So tickt der durchschnittliche Luzerner

Luzernerinnen und Luzerner verdienen im Schnitt 6100 Franken pro Monat. Sie verfügen über eine Wohnfläche von 46 Quadratmetern. Frauen sind bei der Erstheirat 30 Jahre alt. Drei Befunde aus dem Sozialbericht 2021 des Kantons Luzern, der gestern Montag vorgestellt wurde.

 

Wie leben die gut 410000 Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Luzern? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Luzerner Sozialberichts. Foto Keystone/Urs Flueeler
Stephan Weber

174 Seiten stark, mit zig Grafiken, Tabellen und Bildern: Das ist der Sozialbericht 2021, den Lustat Statistik Luzern gestern Montag vorstellte. Über das Werk, das nach 2006 und 2013 zum dritten Mal veröffentlicht wurde, informierten Lustat-Direktor Norbert Riesen und Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf. Er zeigt, wie die 413 000 Luzernerinnen und Luzerner leben. Zudem informiert er über demografische und wirtschaftliche Trends und Entwicklungen im Kanton Luzern. «Der Bericht ist ein Gemeinschaftswerk von Lustat Statistik Luzern und der Dienststelle Soziales und Gesellschaft des Kantons Luzern», sagte Norbert Riesen. Der Sozialbericht ist sehr reichhaltig, es ist ein Nachschlagewerk mit riesiger Datenfülle. Kaum ein Thema zur sozialen Entwicklung, das er nicht behandelt. Lustat-Direktor Norbert Riesen konzentrierte sich bei der Vorstellung des Werks vor allem auf drei Themen: Jugend, Familie und Alter.

Länger im «Hotel Mama»
Zu Erstem: Laut dem Sozialbericht wohnen die jungen Menschen heute länger im «Hotel Mama» als früher. Fast neun von zehn Jugendlichen und jungen Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren leben im gleichen Haushalt wie ihre Eltern. Der Anteil der 21- bis 24-Jährigen, die noch im Elternhaushalt wohnen, hat seit 2010 deutlich zugenommen. Die Erwerbsquote der jungen Luzernerinnen und Luzerner ist in den vergangenen dreissig Jahren massiv zurückgegangen – von 73 Prozent auf 59 Prozent. «Das hat damit zu tun, dass immer mehr von ihnen den gymnasialen Weg oder tertiären Weg einschlagen», sagte Riesen. 26 Prozent der 15- bis 24-Jährigen besuchen ein Gymnasium.

Immer kleinere Familien
Im Kanton Luzern gibt es im Jahr 2018 rund 176 000 Privathaushalte. In rund 55000 davon leben Kinder, respektive Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre. Die Familien sind kleiner geworden. Hatte es 2010 in 22 Prozent aller Familien drei oder mehr Kinder, war das 2018 noch bei 20 Prozent der Fälle. Stieg die Erwerbsbeteiligung der Frauen in den letzten Jahren stetig, gab es bei jenen mit Kindern keine Veränderung. Konkret: Bei den Frauen mit Kindern liegt die Erwerbsquote bei 71 Prozent, bei Frauen ohne Kindern bei 84 Prozent. Was der Bericht auch zeigt: Das «klassische Ernährermodell» ist je länger, je unbeliebter.  Die Zahl der Vollzeit-Hausfrauen schwindet in den letzten Jahren. Im Jahr 2000 wählten noch 35 Prozent der Frauen mit Kindern dieses Modell, zehn Jahre später noch 25 Prozent und 2018 sind es noch 16 Prozent. Am häufigsten arbeitet der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit (in 45 Prozent der Fälle). Im Schnitt hat eine Luzerner Familie ein Haushaltseinkommen von 126000 Franken. 3,6 Prozent der Luzerner leben unter der Armutsgrenze gemäss SKOS- Richtlinien. Die Armutsquote der Alleinerziehenden liegt mit 8,9 Prozent deutlich höher als bei Paare mit Kindern (3,1 Prozent).

Höheres Einkommen der Älteren
Zu den älteren Menschen im Kanton Luzern: Ihre Lebenserwartung hat zugenommen, «dank des medizinischen Fortschritts, der Gesundheitsvorsorge sowie des wirtschaftlichen Wohlstands», wie Direktor Riesen ausführte. Frauen werden im Kanton Luzern heute 87,1, Männer 84,1 Jahre alt. Der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung wächst weiter. 2018 betrug er 18 Prozent. Zum Vergleich: 1991 lag dieser Wert bei 14 Prozent. Das Einkommen der älteren Bevölkerung hat zugenommen. «Das hat damit zu tun, dass das Einkommen aus der 2. und 3. Säule gestiegen ist und mehr Vermögenserträge generiert werden», so der Lustat-Direktor. Die ältere Generation weist bei den 64- bis 74-jährigen die höchste Beteiligung an der informellen Freiwilligenarbeit – dazu gehören die Kinderbetreuung oder die Pflege von Verwandten – auf. Vier von zehn Luzerner Grosseltern hüten einmal pro Woche ihr Enkelkind. Im Durchschnitt betreuen sie es wöchentlich 7,7 Stunden.

Stephan Weber

Guido Graf sieht Handlungsbedarf

Der Luzerner Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf dankte Lustat Statistik Luzern an der Medienkonferenz für die Arbeit zum Sozialbericht und sagte: «Die Erkenntnisse des Sozialberichts sollen zum Anlass genommen werden, allfällige Anpassungen in den jeweiligen Themen vorzunehmen.» Er habe beim Studium des Berichts mehrere Punkte ausgemacht, die Handlungsbedarf erfordern. Beispielsweise mache ihm Sorgen, dass die Einsamkeitsgefühle in den verschiedenen Altersgruppen seit 2007 zunehmen. Das sei eine «unschöne Entwicklung», die sich durch die Pandemie wohl noch verstärkt habe, sagte der Pfaffnauer. Bei der Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten sieht er Nachholbedarf. Nebst dem Ausländeranteil sei auch die subjektive Unzufriedenheit mit der Integration gestiegen. Diese Situation gelte es ernst zu nehmen, sagte Graf. «Es sind weiter gemeinsame Anstrengungen nötig». Weiter zeigt der Sozialbericht, dass die Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau unverändert 17 Prozent betragen. Das sei «zu viel» und hier bestünde «grosser Nachholbedarf», so der Regierungsrat. Zudem will Graf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie intensivieren. Das Gesundheits- und Sozialdepartement werde deshalb zur familienergänzenden Kinderbetreuung einen Grundlagenbericht erstellen und den «konkreten Handlungsbedarf festhalten». (swe)

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