Nachruf

17. Dezember 2015

Anna Kurmann-Buob

Anna Kurmann-Buob
Willisau

Anna Kurmann-­Buob erblickte am 1. Februar 1937 als erstes Kind der Eheleute Hans und Anna Buob-Kurmann das Licht der Welt. Zusammen mit ihren vier Geschwistern wuchs sie auf dem Hof Untersack, Hergiswil b. W. auf.

Schon früh lernte Anna im Haus und auf dem Hof mit anzupacken und Verantwortung zu übernehmen. Die Arbeit draussen mit dem Pferd bereitete ihr grosse Freude und prägte ihre Liebe zu den Tieren, die sie zeitlebens begleitete.

Anna besuchte die Primar- und Sekundarschule in Hergiswil. Sie war eine gute und fleissige Schülerin. Leider ging Annas Wunsch, nach der Schule eine Ausbildung zu absolvieren, nicht in Erfüllung. Mit 18 Jahren besuchte sie die Bäuerinnenschule in Willisau, holte sich dort das nötige Rüstzeug für die verschiedenen Haushaltsstellen, bei denen sie bis zu ihrer Heirat arbeitete.

Bei einem Chilbitanz lernte Anna Josef Kurmann von der «Neuhofstetten», Willisau, kennen. Am 10. Mai 1960 heirateten die beiden in der Muttergottes­kapelle im Hübeli.

Josef und Anna Kurmann wurden Eltern von sieben Kindern: Sepp, Thomas, Annemarie, Heidi, Bernadette, Irene und Eveline. Dass Thomas nur eineinhalb Jahre alt werden durfte, war für Anna der schwerste Schicksalsschlag ihres Lebens. Das war bestimmt ein Grund, warum Allerheiligen für sie immer eine sehr grosse Bedeutung hatte. Und für uns Kinder ist es ein kleiner Trost, dass auch sie an diesem Tag zu den lieben Vorangegangenen heimgehen durfte.

In der «Neuhofstetten» wuchs eine lebhafte Kinderschar heran. Und es war selbstverständlich, dass auch sie gewisse Aufgaben auf dem Hof oder im Haushalt übernahmen. Dafür wurden sie mit Sackgeld belohnt, wenn Ende Monat das Milchgeld ausbezahlt wurde. Und als Abschluss des jährlichen Hausputzes unternahm Anna mit den Kindern einen Ausflug mit Zug- und Schifffahrt. Das Wohl ihrer Kinder lag Anna und Josef immer sehr am Herzen. Es war ihnen sehr wichtig, dass alle eine gute Ausbildung bekamen.

Ungefähr vierzig Jahre lang bewirtschafteten Anna und Josef zusammen den Hof Neuhofstetten. Anna packte überall mit an, egal, was es zu tun gab. Wir können uns heute gar nicht mehr vorstellen, wie Anna es schaffte, alles unter einen Hut zu bringen, als Josef teilweise noch auswärts arbeiten ging. Da trug sie die ganze Verantwortung für die Kinder, den Haushalt, das Vieh, den grossen Gemüse- und Blumengarten und was sonst noch so anstand.

Trotz all der Arbeit war es für Anna immer selbstverständlich, dass jeder Helfer oder Besucher auf dem Hof gut verpflegt und mit einem Kaffee versorgt wurde. Bei einem Zföifi und einem Kaffee zusammenzusitzen – dazu musste die Zeit einfach sein.

Es war Anna wichtig, immer wieder Neues zu lernen. Darum besuchte sie, wann immer möglich, Vorträge zu den verschiedensten Themen. Aber auch ein Konzertbesuch oder andere kulturelle Veranstaltungen standen gerne auf ihrem Programm.

Josef war seit jungen Jahren Mitglied der Corporis Christi Bruderschaft Willisau und auch Anna wurde dadurch ein Teil der «Vereinsfamilie». Als sie 1988 Fahnengotte der neuen Standarte wurde, empfand sie dies als eine grosse Ehre.

Annas Liebe zu den Tieren veranlasste sie früher, an Heiligabend den Kühen nochmals eine extra Portion Heu zu bringen, damit auch sie Weihnachten hatten. Und später brachte sie den Katzen und Kaninchen ihrer Kinder und Grosskinder immer ein Leckerli mit. Und noch etwas gehörte zu Anna, und sie liess es sich bis zum Schluss nicht nehmen: Im Heuet und Emdet die letzten Reste auf dem Feld oder am Strassenrand zusammenzurechen.

