Nachruf

22. September 2016

Franz Theiler-Wicki

Hofstatt

Am 17. August 1924 wurde unser Baba seinen Eltern, Peter und Magdalena Theiler-Süess, als drittes von fünf Kindern in die Wiege gelegt.

Er ist in Hellenschwil, Gemeinde  Emmen, zusammen mit drei Brüdern und einer Schwester aufgewachsen. Seine Erzählungen von dieser Zeit öffneten uns Fenster für die nicht immer einfachen, prägenden Erfahrungen. Dazu gehörte vor allem der Tod seiner Schwester Magdalena, welcher ihn immer wieder, auch im Alter, aufs Neue geschmerzt hat. Man kannte früher nichts bis sehr wenig über den Schmerz und die Trauer einer Kinderseele.

Nach der obligatorischen Schulzeit wurde seine Arbeitskraft auf dem väterlichen Hof gebraucht. Später machte er die Rekrutenschule und die dazugehörenden WKs.

Seine grosse Liebe, Josy Wicki, war für ihn ein Geschenk. Sie war für ihn eine starke Stütze, wenn nicht gar die Säule in seinem Leben. 1953 haben die beiden geheiratet. Hier erlebte er Angenommensein und Verständnis. Bis zum Schluss war Josy sein Müsli.

Während fünf Jahren bewirtschafteten sie zusammen in Rothenburg eine Pacht. Für den Familienzuwachs wurde gesorgt, so dass sie 1958 bereits zu sechst waren, als sie in Mönchaltorf im Zürcher Oberland eine Liegenschaft erwarben. Hier schenkten sie weiteren fünf Kindern das Leben, was eine Grossfamilie von sechs Mädchen und drei Knaben ergab. Später kam zur Unterstützung sein Bruder Sepp, unser lieber Onkel, ebenfalls nach Mönchaltorf.

Die wirtschaftliche Situation zwang ihn damals, zusätzlich ausserhalb des Hofes einer Arbeit nachzugehen.
1971 wollten unsere Eltern wieder zurück in den Kanton Luzern, genauer nach Hofstatt. Dort kaufte er zusammen mit Sepp die Liegenschaft Unter-Gyr­stock. Hier konnte er sich ganz der Landwirtschaft widmen.

Seine drei herausragenden Leidenschaften waren die Tauben, das Jassen und das Velofahren.
Unermüdlich schwang er sich aufs  Velo und fuhr sehr weite Strecken, um Taubenkollegen zu besuchen und besondere Exemplare zu kaufen. Er wollte sehen, wie sie flogen, wie sie sich hoch in die Lüfte schwangen, das faszinierte ihn immer. Sein Blick war oft zum Himmel gerichtet. Er sah die Tauben oder Vögel schon, welche wir noch nicht sehen konnten. Er hatte einen geübten Blick.

Jassen, vor allem der «Sidi», war ebenfalls eine Leidenschaft von ihm. Wo sich eine Gelegenheit bot, wurden die Karten gemischt und ausgeteilt. Bis ins hohe Alter genoss er es, wenn er in gemütlicher Runde einen Jass klopfen konnte.
Bis zuletzt fuhr er noch Velo, nachdem er, zu seinem grossen Leidwesen, nicht mehr Auto fahren durfte. Später setzte ihm das Alter die natürlichen  Grenzen seiner Touren.
 
Während eines so langen Lebens kamen und gingen die schönen und traurigen Ereignisse.
Zu den schönen Ereignissen zählten die Geburten der insgesamt 21 Enkelkinder. Auch durfte er sechs Mal Urgrossvater werden.

Das erste einschneidende Ereignis  in seiner eigenen Familie war der Unfalltod 1977 von Franz, seinem erstgeborenen Sohn. Das hatte ihn in seinem Glauben erschüttert.

Die Demenzkrankheit seiner geliebten Frau, unserer Mutter, war sehr  schwierig für ihn. Die Säule und die  Starke veränderte sich mehr und mehr und brauchte nun seine Hilfe. Er wollte  sie nicht fremdbetreuen lassen und tat alles in seiner Macht Stehende, damit er sie zu Hause pflegen konnte.

Sie war seine zweite Hälfte, sie gehörte zu ihm. Durch ihren Tod am 2. Juni 2011 ist ein Teil von ihm mit gestorben, er vermisste sie jeden Tag. Nur zwei Jahre später, auch am 2. Juni, ist Theres, seine älteste Tochter, an einem Krebsleiden gestorben. Erneut musste er einen geliebten Menschen gehen lassen.

Seinen 90. Geburtstag feierten wir nochmals alle zusammen. Er genoss diesen Tag und freute sich, im Kreise seiner Familie zu sein.

Wir wissen, dass alles seine Zeit unter der Sonne hat, so auch das Geboren- werden und das Sterben. Die Kraft von Baba liess stetig nach. Er ist hin und wieder hingefallen, ohne  grossen Schaden zu erleiden. Immer wieder stand er auf. Am 30. Mai ist er  wieder hingefallen und musste ins Spital zur Überwachung. Erneut hatte er Glück gehabt, nichts gebrochen, keine Folgeschäden. Also ging es ins Ferienbett nach Buttisholz zur Erholung. Hier hat er viel geschlafen, er war sehr müde, erschöpft vom langen Leben. Nach einem weiteren Sturz musste er ins Kantonsspital Luzern eingeliefert werden.

Sein Zustand verschlechterte sich täglich. Dank seiner grossen Familie, der Kinder und Enkelkinder war er nie alleine. Am Dienstag, 14. Juni, durfte Baba im Beisein seiner Familie zu seinem Schöpfer heimkehren. Er wird all seine Lieben, die vor ihm gegangen sind, wiedersehen. Wir wünschen ihm die ewige Ruhe.

Lieber Baba, du wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben.

Deine Familie