Asylzentrum: Gemeinde gelangt mit Forderungen an den Kanton

Das Asylzentrum gibt im Dorf zu reden. Nun gelangt der Pfaffnauer Gemeinderat mit sieben Anliegen an den Kanton. Unter anderem sollen ausschliesslich ukrainische Familien in die Asylunterkunft einziehen.

Geht es nach dem Pfaffnauer Gemeinderat sollen in diesem Wohnhaus ausschliesslich ukrainische Familien einziehen. Foto zvg
Stephan Weber

Höchst angespannt: So ist die Situation im Kanton Luzern, wenn es um Unterkunftsmöglichkeiten für Schutzsuchende geht. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Plätzen. Der Kanton ist dringend gefordert, Räume zu suchen. Fündig wurde er zuletzt in Schenkon. Dort wird er ab nächsten Montag die Zivilschutzanlage übernehmen, die Platz für 80 Personen bietet. Auch das Wiggertal bietet Hand in dieser schwierigen Lage. Wie der WB gegen Ende Januar berichtet hat, wird das Asylzentrum St. Urban um zwei Wohnhäuser erweitert. Bis zu 60 Personen sollen in der ehemaligen Aussenstelle des Wohnheims «Sonnegarte» in St. Urban untergebraucht werden.
Diese Aufstockung sorgt in der Gemeinde für Diskussionen. «Wir haben sehr viele Reaktionen aus der Bevölkerung erhalten», sagt die Pfaffnauer Gemeindepräsidentin Sandra Cellarius. «Es ist unsere Aufgabe, diese Sorgen und Ängste ernst zu nehmen.»

So orientierte die Wiggertaler Gemeinde am vergangenen Freitag auf ihrer Homepage, dass sie sich am 1. Februar mit den kantonalen Behörden ausgetauscht habe und «im Zuge der aktuellen Entwicklungen rund um die temporäre Asylunterkunft» sieben Hauptanliegen deponiert habe. Diese seien für die «nachhaltige Entwicklung und das Wohlergehen unserer Gemeinde entscheidend».

«Alles andere als ein idealer Ort»
Eine der Forderung: Ausschliesslich ukrainische Familien sollen in die verfügbaren Wohnungen ziehen. Dieser Schritt sei wichtig, um den Familien eine stabile und sichere Umgebung zu bieten, schreibt der Gemeinderat als Begründung. Sandra Cellarius ergänzt auf WB-Anfrage: «Die Asylunterkunft liegt mitten in einem Wohngebiet. Das ist alles andere als ein idealer Ort für etwa eine Gruppe unbegleiteter junger Männer.» Ein anderes Anliegen der Pfaffnauer Behörde: Die Kinder dieser Familien sollen ausschliesslich in der Zentrumsschule und nicht im regulären Schulbetrieb eingeschult werden. Gefordert wird ferner vom Gemeinderat auch die Installation einer Videoüberwachung in der Klosteranlage und dass die zwei Wohnhäuser am Tundwilerweg bis spätestens Ende 2026 wieder geschlossen werden. «Unsere Gemeinde ist dringend angewiesen, Wohnplätze für die Bevölkerung zu schaffen und anzubieten. In der aktuellen Situation sind diese fast drei Jahre blockiert», sagt Cellarius.
Ausserdem soll der Kanton für die Flüchtlingskinder geeignete Spielplätze bereitstellen. Grund: In der Nähe der Unterkunft stehen private Kunstskulpturen. An dieser könnten sich die Kinder verletzen oder die wertvollen Objekte beschädigen.

Ein weiteres wichtiges Anliegen ist dem Gemeinderat die Zusicherung, dass die Schutzsuchenden des Asylzentrums nicht an die Zahl der ständigen Wohnbevölkerung gerechnet wird. Der Grund dafür seien Verbandsbeiträge oder Abgaben aus dem Sozial- oder Kulturbereich, die sich an der Höhe der Einwohner berechne, sagt die Gemeindepräsidentin. Kurz zusammengefasst: Je mehr Einwohner, desto höhere Beiträge werden fällig. «Anderenfalls erwarten wir eine vollumfängliche Entschädigung des Kantons», so Cellarius.

«Augen nicht verschliessen»
Auf die Frage, ob der Ruf der Gemeinde unter den Forderungen leiden könnte, antwortet die Gemeindepräsidentin: «Es ist meine Aufgabe, mich für unsere Bevölkerung einzusetzen. Es kann nicht sein, dass wir die Augen verschliessen und nichts tun. Im Übrigen haben wir immer Solidarität gezeigt und Hand geboten, wenn uns der Kanton um Mithilfe gebeten hat.»

Die Pfaffnauer Behörde hat den Kanton um eine Stellungnahme bis am 29. Februar gebeten. Sandra Cellarius räumt ein, dass bereits ein erster Austausch zwischen den beiden Parteien stattgefunden hat. So war eine Dreier-Kantonsdelegation inklusive Regierungsrätin Michaela Tschuor in Pfaffnau zu Besuch. «Dabei haben wir unsere Erwartungshaltungen mündlich platziert. Das Gespräch war konstruktiv.» Inwiefern die Anliegen der Wiggertaler beim Kanton Gehör finden, sei schwierig abzuschätzen, prognostiziert sie.

Wie auch immer sich der Kanton in der Causa St. Urban äussert: Die Unterbringungssituation im Kanton Luzern bleibt herausfordernd. Dafür reichen ein paar Zahlen, die der Kanton jüngst kommuniziert hat: Im laufenden Jahr werden im Kanton Luzern rund 1500 Personen aus dem ordentlichen Asylverfahren und 1200 Personen mit Schutzstatus S zugewiesen. Hinzu kommen mehr als 6500 Personen, welche durch die zuständige Dienststelle betreut werden.

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