Duell zweier Bisheriger ums Präsidium

 Es kommt zum Zweikampf zwischen Ratsmitgliedern: Heidy Koffel-Bieri, bisher, und Andreas Meyer, bislang Bauvorsteher. Weshalb?

Wer macht das Rennen? Andreas Meyer, Die Mitte, bisher Bauvorsteher, oder Heidy Koffel-Bieri, FDP, Gemeindepräsidentin. Foto Ramon Juchli
Ramon Juchli

Dieser Wahlvorschlag erstaunte über Altbüron hinaus: Andreas Meyer, bisher Mitte, kandidiert als Gemeindepräsident, wie Anfang März die Gemeinde mitteilte. Er tritt ohne die Unterstützung einer Partei an. Seine Konkurrentin ist die aktuelle Gemeindepräsidentin Heidy Koffel-Bieri von der FDP.

Bisher war Meyer als Bauvorsteher Mitglied des Rates, 2011 wurde er gewählt. Doch im September 2023 kündigte er seinen Rücktritt an. Nun will er dem Gremium also doch erhalten bleiben – und seine bisherige Ratskollegin aus dem Amt bugsieren. Warum diese Kehrtwende, die zur Kampfwahl führt?
 

Zusammenarbeit der Parteien

Ein Blick zurück: Als der damalige Gemeindepräsident Valentin Kreienbühl (Die Mitte) im Januar 2023 aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Amt ausscheidet, übernimmt Heidy Koffel zunächst interimistisch. Sie amtete zuvor seit 2014 als Finanzvorsteherin. Per Mitte Februar 2023 ist sie nach Stiller Wahl für den Rest der Amtsdauer als Gemeindepräsidentin bestätigt.

Das Gemeindepräsidium ging also von der Mitte an die FDP über. Dies, da die Mitte-Ortspartei keine Nachfolgerin oder Nachfolger finden konnte. Stattdessen wandte sich die Partei an die FDP, um gemeinsam das Personalproblem zu lösen. Hansjörg Bernet, Parteipräsident der Mitte Altbüron, hielt damals gegenüber dem WB fest: «Für uns steht im Vordergrund, dass nun eine gute Lösung für die Gemeinde gefunden wurde.» Alfred Wapf, Parteipräsident der FDP, beteuerte: «Das Wohl der Gemeinde hat stets Priorität.» Nun zeichnet sich ab, dass Die Mitte erneut einen Sitz im Gemeinderat verlieren wird.

Nach der Demission von Andreas Meyer als Bauvorsteher hat Die Mitte Altbüron nochmals gemeinsam mit der FDP nach geeigneten Kandidierenden gesucht. Nominiert wurde Philipp Rohrhirs aus den Reihen der FDP (siehe Kasten «Er kandidiert neu»). Wie die Mitte-Ortspartei auf Nachfrage mitteilte, stellt sich Andreas Meyer ohne ihre Unterstützung zur Wahl als Gemeindepräsident. Er werde von «seinem eigenen Komitee» unterstützt.
 

Er tritt unerwartet an

Andreas Meyer wagt also den Alleingang. Gegenüber dem WB sagt er: «Es fiel mir nicht leicht, mich dafür zu entscheiden.» Schlussendlich stellte sich für ihn die Frage: «Will ich abtreten und über die Probleme der Gemeinde schweigen oder mich ihnen stellen und anpacken?» Die Rückmeldungen aus der Dorfgemeinschaft hätten ihn in den letzten Wochen nun bestärkt, mit der Kandidatur eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Die Parteileitung der Mitte habe er vor der Nominationsversammlung über seine Absichten informiert.

Die Mitte-Ortspartei hielt im Nachgang jener Versammlung gegenüber dem WB fest, die Partei habe die Kandidatensuche für den Gemeinderat gemeinsam mit der FDP durchgeführt und koordiniert. «Andreas Meyer hat sich im Rahmen der Kandidatensuche nicht gemeldet.» Für Meyer ist klar: «Die beiden Parteien Mitte und FDP haben vor Jahren vereinbart, sich gegenseitig zu unterstützen. Dabei wollen nun beide bleiben. Das kann ich verstehen.»

