Nachruf

28. März 2019

Agatha Meier-Petermann

Schötz

Am 28. März 1928 wurde unser Mueti in Root geboren, wo sie neun Jahre ihre gute, aber bescheidene frühe Kindheit verbrachte. Danach zügelte die Familie nach Ohmstal. In der Schule fiel sie als fleissige und begabte Schülerin auf, dies bezeugen die vielen Sechser in ihren Zeugnissen. Gerne lernte sie mit den jüngeren Schülern und konnte so ihr Wissen weitergeben.

Nach der obligatorischen Schulzeit arbeitete unser Mueti im Haushalt von verschiedenen Familien in Ettiswil, Buttisholz und Immensee. Im Verenahof in Baden half sie mit Freude in der Küche mit, während ihre Schwestern Anna und Heidi dort im Service tätig waren. In dieser Zeit lernte sie auch unseren Vater Eugen kennen, der sie ab und zu mit dem Velo in Baden besuchte.

Nach der Heirat mit Eugen im Jahre 1953 erblickten in Kürze die vier Kinder Agatha, Rita, Eugen und Beat das Licht der Welt. Trotz vieler Arbeit im Haus und Hof fand sie immer Zeit für uns Kinder, sei es beim Erledigen der Hausaufgaben oder beim gemeinsamen Singen. Für uns Kinder wollte sie nur das Beste, so wurde uns allen eine gute Ausbildung ermöglicht. Unvergesslich bleiben uns die Ausflüge mit dem Ein­achser in der näheren Umgebung, wie z.B. auf den Menz­berg. Auch mit dem Zug gings hie und da in die Berge, so auf den Bürgenstock, die Rigi oder auf das Stanserhorn. Bei unseren sonntäglichen Spaziergängen ins Moos holten wir uns die nötige Fitness und lernten dabei die Natur kennen.

Auch grosse Freude bereiteten unserem Mueti die elf Grosskinder. Bei den Besuchen entstand manch interessantes Gespräch. Sie erzählte viel von früher aus ihrem Leben. Auch auf die neun Urgrosskinder war sie stolz und freute sich an jedem Wiedersehen. Bis noch vor kurzer Zeit trug sie den jüngsten Spross Aaron auf ihren Armen. Die Gastfreundschaft in ihrem Heim war immer herzlich und alle wussten dies zu schätzen.

Nebst der vielen Arbeit fand unser Mueti auch noch Zeit zum Stricken. Für die zwei Buben gab es grün mazerierte, für die zwei Mädchen rot mazerierte Pullover. Auch Socken wurden selber gestrickt, die für warme Füsse sorgten. Da sie Freude am Gesang und an der Geselligkeit hatte, sang sie für einige Jahre in der Trachtengruppe mit. Noch lange trug sie mit Freude an verschiedenen Anlässen die schöne Tracht, bis sie die Tracht verschenkte. Im Garten blühte sie richtig auf. Nebst dem gros­sen Gemüsegarten pflegte sie auch die Blumen, die oft zu kleinen Sträussen geflochten wurden und immer einen Abnehmer fanden. Das frische Gemüse verarbeitete sie zu einem schmackhaften Mittagessen. In der Küche wurde jeweils am Samstag aus Nidle, Zucker, Zitrone und Mehl ein feiner Kuchen gebacken, den wir Kinder so sehr liebten und zum Dessert am Sonntag genies­sen konnten. Im AHV-Alter besuchte sie regelmässig zusammen mit ihrer Nachbarin das Altersturnen. Das war eine Wohltat für ihre Gelenke. Auch hier durfte sie viel Geselligkeit erleben. Mit dem Babi durfte unser Mueti in Begleitung von Verwandten mehrere Reisen in fremde Länder unternehmen, obwohl sie das Reisefieber nicht immer packte, doch nach der Rückkehr war sie stets begeistert und erzählte mit Freude von ihren Erlebnissen.

Die Ankeschleuder ist ein gutes Symbol für die Arbeit von unserem Mueti. Dreht man nicht an der Kurbel, wird die Nidle nie zu Anke. Stets war sie am Arbeiten, sei es auf dem Feld, beim Schweinefüttern oder beim Tabakblätter einfädeln. Viele Kilometer wurden beim Heuet oder Grasen mit dem Rechen abgelaufen. Eine Lieblingsbeschäftigung war das Kälbli-Tränken. Mit viel Geduld schaffte sie es immer, dass die Kälber selbständig tranken. Bis ins hohe Alter war es ihr wichtig zu wissen, welche Arbeit auf dem Hof im Moment erledigt wurde.

Als unsere Eltern den Hof dem Sohn Eugen übergaben, konnten sie das Stöckli oberhalb der Liegenschaft bauen und kurz darauf mit grosser Freude einziehen. Zurücklehnen war nicht angesagt, der grosse Garten um das neue Heim bereitete ihr bis ins hohe Alter viel Arbeit, aber grosse Freude. Der Tod unseres Vaters war für sie ein schmerzlicher Verlust. Nun war sie alleine im Haus, doch zum Glück konnte sie tagsüber auf dem Hof von Eugen und Theres mithelfen. Vor einigen Jahren erlitt unser Mueti eine Hirnblutung. Mit grossem Willen lernte sie wieder lesen und schreiben. Als die gesundheitlichen Probleme zunahmen, konnte sie auf die Hilfe ihrer Schwiegertochter Theres zählen. Die letzten zwei Jahre lebte sie schliesslich im gleichen Haushalt mit Eugen und Theres in ihrem vertrauten Zuhause. Sie half in der Küche immer noch mit und erledigte leichte Hausarbeiten. Ende Februar war ein Spitalaufenthalt nötig, da sie mit dem Atmen Probleme bekam. Schwaches Herz, Lungenentzündung und Nierenversagen führten schliesslich überraschend schnell zum Tode von unserem Mueti im Spital Sursee. In Begleitung der Familie konnte sie friedlich und still vom irdischen Leben Abschied nehmen. Ihr vorbildliches und stilles Wirken wird uns allen in dankbarer Erinnerung bleiben.

Aus unserem Leben bist du gegangen, in unseren Herzen bleibst du! 

Deine Familie