«Verschiedenes» gab zu reden

Alle fünf zur Abstimmung stehenden Geschäfte wurden an der Gemeindeversammlung vom Dienstag einstimmig genehmigt. Trotzdem war es kein ruhiger Abend – zu reden gab ein Thema unter dem Traktandum «Verschiedenes».

Schulerweiterung, Strassenraumgestaltung oder Siedlungsentwässerung: Die für das Ressort Bau zuständige Gemeinderätin Astrid Meier stand an der Dagmerseller Gemeindeversammlung vom Dienstag gleich mehrmals am Rednerpult. Foto Anna Graf
Anna Graf

Ein Ertragsüberschuss von fast 2 Millionen anstelle eines Aufwandüberschusses von 700 000 Franken: Dagmersellen erging es im Rechnungsjahr 2022 bei einem Gesamtaufwand von knapp 48,5 Millionen Franken wie vielen anderen Schweizer Gemeinden. «Wir konnten bei den Steuern deutliche Mehrerträge erzielen», sagte Finanzvorsteher Peter Kunz an der Gemeindeversammlung vom vergangenen Dienstag. So wurden bei den juristischen Personen rund eine halbe Million und bei den natürlichen Personen rund 200 000 Franken mehr eingenommen als budgetiert. «Mit einem solch erfolgreichen Geschäftsjahr haben wir nach der Corona-Pandemie nicht gerechnet», sagte Peter Kunz. Auch die Ausgaben der wirtschaftlichen Sozialhilfe aufgrund von Covid-19 fielen rund 400 000 Franken tiefer aus als erwartet.

Weitere deutliche Einsparungen in der Höhe von fast 900 000 Franken ergaben sich im Bereich Bildung – dies hauptsächlich aufgrund von Fachkräftemangel, so der Finanzvorsteher. Weil bei den Lehrpersonen nicht alle Stellen besetzt werden konnten, sanken Lohnkosten und mussten Klassen zusammengelegt werden. «Was gut für die Finanzen ist, stellt eine Schwierigkeit für die Schule dar», fasste Peter Kunz zusammen.

Zwei nicht durchgeführte Projekte

Die Investitionsrechnung schliesst mit Bruttoinvestitionen von rund 3 Millionen Franken ab, während das Budget 5,2 Millionen Franken vorsah. Hauptgründe für die deutlichen Minderausgaben sind laut Peter Kunz zwei nicht durchgeführte Projekte: die vorübergehend sistierte Erweiterung der Schul- und Sportanlage Chilefeld (siehe Kasten unten) und der ebenfalls von Verzögerungen betroffene Bau der Bushaltestelle Bildungspark beim Coop Pronto.

Die 66 anwesenden Stimmberechtigten bewilligten den Jahresbericht mit der Jahresrechnung 2022 ohne Gegenstimme. Ebenfalls einstimmig verabschiedet wurden die Sonder- und Zusatzkreditabrechnung der Gesamtrevision der Ortsplanung sowie drei geänderte Reglemente (siehe Kasten unten).

Verkehr sorgte für Diskussionen

Kontroverser ging es hingegen beim Traktandum «Verschiedenes» zu und her. Hier informierte Gemeinderätin Astrid Meier über den aktuellen Stand der Neugestaltung der Dorfstrasse. «Ein Fazit aus den zwei durchgeführten öffentlichen Workshops ist schwierig.» So hätten sich die einen für die Einführung von Tempo 30 mit Grünflächen und Bänkli ausgesprochen, während die anderen eher um den Verkehrsfluss und Parkplätze besorgt seien. Zahlreiche an die Ausführungen der Gemeinderätin anschliessende Wortmeldungen zeigten, dass das Thema Dorfstrasse die Dagmersellerinnen und Dagmerseller noch immer stark bewegt. So wurde die aktuell im Bau stehende Zufahrt in die Tiefgarage der Migros angesprochen. «Die Einfahrt ist sehr eng – das wird Verkehrsprobleme geben», äusserte sich Adrian Meier. Das hohe Verkehrsaufkommen auf der Kantonsstrasse und die damit verbundenen Sicherheitsbedenken – insbesondere für Kinder auf dem Schulweg – wurden von mehreren Anwesenden betont. In diesem Zusammenhang brachte Robert Zemp den Vorschlag eines Minikreisels bei der Einfahrt der Kreuzberg- und der Stengelmattstrasse in die Kantonsstrasse wieder ins Spiel. Diese Variante hatte der Gemeinderat aufgrund der ablehnenden Haltung des Kantons verworfen. «Hier müsste sich die Gemeinde stärker beim Kanton einsetzen», sagte Robert Zemp. Weitere Votantinnen und Votanten stimmten ihm zu: «Die Möglichkeit eines Minikreisels sollte eingehend geprüft und der Kanton herausgefordert werden», sagte Celeste Godel, Präsident der FDP-Ortspartei. «Wir sind uns bewusst, dass bei der Dorfstrasse etwas gehen muss und nehmen diese Anliegen entgegen», schloss Gemeinderätin Astrid Meier die rege Diskussion.

Erweiterung Schulanlage

Bauprojekt Nachdem der Gemeinderat das Projekt «Schul- und Sportanlage Chilefeld» aufgrund von befürchteten Lieferengpässen ein Jahr lang auf Eis gelegt hatte, wurden die Planungsarbeiten diesen Frühling wieder aufgenommen. Am 26. November 2023 soll die Urnenabstimmung über den Baukredit von voraussichtlich rund 20 Millionen Franken stattfinden. Zuvor ist am 8. November 2023 eine Orientierungsversammlung im Pfarrei- und Gemeindezentrum Arche geplant.

Drei Reglemente geändert

Teilrevisionen Um der Gärtnerei Zulauf auch mit den neuen Bestimmungen im Bau- und Zonenreglement und der damit verbundenen Beschränkung der zulässigen Gebäudeflächen den Ausbau ihrer Gewächshäuser zu ermöglichen, ist eine Anpassung des Reglements nötig. Diese wurde von der Gemeindeversammlung bewilligt.

Auch das Siedlungsentwässerungsreglement musste revidiert werden. Zum einen hat sich die Berechnungsgrundlage der Anschlussgebühr für Abwasser geändert. Zum anderen müssen Starkverschmutzer wie die Emmi seit einiger Zeit einen Zuschlag auf die Betriebsgebühr bezahlen. Beide Änderungen wurden von den Stimmberechtigten genehmigt.

Zuletzt bewilligte die Versammlung eine Anpassung des Reglements über die Fonds der Gemeinde Dagmersellen. Hier wurde der neue Musikschulfonds in Zusammenhang mit der Musikschule Klangwelt Wiggertal ergänzt. Zudem wird der separat geregelte Kulturfonds Dagmersellen neu im Reglement über die Fonds der Gemeinde erwähnt. Dieser trat 2019 in Zusammenhang mit der Deponie Buchs in Kraft.

Neue Jugendstrategie

Jugendarbeit Die Dagmerseller Jugendstrategie soll überprüft und den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Gemeinsam mit einem Beratungsbüro hat die Gemeinde hierzu eine Online-Befragung von Jugendlichen, Interviews mit Schlüsselpersonen und einen Workshop durchgeführt. Die gesammelten Daten werden nun verarbeitet. Die neue Strategie soll bis Ende 2023 abgeschlossen und ab 2024 umgesetzt werden. «Es wird spannend», sagte Gemeinderätin Karin Wettstein Rosenkranz.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.