Als seine Trümpfe im Wahlkampf sieht Andreas Meyer sein Netzwerk, die Dossierkenntnis der anstehenden Bauprojekte und seine langjährige Führungserfahrung. «Die grössten Projekte der Gemeinde stehen im Bauwesen an – dem Ressort, das ich bisher leitete.» Ob Hochwasserschutz oder Ortsplanung mit Rückzonungen: Andreas Meyer möchte als Gemeindepräsident diese Projekte voranbringen. Zudem könnte er bei einer Wahl seinen Nachfolger im Bauwesen unterstützen.
 

Sie will ihr Amt verteidigen

Zur Konkurrenzkandidatur ihres Kollegen sagt Heidy Koffel: «Es ist sein gutes Recht zu kandidieren.» Auf die Tätigkeit im Gemeinderat, wo beide noch bis Ende August zusammenarbeiten, wirke sich die Kampfwahl nicht aus. «Das darf nicht im Vordergrund stehen. Wir suchen weiterhin gemeinsam nach den besten Lösungen für die Gemeinde.» Auch Andreas Meyer sagt: «Der Gemeinderat macht Sachpolitik. Das wird er auch bis zum Ende der aktuellen Amtsperiode wie gewohnt tun.»

Der Altbürer Gemeinderat hat turbulente Zeiten hinter sich. Dazu gehörte insbesondere die Gemeindeversammlung im Dezember 2023, auf die eine Stimmrechtsbeschwerde folgte. Der Gemeinderat liess fälschlicherweise nicht über einen Antrag zum Steuerfuss abstimmen. Daraufhin wurde die Budget-Abstimmung im Februar 2024 wiederholt (der WB berichtete). Die Stimmbevölkerung folgte auch bei der zweiten Abstimmung dem Antrag des Gemeinderats und besiegelte die Steuerfusserhöhung von 2.20 auf 2.40 Einheiten. Das Budget, das für das laufende Jahr ein Minus von gut 383 000 Franken vorsieht, fand eine Mehrheit von 39 zu 20 Stimmen bei 16 Enthaltungen.

«Es war ein intensives Jahr», bilanziert dann auch Heidy Koffel. Sie wolle nun Altbüron «in ruhigere Gewässer steuern». Altlasten sollen hinter sich gelassen werden, eine vorausschauende Planung sei gefragt. «Bauprojekte im Dorf sollen starten können, wir möchten mit der Ortsplanung vorwärtsmachen und in der Verwaltung soll Ruhe einkehren», so Koffel. In den letzten Jahren war die Gemeindeverwaltung von längeren Krankheitsausfällen betroffen, zudem verkam ein Neubauprojekt zu einer Sanierung der bestehenden Räumlichkeiten.
 

Was entscheidet die Wahl?

Während für die vier Sitze als Mitglieder des Gemeinderats ebenso viele Kandidaturen bestehen, verspricht die Kampfwahl um das Amt der Gemeindepräsidentin oder des Gemeindepräsidenten Spannung. Andreas Meyer zeigt sich kämpferisch: «Es wird sicher kein Spaziergang. Aber ich würde nicht antreten, wenn ich nicht an meine Chance glaubte.» Er und Heidy Koffel hoffen beide auf einen fairen Wahlkampf. Die Gemeindepräsidentin sagt: «Jetzt hat die Stimmbevölkerung die Wahl.»

