Nachruf

16. Januar 2017

Dora (Dorli) Felder–Schwank

Willisau

Dora (Dorli) ist am 23. Januar 1928 als Tochter von Margrit und Paul Schwank-Graf in Zürich geboren. Hier verbrachte sie ihre Kindheit. Ihre drei Geschwister verstarben schon als Kleinkinder, da die Kinder-Sterblichkeit damals noch sehr hoch war. So wuchs sie als Einzelkind auf. Als fleissige Schülerin ging sie in Zürich zur Schule. Nach ihrer Schulzeit erlernte sie den Coiffeurberuf im Geschäft ihrer Mutter in Zürich.
Während ihrer Ausbildung lernte sie an einem Showfrisieren im «Kaufleuten», Zürich, ihren Mann kennen. Paul Felder, Coiffeurmeister aus Willisau. Es hatte gefunkt zwischen den beiden und zwei Jahre später, am 30. September 1946, heirateten sie in der Sankt Peter-und-Paul-Kirche, Zürich. Eine Zürcherin wird Willisauerin und das mit Leib und Seele. Mit 18 Jahren zügelte Dorli nach Willisau. Sie arbeitete aktiv und kreativ im Coiffeurgeschäft ihres Mannes Paul Felder mit und führte den Haushalt vorbildlich.
Bald kamen die vier Kinder zur Welt. Zwei Mädchen und zwei Buben. Der Jüngste war ein Nachzügler. Sie hatte als Mutter und Geschäftsfrau alle Hände voll zu tun. Trotzdem nahm sie sich Zeit, zwischendurch ihrer Mutter im Coiffeursalon in Zürich auszuhelfen, wenn dort Not an der Frau war.
Aber auch in Willisau war sie unentbehrlich. Als Mutter und Geschäftsfrau ging sie in ihrer Rolle voll auf. Sie arbeitete im Geschäft und sie kochte täglich für ihre grosse Familie und die Angestellten. Meistens waren acht bis zehn oder mehr Personen am Mittagstisch. Sie kochte sehr gut und gern. Wenn eine Kundin unter der Trockenhaube war, ging sie schnell in die Küche, um Anweisungen zu geben, selbst zu kochen oder etwas Feines zu backen. Besonders beliebt waren ihre Poulets oder der Chüngel. Um die Weihnachtszeit ihre feinen Bireweggen, Lebkuchen und Mailänderli. Nicht zu vergessen die exzellente Mousse au Chocolat, genannt Grosmamis Schoggicreme.
Dorli liebte Willisau und die Kultur des Grafenstädtchens, die Feste und die Menschen. Sie war eine aktive Fasnächtlerin, liebte die Chilbi und den Christchindli Märt und noch vieles mehr. Sie engagierte sich im Frauenverein, im Turnverein und im Kafi Chatz.
Dorli Felder war eine starke, fleissige Frau. Es war ihr nichts zu viel, sie wusste genau, was sie wollte. Wir Kinder, die Lehrlinge und auch die Kunden spürten ihre natürliche Autorität, welche sie ausstrahlte. Sie hatte viele treue Kundinnen, welche sie bis ins hohe Alter auch noch in ihrem kleinen Coiffeursalon an der Ettiswilerstrasse 9 frisierte. Eigentlich war sie als Mutter und Geschäftsfrau voll ausgelastet. Doch in ihr schlummerten noch einige andere Begabungen und Talente.
