Nachruf

09. Januar 2017

Franziska Roos

Willisau

Völlig unerwartet ist Franziska Roos am 29. November 2016 von dieser Welt gegangen. Viele Menschen hat sie auf dem Weg in das Licht begleitet. In der Sterbebegleitgruppe Willisau hat sie während rund zwölf Jahren unzählige Stunden an der Seite von lieben Mitmenschen verbracht, sie begleitet und ihnen Hoffnung und Vertrauen geschenkt. Sie ist den letzten Weg alleine gegangen, im Vertrauen auf Gott.
Geboren wurde Franziska im Juli 1936 auf dem Hof Seeblenschür in Hergiswil. Als viertes von sieben Kindern ist sie auf dem Bauernhof aufgewachsen. Die Kriegsjahre prägten das Leben der Eltern. Es war ein einfaches und sehr bescheidenes Leben. Es gab viel Arbeit auf dem Hof. Alle mussten mit­anpacken.
Nach der Schulzeit arbeitete Franziska in verschiedenen Haushaltungen, bevor sie dann die Bäuerinnenschule absolvierte. Nach der Bäuerinnenschule entschied sie sich für den Beruf der Pfarrköchin. Zuerst war Franziska bei Pfarrer Greber in Hergiswil tätig. Nach einigen Jahren in Hergiswil nahm Franziska die Pfarrköchinnenstelle in Reiden bei Pfarrer Grossmann an, in der herrschaftlichen Kommende auf dem Hügel von Reiden. Es war ein wunderschöner Ort, wo aber auch immer viel Arbeit auf sie wartete.
Wir Nichten und Neffen haben die Besuche und die Ferientage bei Franziska in der Kommende sehr genossen. Ob im mächtigen, herrschaftlichen Rittersaal, im wunderschönen Park mit den grossen Bäumen und dem Teich mit den Goldfischen oder in der gemütlich eingerichteten Bibliothek – als Kinder fühlten wir uns in der Kommende wie in einem Rittermärchen. Die Abende in der Bibliothek mit Pfarrer Grossmanns spannenden Geschichten bleiben unvergessen.
Gemeinsam mit Pfarrer Grossmann organisierte Franziska viele Jahre die Pfarreilager. Diese Lagerzeit genoss sie sehr und viele schöne Kontakte entstanden daraus, die sie bis heute noch pflegte. Auch kamen ihre Kochkünste in der Lagerküche voll zur Geltung. Durch die Lager lernte sie viele schöne Orte in der Schweiz kennen. Besonders gefiel Franziska das Wallis. Nach einigen Jahren wechselten Pfarrer Grossmann und Franziska zusammen in die Pfarrei Langnau bei Reiden. Auch dort war das Pfarrhaus Organisationszentrale für alle wichtigen Anliegen und Bedürfnisse der Pfarrei. Das Haus war immer offen für Gäste aus nah und fern. Der grosse Garten und die vielen Blumen rund um das Haus waren ihre Passion. Aus der kleinen Küche zauberte sie so manches feine Menü. Auch Backen, Stricken und Nähen waren ihre grossen Leidenschaften.
In Langnau war Franziska auch als Sakristanin im Einsatz. Ihre schönen Blumengestecke schmückten die Kirche. Auch viele Ministrantenreisen hat Franziska begleitet, was wiederum eine wunderbare Möglichkeit war zum Reisen. Die Reisen nach Rom in den Vatikan waren für sie eine erlebnisreiche Zeit. Als Pfarrer Grossmann in den Ruhestand ging, entschieden sie sich, gemeinsam nach Wolhusen zu ziehen. Auch dort hatten sie sich rasch ein gutes Netz aufgebaut und waren in der Spitalseelsorge engagiert. Im Jahr 2000 verstarb Pfarrer Grossmann unerwartet rasch. Dadurch veränderte sich für Franziskas Leben viel. Zu Beginn war es für sie eine grosse Herausforderung, sich in ihrer neuen Welt zurechtzufinden. Im Herbst 2000 zügelte sie nach Willisau, in die Menzbergstrasse, und startete hier ein neues Leben.
Nach wie vor pflegte sie den Kontakt zu ihren Pfarrköchinnen-Kolleginnen. Viele schöne Freundschaften sind daraus gewachsen und dies war ihr sehr wichtig. Weiterhin blieb die Kirche ein wichtiger Teil ihres Lebens und so engagierte sie sich freiwillig in der Pfarrei Willisau. So war sie bis vor Kurzem im Fahrdienst der Spitex und im Mahlzeitendienst tätig. Auch leistete sie einige Jahre Fahrdienst für Kinder der Heilpädagogischen Sonderschule Willisau. Bis zuletzt war sie ein sehr engagiertes Mitglied in der Sterbebegleitgruppe Willisau.
Ihr grosses Hobby, das Gärtnern, gab ihr Kraft. Sie war gerne mit der Natur verbunden. Auf ihrem Gartenstück in der Bünten pflanzte sie Kartoffeln an und stellte aus dem wachsenden Gemüse feine Geschenke für Freunde her. Sehr gerne bekochte Franziska auch Gäste. Franziska liebte auch das Wandern. Vor wenigen Wochen noch war sie auf dem Napf. Gerne war sie auch mit dem Velo unterwegs. Oft führte sie ihre Velostrecke nach Hergiswil und sie machte dort einen Besuch bei ihrer Schwester Marie im Talbach. Das wöchentliche Turnen war für sie ein fixer Termin. Nur ungern liess sie diesen aus. Einen Jass klopfen in guter Gesellschaft, das bereitete ihr Freude. Franziska hatte einen hohen Gerechtigkeitssinn. So scheute sie sich auch nicht, gewisse Gegebenheiten kritisch zu hinterfragen, manchmal auch etwas herausfordernd. Im Herzen war es ihr immer ein Anliegen, dass alles seinen korrekten Lauf nahm. Ihr 80. Geburtstag diesen Sommer war für Franziska ein Überraschungstag. Dass so viele Menschen an sie gedacht haben, das hat sie überwältigt.
Im Oktober ist ihr ältester Bruder Sepp verstorben. Der Abschied berührte und bewegte Franziska sehr. Gerne hätte sie noch einige Jahre bei guter Gesundheit gelebt. Aber es war ihr auch sehr wichtig, bei ihrem Abschied nicht leiden zu müssen.
Liebe Franziska, wir danken dir für dein grosses Engagement, deine Herzlichkeit, und alles, was wir mit dir erleben und erfahren durften. Wir vermissen dich und du hinterlässt eine grosse Lücke. Wir behalten dich in liebevoller Erinnerung in unserem Herzen.