtschaffenheit von sogenannt gros­sen Persönlichkeiten zweifeln lassen. Ja, Ungerechtigkeit hat dich wütend gemacht. Doch du warst kein Mann der lauten Worte. Du warst ein Klardenker.

Mit 63 Jahren hat dich erstmals dein Körper deutlich an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert. Ein schwerer Herzinfarkt sollte der Anfang einer langen Krankheitsgeschichte werden. Doch nie hast du dich von deinem Lebenswerk trennen lassen. Die Arbeitshose hat dir mehr Kraft gegeben als Kuren. Ferien hast du dir erst im Ruhestand ab und zu gegönnt. Dein Herz wurde schwächer, die Spaziergänge kürzer, deine Arbeit langsamer. Nicht aber dein scharfer, kritischer Verstand. Bedingungslos und genügsam hast du gearbeitet. Nicht für dich. Für deine Familie.

Am Samstagabend des 12. Septembers hast du dich nach getaner Arbeit wunderbar frisch gemacht, um zur Kirche zu gehen. Du hast in der Stube auf deine liebe Anna gewartet. Doch auf deinem Lieblingsstuhl hörte dein Herz plötzlich auf zu schlagen und du bist für immer eingeschlafen.

Lieber Hans, wir wünschen dir, dass du in Frieden ruhen kannst. So lange Erinnerungen da sind, lebst du in uns weiter. Wir danken dir.

Deine Familie