Nachruf

28. Juli 2016

Emma Bättig-Kunz

Willisau

Emma Kunz erblickte am 8. Mai 1939 auf dem Bauernhof Niespel, Twerenegg, das Licht der Welt. Zusammen mit ihren zehn Geschwistern und Halbgeschwistern lernte sie die Härte des Lebens früh kennen. Der stotzige Hof und der gelähmte Vater erforderten schon von klein auf viel Arbeit.

Gerne hätte Emma ihre schulischen Fähigkeiten für eine gute Ausbildung genutzt. Leider war es damals noch zu häufig der Fall, dass Mädchen keine höhere Schulbildung oder eine Lehre machen konnten und schon in jungen Jahren Geld verdienen mussten. Deshalb war es Emma ein grosses Anliegen, dass alle ihre Kinder eine gute Ausbildung erhielten.

Das erste Geld verdiente Emma als Pflegerin am Wochenbett. Dann verbrachte sie viele Jahre als Haushaltshilfe, von denen ihr die Aufenthalte in Zell und Beromünster am innigsten in Erinnerung geblieben sind. Kontakte aus dieser Zeit blieben ein Leben lang bestehen. Dass ihre Töchter die Berufe wählten, mit denen sie an diesen beiden Orten in Kontakt gekommen war, erfüllte sie mit Stolz und war eine schöne Fügung des Schicksals.

Mit gut 20 Jahren lernte Emma Toni Bättig, die grosse Liebe ihres Lebens, an der Kilbi in Willisau kennen. Die Hochzeit fand am 20. April 1965 in der Pfarrkirche Willisau statt. Sie blieb wegen den 30 Zentimetern Neuschnee und der schönen Reise in den Schwarzwald für immer in Erinnerung. Zwischen 1966 und 1970 kamen die vier Kinder Claudia, Philipp, Thomas und Cornelia zur Welt. In diese Zeit fiel auch der Bau des Hauses Sonneck im Ostergau. Damit Toni nach seinem Feierabend mit dem Mauern gleich loslegen konnte, hatte Emma schon den Pflaster gemischt und die Steine bereitgestellt, obwohl daneben auch noch der Haushalt und die Kleinkinder zu betreuen waren.

Während die Familie prächtig gedieh, wurde der Garten zuhause auch immer grösser. Praktisch das ganze Jahr versorgte Emma die Familie mit Gemüse und Salat aus dem eigenen Anbau. Die wunderbare Blumenpracht rund um das Haus war ihr eine Herzensangelegenheit. Daneben hat sie über Jahre mit Heimarbeit für eine Aufbesserung der Familienkasse gesorgt.

1999 kam ihr erstes Grosskind, Jan, zur Welt. Es folgten über die nächsten neun Jahre Anja, Lea, Rahel, Manuel, Noah, Simon und Chiara. Die Grosskinder wurden zu einem sehr wichtigen Lebensinhalt. Alle wurden schon als Baby im Ostergau betreut und gehen auch heute noch ein und aus. Jederzeit war im Ostergau auch äusserst kurzfristig ein Hütedienst verfügbar. Zusehen zu können, wie aus Babys Kleinkinder, dann Kinder und inzwischen schon Jugendliche werden, war für Emma ein grosser Antrieb in den beiden letzten Lebensjahrzehnten. Ein besseres Grosi kann man sich nicht vorstellen.

2002 der grosse Schock: Krebsdiagnose! Emma hat den Kampf gegen die heimtückische Krankheit angenommen. Nach einer ersten erfolgreichen Genesung konnte sie weitere zehn erfreuliche Jahre verleben. In diese Zeit fiel auch die Gründung des Wanderklubs «mer esch glich». Über Jahre war der Dienstag für Wanderungen in der ganzen Schweiz reserviert. Auch ihre erste Flugreise konnte sie noch unternehmen.

Emma hat den Jodlerklub Mai­glöggli, Willisau, jahrzehntelang unterstützt und war sehr stolz auf ihre Ehrenmitgliedschaft. Viele gemütliche Stunden mit guten Freunden hat das Jodlerstübli im Ostergau gesehen. Sie wurde Aktivmitglied der Singfrauen der Trachtengruppe Willisau und hat liebe Freundinnen kennenlernen dürfen, die ihr ein Leben lang verbunden blieben.

Emma liebte die Menschen. Kein Aufwand war ihr zu gross, zuhause Gäste zu bewirten. Viele schöne, fröhliche Stunden konnte sie mit Bekannten und Verwandten erleben. Die ganze Familie an Ostern, Kilbi und Weihnachten einzuladen und zu verköstigen, liess sie sich nie nehmen. Aber auch jeder spontane Besuch hat sie sehr gefreut. Ob für ihre eigenen Kinder mit Anhang und Grosskinder, Verwandte und Bekannte – Emma war immer für alle da. Sie hatte ein Leben voller Arbeit und Aufopferung, konnte aber auch sehr viele schöne Momente geniessen. Den Stolz auf Toni, ihre Kinder und Grosskinder nimmt sie mit.

In den letzten vier Jahren hat sich die Krankheit mehrere Male zurückgemeldet. Es gab schmerzhafte Zeiten, aber auch immer wieder Hoffnung auf Besserung. Emma hat bis zum Schluss am Leben gehangen. Als sie am Sonntagmittag, 22. Mai, zur Kenntnis nehmen musste, dass der Kampf gegen die Krankheit nicht mehr zu gewinnen ist, hat sie sich von ihren Liebsten und der Welt verabschiedet. Zwei Stunden später konnte sie friedlich und mit sich und der Welt im Reinen entspannt für immer einschlafen.

Ruhe in Frieden, liebe Emma!