Nachruf

22. Juni 2017

Alfred Tschopp

Buttisholz

Alfred Tschopp erblickte am 3. Juni 1930 als achtes von elf Kindern des Josef und der Sophie Tschopp-Aregger in der «Speranza», Buttisholz, das Licht der Welt. Die Jugendzeit in den Kriegsjahren forderte von Alfred und seinen Geschwistern eine tatkräftige Mithilfe im elterlichen Sägereibetrieb.

Nach der Primar- und Sekundarschule als guter und ruhiger Schüler entschied sich Alfred für eine Bauschreinerlehre in Eschenbach. In Hochdorf absolvierte er die 3½-jährige Gewerbeschule und schloss im Jahre 1950 die Bauschreinerprüfung in Luzern mit guten Noten ab.

Nach seiner Lehre war er in Rheinfelden tätig. In dieser Zeit standen im elterlichen Betrieb Veränderungen an. Seine Brüder Roman und Franz holten ihn nach Buttisholz zurück, um gemeinsam die Firma Josef Tschopp + Söhne zu gründen. Später entstand daraus die Gebrüder Tschopp – heute die Tschopp Holzindustrie AG. Dort wirkte er als langjähriger, treuer Mitarbeiter tatkräftig mit bis zu seiner Pensionierung. Eine seiner Spezialitäten war es, die stumpfen Bohrer wieder ganz exakt und scharf zu schleifen. Alfred zeigte immer ein grosses Engagement für die Mitarbeiter und war überall einsatzbereit, wo Not am Manne war.

Stolz und motiviert absolvierte er die Rekrutenschule in Monte Ceneri. Wegen einer schweren Verletzung an der Hand, welche er sich später während eines WKs zuzog, wurde er dann vom Militärdienst suspendiert. Als pflichtbewussten Menschen, wie wir ihn gekannt haben, hätte er sicher gerne weiterhin Dienst geleistet.

Der Zusammenhalt der Familie lag Alfred sehr am Herzen. Als es im Elternhaus Speranza nach und nach ruhiger wurde, da all seine Geschwister auszogen, wurde er für seine Eltern eine wichtige Stütze. Als der Vater 1968 starb, kümmerte er sich liebevoll um die Mutter, von der er dann 1976 auch Abschied nehmen musste.

Immer schon trafen sich die Geschwister mit ihren Familien jeweils am Sonntag in der «Speranza». Alfred hielt diese Tradition auch nach dem Tod der Eltern aufrecht. Die Türe der «Speranza» stand für die Sippschaft immer offen und öfters kochte Alfred für alle seine legendären Spaghetti oder lud zum Grillieren ein. Eine besondere Beziehung pflegte Alfred mit seiner ältesten Schwester Sophie und ihrer Familie in Como. Stolz kam er jeweils von seinen Italienbesuchen zurück und überhäufte seine Geschwister mit Salami, Chianti und Panettone.

Alfred gestaltete seine Freizeit abwechslungsreich. So besuchte er Kochkurse und verbesserte seine kulinarischen Künste stetig. Die Verwandtschaft und Kollegen kamen immer wieder in den Genuss seiner Kreationen. Auch sein Pony wurde von ihm bestens verpflegt, so sehr, dass es sogar einmal wegen Übergewicht ins Tierspital musste.

Alfred war ein fürsorglicher und hilfsbereiter Mensch. Obwohl er in keinem Verein ein aktives Mitglied war, half er immer wieder beim Aufbau von Festhütten oder amtete sogar als Bauchef. Beim Schützenverein Buttisholz wurde er 1975 Fahnengötti. Als stiller Schaffer blieb er aber lieber im Hintergrund. Er war stolzer Besitzer eines Chevrolet Buick. Mit Freude kam er dem Wunsch einiger Hochzeitspaare nach und führte sie mit diesem eindrücklichen Gefährt zur Traukirche.

Alfred war mit einer robusten Gesundheit ausgestattet und nie ernsthaft krank. Mit zunehmendem Alter machte ihm jedoch die Hüfte und auch eine frühere Verletzung am Fussgelenk zu schaffen. Eine Operation wurde unumgänglich. Kaum erholt, sah man Alfred schon wieder aufrecht auf seinem Velo sitzend, die Krücken auf dem Packträger montiert, zu seiner Arbeit fahren. 

Lange führte Alfred seinen Haushalt selbstständig. Er liebte es, auf seinem Stuhl sitzend das Geschehen bei der alten Sägerei im Hinterdorf zu beobachten. Als er in seiner Beweglichkeit immer mehr eingeschränkt wurde, nahm er die angebotene Hilfe der Nachbarsfamilie Bucher dankend an.

Mit der Zeit wurde es um den früher so umtriebigen Alfred immer ruhiger. Er war zu müde, um Zeitung zu lesen, zu jassen oder seine Rätsel und Sudokus zu lösen. Im Februar 2015 wurde ein Spitalaufenthalt nötig. Es wurde ein Tumor festgestellt. Nach einem Monat im Spital Sursee war es ihm nicht mehr möglich, in seine geliebte «Speranza» zurückzukehren. Dies hat Alfred sehr zu schaffen gemacht. In der Pflegewohngruppe Primavera, Buttisholz, erholte er sich zunehmend und haderte nicht mehr mit seinem Schicksal. Er interessierte sich auch wieder für das Geschehen im Dorf und verlangte sogar einen Feldstecher, damit er das 60 Meter hohe Pellets-Silo der Firma Tschopp Holzindustrie AG immer wieder betrachten konnte. Den 16-monatigen Aufenthalt im «Primavera» hat er mit bemerkenswerter Geduld und Einsicht verbracht. Bei klarem Kopf, wenig Beschwerden und in der Nähe seiner früheren Umgebung konnte er den Lebensabend doch noch etwas geniessen.

Dann machte sich seine bösartige Krankheit wieder bemerkbar. Trotz seinem starken Willen gingen seine Kräfte langsam zu Ende. Am Dienstagnachmittag, 19. Juli 2016, durfte er zu seinem Schöpfer zurückkehren. So wie er lebte, so hat er sich auch von uns verabschiedet: unaufgeregt, still und leise. 

Lieber Alfred, du hast unser Leben bereichert und mitgeprägt, wir danken dir für alles und gönnen dir die ewige Ruhe. Deine Angehörigen