Nachruf

19. November 2020

Corinne Zemp-Ottiger

Ebnet

Am 20. Dezember 1983 wurde Corinne als zweites Kind von Vreni und Beat Ottiger in Wolhusen geboren. Auf dem Hof Elsenau in Menznau verbrachte sie, zusammen mit ihren drei Geschwistern eine wundervolle Kindheit. Schon früh entdeckten die Eltern den grossen Bewegungsdrang ihres Kindes, weshalb Corinne das Geräteturnen in Wolhusen besuchte. Der Sport wurde für Corinne zu einem Ventil, hier konnte sie Energie abbauen und Dampf ablassen. Als grossgewachsenes, junges Mädchen wechselte Corinne in der 6. Klasse zum Turnverein Willisau und entdeckte in der Leichtathletik eine neue Leidenschaft. Zielstrebig und konsequent trainierte Corinne mehrmals wöchentlich, und dieser Fleiss wurde schon bald in sportlichen Erfolgen belohnt. 

Im Jahr 2001 musste die Familie die Elsenau verlassen und zog nach Fischbach auf die Mettmenegg. Das war für Corinne ein prägendes Ereignis, schliesslich stand sie mitten in der Ausbildung an der Wirtschaftsmittelschule in Willisau. Es war der Sport, der ihr in dieser Zeit geholfen hat, Enttäuschungen und Unsicherheiten zu verarbeiten. Sie steckte all ihre Energie ins Training und schaffte es 2001 im Hochsprung sogar zur Schweizer Meisterin. 

Schon immer ging Corinne zielstrebig ihren Weg. Als fleissige, intelligente Schülerin absolvierte sie ihre Ausbildung mit Berufsmatura. 

Mit 17 Jahren lernte sie Martin Zemp kennen und lieben. Der junge Bauer erkannte sofort das liebevolle Wesen und die unglaubliche Energie in Corinne. 2005 zog sie voller Freude zu Martin auf den Hof Schintbühl ins Ebnet.

Als im September 2007 in der Kapelle Mettmenegg die Hochzeitsglocken für Corinne und Martin läuteten, war das zugleich die Taufe ihres Erstgeborenen, Elias. Mit den Geburten von Salome, Jasmin und Christian wurde die Familie komplett. Die vier Kinder erfüllten Corinne mit bedingungsloser Liebe und waren ihr ganzer Stolz. In der Mutterrolle ging Corinne auf, sie wusste jedes Kind so zu nehmen, wie es ist. Die Art, wie sie ihre Kinder lehrte, mit Mitmenschen umzugehen war ganz besonders. Sie hat ihren Kindern gezeigt, wie man positiv durchs Leben geht und was man von der Natur lernen kann. Werte wie Respekt, Dankbarkeit und Selbstvertrauen hat Corinne ihren  Kindern stets vorgelebt.

All ihre Schaffenskraft setzte Corinne für die Familie, den Hof und das Glacegeschäft ein. Die Marke «Schintbühl Glace» war schon bald landauf landab ein Begriff, und Corinne war die treibende Kraft. Im Büro konnte Corinne von ihrer betriebswirtschaftlichen Ausbildung profitieren, aber sie hat gerade so gerne auch draussen mit angepackt. Corinne war immer mit Leidenschaft bei der Arbeit und die Energie, die sie dabei versprühte, war ansteckend.

Corinne entwickelte einen Berufsstolz, den sie mit Herzblut lebte. So war es für sie klar, dass sie die Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis absolvieren will. Später war sie sogar selber als Expertin angehender Bäuerinnen und im Bäuerinnen-Erfahrungskreis engagiert. Mit Begeisterung hat sie ihr Fachwissen als Vorgesetzte und Lehrmeisterin weitergegeben. Wer bei Corinne lernen und arbeiten durfte, wurde wie ein Familienmitglied behandelt. 

Corinne schaffte es immer wieder, auch im Berufsalltag Inseln für ihre Familie zu schaffen: ein spontaner Sprung in die Emme, eine Velotour oder ein Picknick – all das waren Höhepunkte, die ihren Alltag bereicherten. 

Corinne ging immer achtsam durchs Leben. Ihre Freundschaften pflegte sie wie ein wunderbarer Garten. Sei es mit den «Waudhüsli-Frauen», mit den Freundinnen aus der Wirtschaftsmittelschule oder mit den Gspändli aus der Bäuerinnen-Schule. Corinne nahm sich immer Zeit für einen gemütlichen Abend oder einen kleinen Ausflug – diese Auszeiten waren ihr heilig, genauso wie der jährliche Skitag oder die Reise mit dem Jodlerklub Luegisland. 

Arbeiten war für sie kein Muss, es war ihre Berufung. So war es für Corinne eine riesige Freude, dass sich die Familie mit dem Erwerb der Alp Stäfeli einen Herzenswunsch erfüllen konnte. Das war der Moment, der in Corinne eine sennische Seite weckte. Leidenschaftlich pflegte sie Traditionen, und der Alpaufzug sowie die Alpabfahrt wurden zu festen Ritualen für die Familie. Die Alp Stäfeli wurde für Corinne zum Rückzugsort. Beim grossen, alten Bergahorn schöpfte sie Kraft. 

Corinne war eine äusserst kreative Natur und sie packte gerne selber mit an – so auch beim Erbauen des Holzkreuzes auf der Alp Stäfeli. Ein weiteres Hobby war das Skifahren. Erst im vergangenen Januar noch stand sie mit der ganzen Familie auf den Brettern und genoss das pulvrige Weiss.

Im Herbst 2018 merkte Corinne, dass etwas in ihrem Körper nicht stimmte. Die Diagnose Brustkrebs nahm Corinne ohne zu klagen an. Voller Zuversicht und Vertrauen kämpfte sie und ging ihren Weg – wie immer zielstrebig und konsequent. 2019 war ein positives Jahr für Corinne, es ging ihr gut, sie verspürte eine unglaubliche Lebenslust und genoss jeden Augenblick. Im Frühling 2020 verliessen sie immer mehr ihre Kräfte. Sie hat sich mit unbändigem Willen dagegen gewehrt und für ihre Liebsten und ihr Umfeld war es so unglaublich schwierig zuzusehen und nicht helfen zu können. Sie hat gekämpft und mit all ihrer Kraft hat sie ihr Schicksal getragen. Am frühen Morgen des 16. Juni hat Corinne gespürt, dass ihre Stunde gekommen ist. Sie konnte sich von ihren Liebsten verabschieden und ist dann hinüber- gegangen in das Licht. Liebi Corinne, liebs Mami, mier danke dier för dini bedingigslosi Liebi. För aues wo du üs glehrt hesch ond för d'Zyt, wo mier mit dier hei dörfe dürs Läbe gah. 

I üsne Härze si mier uf ewig verbunde.

Dini Familie