Die Theaterfrau kam in der Hauptrolle als Rösslwirtin in der Operette «Im weissen Rössl am Wolfgangsee» voll zur Geltung. Dorli engagierte sich total. Sie lernte den Text an allen möglichen Orten im Haus auswendig. Wir hörten ihr zu, lernten den Text und die Lieder auch gleich. Das tönte dann jeweils so: «Schön ist die Welt, schön ist die Welt heute ham mer wieder Sonnenschein…» Oder so: «Zum Kreuzdonnerwetter!!! «Wer mir noch einmal dazwischenspricht, der kriegt ein paar Watschen, bis das ganze Haus kracht.» Die Operette «Im weissen Rössl am Wolfgangsee» der Theatergesellschaft Willisau hatte sehr grossen Erfolg beim Publikum. Sie spielten viele Vorstellungen und Extra-Aufführungen. Nach den Vorstellungen waren Dorli und ihr Mann auch bei den Festen bis in die Morgenstunden mit dabei. Aber am nächsten Tag wieder aktiv im Geschäft und im Haushalt. Auch in der Operette «Der fidele Bauer» spielte Dorli mit. In anderen Jahren schminkten und frisierten sie und ihr Mann Paul die Schauspieler der Theatergesellschaft Willisau.
Später sang sie mit Freundinnen zusammen im Gartenlaubenchörli mit. Dieses Nostalgie-Chörli hatte unzählige Auftritte, zum Beispiel an Hochzeiten, Geburtstagsfesten und verschiedenen Jubiläen. Dort begeisterten sie die Zuschauer mit Liedern aus den Zwanzigerjahren. Natürlich in entsprechender Kleidung und den dazu passenden Utensilien aus dieser Zeit. Dieses Nostalgie-Chörli hatte sehr grossen Erfolg. Die Sängerinnen und speziell Dorli hatten den Plausch und grosse Freude, da mitzumachen. Mit ihren lieben «Chörli-Frauen» hatte Dorli eine gute Zeit und viel Abwechslung in ihrem oft strengen Alltag.
Als Mutter von vier Kindern, fünf Grosskindern und sieben Urgrosskindern war sie voll engagiert. Bei jedem Telefongespräch und jedem Kontakt erkundigte sie sich immer über das Wohlergehen aller Familienmitglieder. Sie meinte dann jeweils: «Wenns allen gut geht, geht es mir auch gut!»
Auf vielen Reisen mit Paul lernte sie auch fremde Länder und Kulturen kennen. Italien, Wien, Paris und Südafrika. Ihre Tochter Ingrid mit Familie und Sohn Werner lebten und arbeiteten einige Jahre in Südafrika. Mami Dorli besuchte die beiden dort sehr gerne. Besonders aber liebte sie Badeferien in Italien. Die italienische Küche, baden im Meer, süsses «Nichtstun», Flanieren am Strand, gemeinsam mit ihrem geliebten Mann Paul. Im April 2001 verstarb ihr lieber Mann Paul. Dorli pflegte ihn mithilfe von Arzt und Spitex zu Hause bis zum Schluss. Nachher wurde es ruhiger bei Dorli zu Hause. Besonders wichtig wurden für Dorli nun die beliebten Jasswochen mit Freundinnen in Lungern. Aber auch in Willisau machte sie an den Jassnachmittagen mit Freunden und Freundinnen mit.
Leider wurde es immer schwieriger mit ihren Augen und auch mit ihrem Gehör. Unser Mami litt an Makuladegeneration und konnte zuletzt fast nichts mehr sehen und hören. Auch ihre Beine machten ihr zunehmend Mühe. Die letzten zwei Jahre verbrachte sie im Alterszentrum Zopfmatt, Willisau. Wir wussten, dass unser Mami dort gut gepflegt wird. Diese Pflege brauchte sie immer mehr und auch das konnte sie mit der Zeit annehmen.
Am 15. Dezember besuchten wir Mami Dorli in der «Zopfmatt», um mit ihr Kaffee zu trinken und Weihnachtsguetzli zu essen. Unerwartet für uns, mochte und konnte sie diese nicht mehr essen. Wenige Stunden später durfte sie – in unserem Beisein – schnell und ruhig sterben. Es war ein ausgefülltes, intensives Leben. Dora (Dorli) Felder-Schwank war eine starke, fröhliche und liebenswürdige Frau.
Mami Dorli, du wirst immer in unseren Gedanken weiterleben und bei uns allen sein. Wir danken dir für alles.