Es war ein harter Schicksalsschlag, als kurz nach der Fertigstellung des neuen Zweifamilienhauses im Jahr 1989 die Scheune niederbrannte. Unter der Leitung des Sohnes Sepp, der vorher schon das Haus geplant und gebaut hatte, bekam der Hof Neuhofstetten sein heutiges Erscheinungsbild. Was Anna und Josef, auch dank der Unterstützung von Sohn Sepp, zusammen geschaffen hatten, erfüllte sie im Alter mit Freude, Befriedigung und Stolz.

1997 übergaben Anna und Josef den Hof an ihren Sohn Sepp. Sie halfen immer noch mit, konnten es aber ruhiger nehmen. Jetzt war sogar mal Zeit, an Urlaub zu denken. Zu Annas 60. und Josefs 65. Geburtstag schenkten ihnen ihre Kinder Familienferien in Frankreich, die sie sehr genossen. Anna war in späteren Jahren noch mehrere Male dabei, als dies wiederholt wurde. Inmitten der Kinder und Grosskinder eine Woche in einem grossen Haus Ferien zu machen und wieder einmal richtig viel Zeit füreinander zu haben, das hat Anna sehr genossen.
Am 16. Dezember 2004 nahm Annas Leben wieder eine schmerzliche Wende, als ihr lieber Ehemann Josef unerwartet schnell starb. Sie behielt ihre Wohnung in der «Neuhofstetten», fand aber Familienanschluss bei ihrer Tochter Heidi, die in unmittelbarer Nachbarschaft wohnte. Ein für beide Seiten schönes Geben und Nehmen stellte sich ein.

Anna half aber auch beim Hüten der anderen Grosskinder oder bei der Gartenarbeit, wann immer sie darum gebeten wurde. Sie blieb auch mit den Kindern, die weiter weg wohnten, in Verbindung. Meistens war der Sonntagabend der Telefonabend, wo alle Neuigkeiten ausgetauscht wurden. Sie nahm grossen Anteil am Aufwachsen ihrer 14 Grosskinder und verwöhnte sie des Öftern mit etwas, das sie besonders liebten. Und immer, wenn es in der Familie etwas zu feiern gab, war Anna gerne mit dabei.

Nach dem Tod ihres Mannes gelang es Anna, ihr Leben nochmals aufs Neue zu organisieren. Sie kaufte sich ein neues Auto, als dies notwendig wurde, damit sie unabhängig blieb. Weitere Strecken legte sie mit dem Zug zurück. Sie ging gerne mit auf Tagesausflüge von verschiedenen Organisationen, besuchte das Altersturnen oder traf sich mit anderen Frauen zu einem Jass oder auf einen Kaffee nach der Kirche. Wann immer möglich, besuchte Anna nach dem Tod ihres Mannes die heilige Messe.

Schon immer war Annas Leben geprägt von einem tiefen Glauben und Gottvertrauen. Wir Kinder, und auch die Grosskinder, konnten sich immer darauf verlassen, dass Anna uns ins Gebet mit einschloss und für uns eine Kerze brennen liess, wenn irgendetwas Spezielles anstand.

Als sich vor dreieinhalb Jahren eine schwere Krankheit bemerkbar machte, liess sie die notwendige medizinische Behandlung und Reha ohne Klagen über sich ergehen. Anna erholte sich so gut, dass sie wieder in den gewohnten Alltag zurückkehren konnte. Am 11. Oktober 2014 musste Anna wieder ins Spital. Leider hatten die medizinischen Massnahmen keinen Erfolg. Immer, wenn es wieder einen Hoffnungsschimmer gab, kam der nächste Rückschlag. An Allerheiligen hatte Anna keine Kraft mehr zu kämpfen und schlief friedlich für immer ein, begleitet von ihren Kindern und gestärkt mit dem Sterbesakrament.

Vor einem Jahr haben wir Abschied genommen von unserem fürsorglichen, selbstlosen und herzensguten Muetti. Wir werden ständig begleitet von Gedanken, Bildern, Augenblicken und Gefühlen, die uns immer an Muetti erinnern.

Die Familie