Nachruf

14. April 2016

Alois Häfliger-Gyr

Alois Häfliger-Gyr
Willisau

Alois Anton Häfliger wurde am 14. Januar 1927 als drittes von acht Kindern und einem Pflegekind des Alois Häfliger und der Sophie Ambühl in seiner Heimatgemeinde Fischbach geboren. In einfacher Umgebung verbrachte er im Kreise der Familie auf einem Bauernhof schöne und sehr arbeitsintensive Bubenjahre.

Nach sechs Jahren Primarschule in Fischbach und zwei Monaten Sekundarschule in Zell begann er das Gymnasialstudium, vier Jahre an der Mittelschule Beromünster und drei weitere Jahre an der Klosterschule Disentis, wo er im Sommer 1947 die Matura mit Latein und Griechisch bestand. 

Darauf nahm er sein Studium an der theologischen Fakultät in Luzern auf; nach einem Semester wechselte er an die Universität Fribourg, und es folgten acht Semester phil.-I-Studium, die letzten beiden an der Uni Zürich.

Diese Studienzeit und die nachfolgenden Jahre waren für Alois Häfliger sehr harte Lehr- und Wanderjahre: Immer wieder musste er an vielen Volksschulen im Kanton Verweserstellen übernehmen, um sein Studium zu finanzieren und die Studiendarlehen zurückzuzahlen. Dazu kamen die Mithilfe auf dem väterlichen Hof, häufiger Militärdienst und eine nicht so robuste Gesundheit. In dieser Zeit erwarb er sich die Sekundarlehrerpatente der Kantone Zug und Luzern.

1955 wurde er zum hauptamtlichen Lehrer an die kantonale Mittelschule Willisau gewählt – sein Wirkungsfeld für die nächsten 37 Jahre. Ab 1964 wirkte er daneben 24 Jahre lang (1964 – 1988) als Inspektor der Volksschulen und war Mitarbeiter in verschiedenen kantonalen Ad-hoc-Kommissionen im Schulwesen. 

1970 übernahm der 43-jährige Alois Häfliger die Leitung der Mittelschule Willisau, die sich ein Jahr später Kantonsschule nennen durfte. Viele seiner Bemühungen gingen in Richtung Ausbau zur Maturitätsschule.  

Bedingung für seine definitive Wahl zum Rektor war damals allerdings das Doktorat. Daher nahm er 1970 das Studium wieder auf und verfasste eine Dissertation über «Schultheiss Eduard Pfyffer und die Schulpolitik im frühen 19. Jahrhundert»; das war eine Zeit, in der es zum Beispiel um die Einführung der obligatorischen Schulpflicht ging. 1973 machte er das Doktorat an der Uni Fribourg in den Fächern Schweizer Geschichte, mittelalterliche Geschichte und Kommunikationswissenschaft.

Sehr früh engagierte sich Alois Häfliger in Willisau auch in Vereinen im kulturellen und kirchlichen Bereich und wirkte bei vielen Festveranstaltungen im OK mit. Hier nur einige wenige Beispiele zu seinem grossen kulturellen Engagement: In den Sechziger- und anfangs der Siebzigerjahre war er einige Jahre Präsident der Volkshochschule. 1982 war er Mitbegründer und dann zwölf Jahre lang erster Präsident der Regionalbibliothek Willisau. Nach zehn Jahren Arbeit als Alleinredaktor der «Heimatkunde» führte er elf Jahre (1983 – 1994) die Heimatvereinigung Wiggertal als Präsident. Alois Häfliger war auch Pfarreiratspräsident, 22 Jahre lang (1972 – 1994) Mitglied der Synode der katholischen Luzerner Landeskirche, 1990/91 als Präsident.

Neben all dem hat Alois Häfliger ein Dutzend sehr wertvolle lokalhistorische Arbeiten über Willisau und Umgebung verfasst, z. B. 1999 den Text für ein Fotobuch über Willisau sowie umfassende Schriften über Kirche, Schloss und Rathaus Willisau, aber auch die Kapelle Schülen, das Schloss Wyher und vieles andere. Mit dem Arzt und Burgenforscher Hans-Ruedi Thüer hat er 1996 den Verein Burgruine Kastelen gegründet und sich in Wort und Schrift für die Rettung dieser Burgruine eingesetzt. All diese Arbeiten und das grosse kulturelle Engagement wurden 2005 mit dem wohlverdienten Kulturpreis der Gemeinden Willisau-Stadt und -Land belohnt.

Nach der Pensionierung 1992 widmete sich Alois Häfliger im Auftrag der Regierung während zwei vollen Jahren dem prächtigen Buch über das ehemalige Zisterzienserkloster St. Urban, das zum 800-Jahr-Jubiläum geschaffen wurde. Als Verantwortlicher für die Schriftleitung hat er es entscheidend mitgestaltet. Dies war der krönende Abschluss seiner vielen lokalhistorischen Arbeiten über Willisau und das Luzerner Hinterland. 

Der andere Schwerpunkt war das Luzerner Schulwesen: Das Buch «100 Jahre kantonale Mittelschule Willis­au», die vorher erwähnte Dissertation sowie eine Arbeit über die 200-jährige Geschichte des Luzerner Erziehungsrates, dies sind insgesamt über 900 Seiten zum Thema Schulwesen.

Der Verstorbene hat 37 Jahre an der Kanti Willisau gewirkt, und man spürte: er hat es gerne gemacht. Als Rektor und Inspektor setzte er nicht auf Kritik, sondern auf Vertrauen. Deshalb hat man ihn auch sehr geschätzt. Im Kollegenkreis fühlte er sich besonders wohl. Auch die freundschaftlichen Beziehungen, die Alois Häfliger unter anderem im Amtsverband Willisau des Schweizerischen Studentenvereins und im Männerchor Concordia pflegen konnte, bedeuteten ihm viel. Über ein Jahrzehnt war er humorvoller Vizepräsident dieses damals sehr grossen Chors. 

Nebst dem beruflichen und den vielen nebenberuflichen Engagements hat Alois Häfliger-Gyr zusammen mit seiner Frau Cécile zwei Töchter, Ursina und Nicole, und den Sohn Philipp grossgezogen. In den letzten Jahren hat ihm die Krankheit seiner Frau viel Energie abgefordert – bis zu ihrem Tod am 27. Februar des letzten Jahres. Wegen gesundheitlicher Probleme musste er sein trautes Heim auf Schlossfeld verlassen und hat die letzten Monate seines Lebens im Alters- und Pflegezentrum Waldruh verbracht, wo er am Samstag, 5. März, verstarb. 

Bescheidenheit und Rücksichtnahme prägten die Lebenshaltung von Alois Häfliger-Gyr. Er war ein Vorbild als integrer, zuverlässiger Mensch mit grosser Schaffenskraft. Er blieb immer der aufgestellte, liebenswerte Ehemann, Vater, Freund und Kollege, und so werden wir ihn in dankbarer Erinnerung behalten.