Nachruf

24. April 2019

Esther Amrein-Gumann

Willisau

«So isch es halt», das war der Kommentar von Esther nach dem erneuten Befund «Hirntumor» im Spätherbst 2016. Aber aufgeben und jammern entsprach nicht ihrem Naturell, hatte sie doch seit 1986 dank dieser positiven Grundhaltung, erfolgreichen Operationen und Therapien schon zwei Hirntumorattacken ohne nachhaltige Defizite glücklich überstanden. Es waren prägende dreissig Jahre. Sie schätzte das Leben umso mehr. Doch diesmal sollte es der letzte tapfere Kampf gegen die heimtückische Krankheit werden. Als auch noch ihre Stimme versagte, zeigte sie mit festem Händedruck Präsenz. Nach monatelanger Pflege daheim wurde sie in ihren letzten Lebenstagen in der Palliativabteilung VIVA Eichhof Luzern bestens betreut. Eindrücklich für die anwesende Familie nahm sie nach tagelanger Agonie, kurz vor ihrem Tod am 27. April 2018, noch mit einem letzten Blick in die Runde sanft und gottergeben von uns Abschied.

Es war Sonntag, der 10. Dezember 1944, als Esther das Licht der Welt erblickte. An der Zugerstrasse in Oberlunkhofen, wo ihre Eltern Walter und Emilie Gumann-Koch erfolgreich ein Unternehmen mit Zimmerei, Sägerei und Holzhandel betrieben, wuchs Esther wohlbehütet und glücklich mit den Schwestern Rita und Brigitte und ihrem jüngeren Bruder Walter auf. Von beiden Eltern erbte sie die zupackende Art, vom Vater Geradlinigkeit und Sinn für Humor, von der Mutter den Charme und die Hilfsbereitschaft. Dem Besuch der Primarschule in Oberlunkhofen und der Bezirksschule in Bremgarten folgte ein vierjähriger Aufenthalt im Institut St. Klara in Stans, wo sie mit Bravour ihr Handelsdiplom erwarb. Schon hier knüpfte sie enge lebenslange Freundschaften. Zurück in ihrer Heimat, trat sie im nahen Zürich bei der Ausgleichskasse des Baumeisterverbandes ihre erste Stelle an, bevor sie eine neue Herausforderung als Sekretärin in der Maschinenbranche annahm. Bildungsaufenthalte in Frankreich und England schärften ihre Fremdsprachenkenntnisse. Dem Ruf ihres Schwagers Peter Oswald folgend, arbeitete sie dann als Sekretärin im Architekturbüro in Muri AG, wo auch ihr späterer Gatte Erwin als Architekt wirkte. Dieser verguckte sich immer mehr in die attraktive Teamgefährtin. Es war der Anfang einer Liebe, die schliesslich am 5. Juni 1971 in der örtlichen Klosterkirche mit dem gegenseitigen Jawort besiegelt wurde. In Muri zogen sie gemeinsam in eine Maisonette-Wohnung an der Lindenbergstrasse. Zwei Jahre später schenkte Esther ihrer Tochter Nicole und nach weiteren fünf Jahren auch ihrem Sohn Lukas das Leben. Mit Liebe und fürsorglicher Zuneigung wandte sie sich nun der Erziehung ihrer Sprösslinge zu.

Nachdem Erwin mit Karlheinz Rüppel ein Architekturbüro in Willisau eröffnete, fand 1979 gleichenorts auch die Familie ihr neues Zuhause in der Sonnrüti 6. Ihre offene, unkomplizierte Art erleichterte Esther den gesellschaftlichen Anschluss, sei es in der Nachbarschaft, sei es über die Mitwirkung in der Kindergartenkommission, im Kirchenchor, Frauenimpuls oder Turnverein. Die grosse Erfahrung als Sekretärin setzte sie nun auch im Architekturbüro ihres Gatten ein, wo ihr aufgeschlossenes, frohes und zuverlässiges Wesen geschätzt wurde. Ihr und ihren flinken Fahrkünsten war es wohl auch zu verdanken, dass manche Wettbewerbsprojekte kurz vor Mitternacht, just vor Ablauf des Abgabetermins, doch noch rechtzeitig und sicher den Weg zur Nachtpost in Luzern fanden.

Hie und da konnte ihr bestimmtes Auftreten distanziert wirken. Wer Esther jedoch näher kannte, war bald angetan von ihrem Charme, ihrer treuen Zuwendung, Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit. Mit fürsorglicher Wärme und Pflichtbewusstsein war sie Mittelpunkt unserer Familie. Eine gepflegte Küche und ein wohnliches und gastfreundliches Ambiente waren ihr Anliegen. Sie liebte Tiere und die Natur, vor allem auch Blumen, genoss ausgiebig klassische Musik, las sowohl Belletristik wie auch Krimis und besuchte gerne Konzerte, Filme und Kunstmuseen. Mit dezentem Chic lebte Esther modebewusst. Es waren nicht nur ihre vielen ausgedehnten Studienreisen in die weite Welt, die sie faszinierten, sondern auch die Wanderungen und Velotouren im lieb gewonnenen Luzerner Hinterland.

Das weitere Aufwachsen ihrer ins Herz geschlossenen Enkel Jan und Ben darf Esther leider nun nicht mehr miterleben. Auch wenn ihr der Tod vor einem Jahr schlussendlich die Erlösung brachte, wog das Loslassen für uns schwer. Die hinterlassene Lücke in unserer Familie bleibt, aber auch unsere grosse Dankbarkeit mit vielen kostbaren Erinnerungen an eine wundervolle Frau und Mutter. So schliessen wir, dem «Amen» (so sei es geschehen) in der Kirche gleich, mit Esthers Spruch «So isch es halt».

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