Nachruf

05. September 2016

Anna Hansen-Steiner

Willisau

Am 10. April 1921 erblickt ein kleines Mädchen im Ostergau bei Willisau das Licht der Welt. Es wird auf den Namen Anna Maria Josefina getauft. Seine Eltern, Josef Steiner und Anna Maria Steiner-Hess, sowie sieben ältere Halbgeschwister bewohnen mit Anna den «Hugenhof», ein kleineres Bauerngut. Später werden noch drei Geschwister dazukommen. Anna ist ein aufgewecktes Kind und besucht die Primarschule im Ostergau. Der intelligenten Schülerin wird der Besuch der Sekundarschule Obertor, Willisau-Land, ermöglicht. Wie sich später erweist, ist das der Glücksfall ihres Lebens. Ihren Wunsch, Lehrerin zu werden, können die Eltern leider nicht erfüllen, dazu sind die finanziellen Mittel der grossen Familie auf dem kleinen Bauernhof viel zu bescheiden. Ermöglicht wird ihr aber der Besuch der Hauswirtschaftsschule Salesianum, Oberwil bei Zug. Anna ist nun ausgebildete Haustochter und arbeitet für zwei Jahre in einem Arzthaushalt in Luzern.

Am 14. September 1940 heiratet sie Franz-Nicolai Hansen, ihren ehemaligen Lehrer an der Sekundarschule Obertor. Das Paar bezieht das an prächtiger Lage neu erbaute Eigenheim Blumenrain, am Gütsch, Willis­au. Hier wachsen zwei Mädchen und sechs Knaben auf. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs fordert Annas Geschick fürs Einteilen und Haushalten, da ihr Mann zeitweise im Aktivdienst ist. Mit grossem Inte­resse bildet sie sich in Erziehungsfragen weiter, liest entsprechende Literatur oder besucht nach Möglichkeit Kurse, unterstützt von ihrem geliebten Franz. Bilder-, Geschichten- und Märchenbücher gehören ins Haus. Am Abend gehen die Kinder nicht ohne Gutenachtgeschichte und Abendlied ins Bett. Sie bekommen eine strenge Erziehung und eine gute Ausbildung. Annas soziales Engagement ist offensichtlich, geht doch kein Bettler – solche gab es damals schon – ohne Speis und Trank vom Hause weg und jeder Hausierer kann etwas verkaufen.

Nach und nach verlassen die Töchter und Söhne das Daheim, um ein selbstständiges Leben zu führen oder Familien zu gründen. Grosskinder und später Urgrosskinder kommen gerne zu Besuch ins Haus mit dem grossen Garten. Anna hat nun Zeit für die Turn- und Wandergruppe und hie und da für eine Ferienwoche mit ihrem Mann.

Am 19. Januar 1990 stirbt Franz Hansen. Mehrere Jahre hat sie den am grünen Star Erblindeten mit Hingabe betreut. Anfang 2003 entschliesst sie sich, vom «Gütsch» ins Wohnheim Zopfmatt zu ziehen. Hier findet sie Gesellschaft und Aktivierungsmöglichkeiten sowie eine gute Betreuung durch das Pflegepersonal. Bis ins hohe Alter nimmt sie an den alljährlichen Ostertreffen der Familie auf der «Kleinbunegg» teil.

Im Juli 2013 wird sie von einer Kreislaufstörung getroffen, die ihre Kräfte abnehmen lässt. Sie ist nicht mehr so mobil und sehr auf die Hilfe des Pflegepersonals angewiesen, geistig aber doch präsent. Die Hörkraft lässt nach, aber vor allem macht ihr die abnehmende Sehkraft zu schaffen. Sie freut sich deshalb sehr an jeglichen Besuchen und Telefonaten.

Im Dezember 2014 stirbt Sohn Niklaus im Alter von 70 Jahren. Dieser Verlust trifft sie schwer, ging sie doch davon aus, dass keines ihrer Kinder vor ihr sterben werde. Dies ist ihr leider nicht vergönnt.

Nach einer kurzen und schweren gesundheitlichen Störung geht ihr Lebensweg zu Ende. Sie schläft am Montag, 3. August 2015, friedlich für immer ein.