Blick auf Altbüron. Foto Ramon Juchli

Sie treten für das Präsidium an

Heidy Koffel-Bieri
58, FDP, seit Februar 2023 Gemeindepräsidentin

«Ich wohne seit 39 Jahren in Altbüron, wohin der Weg mich nach der Berufslehre als Coiffeuse führte. 2014 zog ich als Finanzvorsteherin für die FDP in den Gemeinderat ein. Die Gemeinde von einer anderen Seite zu erleben, zu sehen, was es benötigt, damit eine Gemeinde funktioniert und vor allem selber mitzugestalten, waren Motivation genug, diesen Schritt zu wagen. Mit dieser Erfahrung im politischen Rucksack wurde ich 2023 zur Gemeindepräsidentin gewählt. Als Trägerin dieses Amtes wünsche ich mir, dass sich der Gemeinderat neuen, zukunftsgerichteten Projekten widmen kann, um Altbüron weiterhin attraktiv, liebenswert und lebenswert zu gestalten. Die Ausübung eines öffentlichen Amtes hat schöne und schwierige Seiten – du kannst es nicht immer allen recht machen. Aber es ist wichtig, der eigenen Linie treu zu bleiben. Schlussendlich überwiegen für mich die positiven Seiten des Amtes ganz klar. Daher würde ich mich über eine Wiederwahl am 28. April sehr freuen.»

Andreas Meyer
58, bisher Bauvorsteher für Die Mitte, kandidiert ohne Nominierung der Partei

«Nach über zwölf Jahren als Bauverwalter wollte ich neuen Kräften die Gestaltung der Gemeinde überlassen. In der Zwischenzeit hat sich jedoch eine zunehmende Unzufriedenheit in der Gemeinde akzentuiert. So stellte sich mir die Frage, ob ich schweigen oder eine neue Rolle einnehmen will. Ich habe mich nun, gestützt auf die Zustimmung vertrauter Personen, dazu entschlossen, für eine aktive Führungsrolle zu kandidieren. Meine langjährige Führungserfahrung möchte ich nutzen, um anstehende Aufgaben zielorientiert und zeitnah anzugehen. Kleine und grosse Projekte – wie zum Beispiel der Neubau des Spiel- und Begegnungsplatzes Hiltbrunnen – bedingen zielgerichtete Gespräche mit allen Involvierten. Für die Bewohnerinnen und Bewohner von Altbüron sinnvolle Lösungen zu finden, dafür würde ich mich als Gemeindepräsident gerne leidenschaftlich engagieren. Herzlichen Dank für die Unterstützung bei den Gemeinderatswahlen.»

 

Sie stellen sich zur Wiederwahl

Faik Fetahi, 36, FDP, Bildung und Freizeit, seit 2022

Lidwina Frei-Blum, 62, Mitte, Gesundheit und Soziales, seit 2016

Gisela Müller-Frischknecht, 45, SVP, Finanzen und Sicherheit, seit 2023

Der neue Kandidat

Philipp Rohrhirs
48, FDP, kandidiert als Mitglied des Gemeinderats

«Ich wohne mit meiner Familie (eine Tochter, ein Sohn) in Altbüron. Ich bin gelernter Schreiner mit Weiterbildung zum Technischen Kaufmann mit FA. Seitdem wir Kinder haben, bin ich Hausmann und kümmere mich um die Kinder. Meine Frau arbeitet Vollzeit. Meine Hobbys sind: Familie, Jagd und Garten. Zudem bin ich Mitglied der Jagdprüfungskommission des Kantons Luzern. Da in unserer Gemeinde das Amt des Bauvorstehers vakant wird, habe ich mich entschlossen, für den Gemeinderat zu kandidieren. Dieses Amt interessiert mich, und meine Ausbildung sowie beruflichen Erfahrungen qualifizieren mich für dieses Amt. In Altbüron besteht in verschiedenen Bereichen Handlungsbedarf. Ich werde die sich in der Vergangenheit angelaufenen, teilweise unerledigten oder herausfordernden Aufgaben anpacken oder korrigieren, damit Altbüron lebenswert und liebenswert bleibt und sicher und solide in die Zukunft geht.»

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.