Nachruf

26. November 2015

Fredy Kurmann-Bättig

Fredy Kurmann-Bättig
Willisau

Fredy Kurmann wurde am 22. Dezember 1932 auf dem Hof Mitzenegglen, Willisau-Land, als sechstes von neun Kindern geboren. Zusammen mit seinen Geschwistern musste er schon früh auf dem elterlichen Hof mithelfen. Er besuchte sechs Jahre die Primarschule in der Rohrmatt und zwei Jahre die Sekundarschule in Willisau. Sein grosser Traum wäre es gewesen, den Beruf des Zimmermanns zu erlernen. Da keiner seiner älteren Brüder zu Hause bleiben wollte, musste er den elterlichen Hof übernehmen. Zusammen mit seinem Bruder Alois hat er den Hof Mitzenegg­len viele Jahre bewirtschaftet. Zwei Winter besuchte er die Landwirtschaftliche Schule in Willisau, in welcher er stets gute Noten erzielte. Die Rekrutenschule machte er bei der Artillerie im Tessin. Dort sei das Essen sehr schlecht und das Trinkwasser fast ungeniessbar gewesen. Selber habe er aber kein Geld gehabt, um sich etwas zu trinken zu kaufen. Nach der Rekrutenschule hat unser Vati noch alle obligatorischen Diensttage absolviert.

Am 19. April 1960 gab er unserem Mueti das Ja-wort in der Muttergotteskirche in Luthern Bad. Unsere Eltern haben den Hof Mitzenegglen während 55 Jahren zusammen bewohnt und dort viele Jahre gemeinsam hart gearbeitet. Am 21. April 1961 war die Freude gross, als der älteste Sohn Hans das Licht der Welt erblickte. Später sind dann noch Toni, Bruno, Sepp, Maria, Alois und Pius dazugekommen.

Die Gebäude auf der Mitzenegglen waren sehr alt und so wurden im Jahr 1970 eine neue Scheune und eine Schweinescheune erbaut. Später konnten im Bauernhaus eine neue Küche, ein Bad und endlich eine Zentralheizung eingebaut werden. Es war für alle ein grosses Fest, dass es jetzt auch im Winter im ganzen Haus warm war. Vati kaufte 1969 den ersten selbstfahrenden Ladewagen und 1980 einen Vierradmäher. Das war damals eine kleine Sensation. Alle haben gestaunt wie Kurmanns damit die sehr steilen Hänge bewirtschaftet haben. Geizige Menschen waren Vati ein Graus. «Das letzte Hemd hat keine Taschen» pflegte er zu sagen. Er ermahnte uns Kinder aber gleichzeitig, zum Geld Sorge zu tragen. So war die Tür in der Mitzenegg­len immer offen für alle Leute. Seien es Schulkameraden oder Nachbarn, für jeden gab es ein Zobig oder ein Dessert. Vati hat uns Kindern erzählt, dass er als Kind selber kaum ein richtiges Paar Schuhe hatte. Es war für ihn deshalb umso wichtiger, dass wir alle eine Ausbildung machen konnten.

Als unsere Eltern 28 Jahre verheiratet waren, fuhren sie zum ersten Mal zusammen in die Ferien ins Tessin. Von da an haben sie jeden Sommer ein paar Tage Ferien genossen. Gemeinsam haben sie die Schweiz und das umliegende Ausland erkundet. Im Jahr 2007 sind sie zusammen nach Polen geflogen, wo sie an eine Hochzeit eingeladen waren. Im September 2014 konnten unsere Eltern noch eine Woche Ferien im Jura verbringen. Dies hatte sich unser Vati schon lange gewünscht. Das Wohlergehen seiner Tiere ist Vati sehr am Herzen gelegen. Er hat uns Kinder immer ermahnt, nie ein Tier zu schlagen oder zu quälen. Mitten in der Nacht beim grössten Unwetter ist er auf die Weide gegangen, um seine Tiere in den Stall zu holen, damit ja keines Schaden nimmt. Seine grosse Leidenschaft war die Musik. Vati war während 63 Jahren Mitglied der Musikgesellschaft Rohrmatt. Während all dieser Jahre hat er kaum eine Probe versäumt. Nach 60 Jahren Musizieren durfte er die verdiente Auszeichnung CISM-Veteran entgegennehmen, worauf er sehr stolz war. Nebenbei war er 10 Jahre im Pfarreirat, 7 Jahre Kassier und 14 Jahre Präsident der Käsereigenossenschaft Schülen. Während 26 Jahren amtete er als Präsident der Strassengenossenschaft und war viele Jahre Mitglied der Schulpflege Willisau.

1997 haben unsere Eltern den Hof an Sohn Toni übergeben. Im neu erbauten Haus lebten sie zusammen mit Sohn Alois. Auch nach der Übergabe des Hofes hat Vati unermüdlich mitgearbeitet. Es tat ihm weh zu spüren, dass seine Kräfte langsam schwanden und er nicht mehr alle Arbeiten verrichten konnte wie früher. Mit Herzblut war er auch Imker und er versorgte seine Bienen, so lange es ging, immer noch selber. Im Jahr 2010 konnten unsere Eltern die goldene Hochzeit feiern. Dieser Tag war Vati sehr wichtig. Viel wichtiger als jeder Geburtstag. Wir Kinder haben unseren Eltern zu diesem Anlass eine Reise mit dem Glacier-Express geschenkt. Viel Freude bereiteten Vati auch die Besuche oder das Musizieren der Enkelkinder. So wie gerade noch an Pfingsten, als ihm seine Enkelkinder zum Dessert ein Ständchen gespielt haben.

In den letzten Jahren musste Vati einige Operationen über sich ergehen lassen. Langsam wurden seine Kräfte weniger und trotzdem stand er jeden Tag auf und spazierte ein paar Schritte, wenn es irgendwie ging. Oder um es mit den Worten eines Enkelkindes zu sagen: «Grossvati war ein Kämpfer.»

Hätte Vati die Mitzenegglen im hohen Alter noch verlassen müssen, wäre das für ihn sehr schlimm gewesen. Wir sind deshalb dankbar, dass er am Pfingstmontag friedlich zu Hause, in den Armen von Mueti, für immer einschlafen durfte.

Vati, wir vermissen dich. Du wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben.

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