Nachruf

09. Dezember 2021

Frieda Troxler-Imholz

Frieda Troxler-Imholz
Menznau

Im Elternhaus von Josef und Maria Imholz erblickte unsere Mame Frieda am 17. Februar 1932 in Gitschenen im Isenthal das Licht der Welt. Sie war das fünfte von zwölf Kindern und wurde in eine Zeit geboren, als die Winter rau und Schmalhans oft Küchenmeister war. Skihosen oder Thermowäsche waren nicht vorhanden, sondern nur lange Röcke und kratzende Wollstrümpfe. Dennoch machte der oft tief verschnei­te Schulweg Spass, auch wenn er steil und lang war.

Damit die wachsende Familie Imholz über die Runden kam, musste Mame schon früh mithelfen und kaum der Primarschule entlassen, hat sie sich mit ihrer Schwester Adelheid auf den Weg in die Region der Rigi gemacht, um ihr eigenes Geld zu verdienen. Sie diente an verschiedenen Orten, zum Beispiel auf der Seebodenalp bei Familie Seeholzer, von welcher Zeit sie oft erzählt hat. Wir wissen, dass sie sich sehnlichst einen Wintermantel gewünscht hat und dass sie drei Monatslöhne sparen musste, bis sie ihn sich leisten konnte.

Die andere Anstellung auf dem Gutsbetrieb Freudenberg war zukunftsweisend, denn dort lernte sie unseren Baba kennen. Vielleicht machte er ihr schöne Augen, aber ganz bestimmt machte ihr auch seine Korrektheit und seine stille Art grossen Eindruck.

Im November 1958 schlossen sie in Isenthal den Bund des Lebens und ein Jahr später wurde der Stammhalter Daniel geboren. Schon bald machte ihnen ihr Schwager Franz den Umzug nach Menznau schmackhaft und ab Frühjahr 1961 war für zehn Jahre der Bauernhof Neuhüsli Wirkungsstätte und Zuhause der wachsenden Familie. Aufgrund der geplanten Umfahrungsstrasse musste der Hof allerdings weichen und als Ersatz wurde den Eltern die Melchen als weiterführende Existenz angeboten. Wir erinnern uns, wie wir Kinder, mittlerweile sieben an der Zahl, mit grossen Augen den Komfort des neuen Zuhauses bestaunten.

In der Melchen vervollständigten zwei Töchter die Familie und auf unsere Mame wartete ein gerütteltes Mass Arbeit. Ihre kraftspendende Passion war die Pflege der Blumen, vorallem der Geranien. Stolz nahm sie jeweils die vielen Komplimente entgegen und auf die Frage nach dem Geheimnis kam stets die knappe Antwort, der Migros- Dünger sei der Beste.

Auch war sie die geborene Organisatorin, hat jedes Zeitfenster genutzt und die Haushalts- und Schweinestallaufgaben geschickt an ihre Töchter delegiert. Die Zeit war so klug eingeteilt, dass vor der Schule noch mehrere Runden «tschou Sepp» gespielt werden konnten. Auch ein Jass wurde oft geklopft und wenn ihr Idol, Ingemar Stenmark, die Piste runtersauste, gab es für sie kein Halten mehr, denn da wurde ausnahmsweise sogar das Mittagessen in die Stube verlegt. Sogar die Rennboliden der Formel 1 faszinierten sie und dem  Nationalsport Schwingen brachte sie auch grosse Sympathie entgegen.

Langsam mutierte die Melchen zu einem Generationenhaus. Die Kinder waren zwar ausgezogen, aber Enkelkinder bevölkerten das Haus, verbrachten dort ihre Ferien und die Aufgabe als Tagesmutter meisterte Mame mit Bravour.  

Als Baba aus gesundheitlichen Gründen ins Altersheim Weiermatt umziehen musste, umsorgte sie ihn liebevoll und lieferte ihm regelmässig den geliebten Melchen Milchkaffee.

Ihre Tochter Steffi war Mame besonders ans Herz gewachsen, denn mehr als 40 Jahre waren sie sich gegenseitig eine grosse Stütze. Allerdings musste vor vier Jahren für beide eine neue Lösung gefunden werden und der Eintritt ins Heim Weiermatte war unumgänglich. Auch für Steffi wurde eine Lösung gesucht und sie fand in der Wohngruppe Blochwil ein liebevolles Zuhause.

Je länger Mame im Heim Weiermatt war, desto mehr spürten wir, dass ihre Gedanken auf einer Reise waren, der wir nicht mehr folgen konnten. Umso tröstlicher war das Gefühl, dass sie sich mit ihrem oft kargen Leben versöhnt hat.

Ein Leben ist vollendet, die Stimme verstummt. Dennoch hallen die Worte noch immer in unseren Ohren nach. Mame, mit grosser Dankbarkeit und immenser Achtung gedenken wir deiner.