Rote Zahlen abgesegnet

Ja gesagt: das haben die Anwesenden an der Gemeindeversammlung vom Donnerstagabend zum Budget – auch mit roten Zahlen. Zu diskutieren gab die Sanierung der Schiessanlage Feldgass.

Im Nachgang an den offiziellen Teil wurde über den Dorfkern geredet. Was? Lesen Sies in der Dienstagsausgabe. Foto bos
Chantal  Bossard

Grosswangen schreibt rote Zahlen. Das gab es seit Jahren nicht mehr. Jedoch: Der Voranschlag lässt sich mit dem Budget des Vorjahres, welches mit einem kleinen Plus rechnete, nur bedingt vergleichen. Dies hielt sowohl Gemeindepräsident Beat Fischer als auch der Finanzverantwortliche Cornel Erni mehrmals fest. Gründe für die Veränderungen im Vergleich zum Budget 2019 seien neue Erkenntnisse, Empfehlungen durch den Kanton und die neue Budgetierungsbasis gemäss Bilanzanpassungsbericht. So entstand durch die verschiedenen Neubewertungen etwa eine Aufwartungsreserve des Verwaltungsvermögens von rund 7,18 Millionen Franken. Davon sollen 2,43 Millionen direkt ins Eigenkapital übertragen werden. Die restlichen 4,7 Millioenn sollen innerhalb den nächsten zehn Jahren nach und nach aufgelöst werden.
Ein weiterer Grund für Veränderungen: die Aufgaben und Finanzreform (AFR18). Damit haben Kanton und Gemeinden neu definiert, wer für was zuständig ist. Positiv für die Gemeinde: Der Kanton übernimmt neu die Hälfte der Betriebskosten der Volksschule – vorher waren es 25 Prozent. Bei anderen Posten hingegen sinkt der Anteil des Kantons, insbesondere beim Sozialwesen. Ebenso muss der Steuerfuss der Gemeinde zwingend zugunsten des Kantons um eine Zehntelseinheit auf 1.85 Einheiten gesenkt werden. «Wie Sie sehen, sind das einige Veränderungen, denen wir uns anpassen müssen», sagte Beat Fischer. Und hielt fest: «Wie stark sich die neue Reform auf uns auswirkt, wird die Zukunft zeigen.»

113 000 Franken Minus budgetiert
Die Zahlen für das Budget 2020: Diese zeigten sich den Anwesenden hingegen bereits am Donnerstagabend. Vorgestellt wurden sie vom Finanzverantwortlichen Cornel Erni. Bei einem Aufwand von rund 24,1 Millionen Franken und einem Steuerfuss von 1.85 Einheiten schliesst das Budget mit einem Aufwandüberschuss von rund 113 000 Franken ab. Die vorgesehenen Investitionsausgaben betragen rund 1,55 Millionen Franken bei Einnahmen von 970 000 Franken. Mit 140 000 Franken die meisten Kosten verursacht die Schlusszahlung des Tanklöschfahrzeugs der Feuerwehr. Für die Sanierungsarbeiten beim Aecherligbach, die Umstellung der öffentlichen Beleuchtung auf LED und für das Projekt Dorfkernentwicklung sind je 100 000 Franken eingeplant.

Sanierung Schiessanlage Feldgass
Weg von roten Zahlen, hin zu roten Köpfen. Für solche sorgte das dritte Traktandum: der Sonderkredit für die Sanierung der Schiessanlage Feldgass. Es war nicht die Höhe des Kredits, welche zu diskutieren gab. Viel mehr war es die Variante. Aber von vorne: Die ehemalige 300-Meter-Schiessanlage in Grosswangen war von 1960 an rund 45 Jahre in Betrieb. In dieser Zeit wurden rund 1,4 Millionen Schuss abgefeuert. So ist etwa 10,6 Tonnen Blei in die Erde gelangt. Nun muss die Zone saniert werden – so will es der Kanton. Geschieht dies noch innerhalb eines Jahres, übernimmt der Kanton die Kosten für eine minimale Sanierung: 445 000 Franken (durch einen Rechnungsfehler des Ingenieurbüros in der Botschaft falsch aufgeführt als 485 000 Franken). Dieser Betrag ist von der Gemeinde vorzufinanzieren – deshalb der Antrag des Gemeinderats. An der Versammlung meldeten sich Vertreter der SVP-Ortspartei zu Wort. Sie kritisierten, dass nur die minimale Variante in Betracht gezogen wird. Hauptgrund: die Grundwasserquelle, welche ganz in der Nähe liegt. «In Zeiten von Grundwasserinitiative und Umweltschutz weiss man nie, welche neue Auflagen in ein paar Jahren gemacht werden. Dann reicht die minimale Sanierung einer solchen Anlage plötzlich nicht mehr. Heisst: Der ganze Kaross kann wieder auffahren und wir tragen die Kosten. Nur weil wir heute nicht über die Nasenspitze gedacht haben.» Die SVP stellte den Antrag, dass über beide Varianten abgestimmt werden kann. Die Anwesenden hatten also die Wahl zwischen der minimalen Variante, dessen Kosten der Kanton voll und ganz übernimmt und der erweiterten Variante, bei der die Gemeinde noch 77 000 Franken aus der eigenen Tasche zu bezahlen hat. Die Stimmberechtigten entschieden sich mehrheitlich für die minimale Variante, sechs Anwesende stimmten dagegen.

von Chantal Bossard

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