Die «e chli schrägi» Zunftmeisterfamilie

«E chli schräg muesch si», finden Peter und Rebecca Leupi-Roos. Besonders an der Fasnacht. Für die nächsten zwei Jahre halten sie das Zepter der Uffiker Törbelerzunft in den Händen.

Während der Fasnacht aus dem Häuschen (von links): Die Törbeler Zunftmeisterfamilie mit Anja (11), Jonas (10), Peter (42), Rebecca (42) und Sara (7) Leupi. Foto Conny von Aesch
Anna Graf

Bereits zweimal wurde Peter Leupi für das Amt des Zunftmeisters der Törbelerzunft angefragt. Das erste Mal, vor etwa drei Jahren, blockte der Landwirt ab. Zu gross waren die Verpflichtungen der Milchwirtschaft auf dem familieneigenen Hof im Herzen von Uffikon. «Jedes Mal, wenn bald ein Kalb zur Welt kommen sollte, stand ich in Bereitschaftsdienst», sagt der 42-Jährige. Doch seither hat sich bei Familie Leupi einiges getan. Peter und Rebecca haben ihren Hof von einer Milchwirtschaft auf eine Jungviehzucht umgestellt. Kein einfacher Entscheid: «Um den neuen Auflagen gerecht zu werden und allen Kühen einen Laufstall bieten zu können, hätten wir vergrössern müssen», erklärt Peter Leupi. Doch beim Standort mitten im Dorf war dies nicht möglich. Stattdessen stellten Leupis auf die weniger arbeitsintensive Jungviehzucht um. Auf der Suche nach einem zusätzlichen Standbein bewarb sich der Peter Leupi beim Werkdienst Dagmersellen und erhielt die Stelle. Seit April 2022 ist er als Nachfolger von Sepp Theiler für den Unterhalt der öffentlichen Anlagen und Strassen der Gemeinde Dagmersellen zuständig. Auch seine Gattin ist bei der Gemeinde angestellt. Mit dem Schulbus fährt Rebecca Leupi die Kinder aus Uffikon, Buchs und dem Zügholz in die Schule und wieder zurück.
 

Zwei Versuche waren nötig

Bei der zweiten Anfrage der Törbelerzunft letzten Sommer überlegte Peter Leupi länger, anstatt wie das letzte Mal direkt abzusagen. Das Wichtigste war für ihn die Zustimmung seiner Frau. «Gemeinsam haben wir in unserem Leben schon einige Projekte gestemmt – meistens kam es gut», sagt der Uffiker. Ihren drei Kindern Anja (11), Jonas (10) und Sara (7) verheimlichten Leupis die grosse Neuigkeit aber vorerst. «Sonst hätten sie wohl nicht bis zum 11.11. mit Schweigen durchgehalten», sagt Rebecca Leupi und lacht. Umso grösser war die Freude der drei Kinder, als im November an der GV der Törbeler im Herzberg die Gesichter ihrer Eltern unter den Masken des neuen Zunftmeisterpaars zum Vorschein kamen. «Unsere Kinder sind begeisterte Fasnächtler», erklärt Rebecca Leupi. Sogar während des Lockdowns hat sich die Familie zu Hause verkleidet und ein paar Konfetti vom Balkon geworfen.
 

«E chli schräg» und kreativ

Während andere Familien vielleicht mit mehr Planung und Organisation in ihrem Leben vorgehen, laufe bei ihnen vieles spontan, so Peter Leupi. «Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren so vieles in unserem Leben auf den Kopf gestellt, dass wir uns oft fragten, was die Leute wohl von uns denken.» Deshalb auch das Motto «e chli schräg muesch si». «Das passt zu uns», sagt Peter Leupi und lacht. Schräg sei hierbei natürlich nicht im negativen Sinn gemeint. Rebecca Leupi ergänzt: «Meiner Meinung nach haben viele Leute den Rest das Jahres eine Maske an und zeigen nur an der Fasnacht ihr wahres Gesicht.» Die fünfte Jahreszeit sei die perfekte Gelegenheit, sich richtig auszuleben. Als gelernte Floristin begeistert sich Rebecca Leupi für alles Farbige und Kreative. So hat die 42-Jährige im Vorjahr die Kürbiszucht und die dazugehörige Ausstellung von Lisbeth und Bruno Luternauer übernommen. Auch die diesjährige Osterkerze für den Pastoralraum Hürntal wird die Uffikerin gestalten. Ihr Zeitplan ist streng: Die erste Präsentation des Kerzen-Entwurfs findet am Morgen des Aschermittwochs statt.
 

Als Hühner an die Altersfasnacht

Fast ein bisschen traurig sind Leupis, dass sie dieses Jahr keine lustigen Verkleidungen, sondern das Zunftkleid tragen werden. «Normalerweise gehen wir gerne ‹geuggeln›», erklärt Peter Leupi. So gingen die beiden als junges Paar einmal in einer Gruppe von gemeinsamen Freunden mit Masken, Militärstiefeln und Milchkannen an die Fasnacht und verteilten Wurst, Brot und Schnäpse. Zur ersten Altersfasnacht mit allen drei Kindern erschienen sie als Hühnerfamilie. In guter Erinnerung bleiben auch die früheren Agathafeiern der Feuerwehr Dagmersellen, der Peter Leupi seit mehr als 20 Jahren angehört. Da diese meist in der Fasnachtszeit stattfanden, begannen einige Ehefrauen, die Feuerwehrmänner nach dem Essen als verkleidete Gestalten zu überraschen – darunter auch Rebecca Leupi. Als die Ehefrauen schliesslich auch offiziell zur Feier eingeladen wurden, endete diese Tradition.
 

Der Samichlaus und Brandlöscher

Name: Peter Leupi-Roos

Alter: 42

Hobbys: Feuerwehrmann; Samichlaus; Skifahrer; Wanderer

Beruf: Landwirt und Werkhofmitarbeiter im Teilzeitpensum

Familie: Seit 13 Jahren verheiratet mit Rebecca; drei Kinder: Anja (11), Jonas (10) und Sara (7)

Lieblingsessen: Cordon bleu mit Pommes frites und Gemüse


Mehr als nur ein Besäufnis

Neben seiner Mitgliedschaft bei der Feuerwehr ist Peter Leupi seit über 20 Jahren Teil der Samichlausgesellschaft Uffikon. Tradition liegt ihm am Herzen – eben auch während der Fasnacht. «Ich erinnere mich, dass ich früher als Bub das ganze Dorf zum Sprüchlen abgeklappert habe, um mein Sackgeld zu verdienen», erzählt der neue Zunftmeister. «Dieser Brauch ist heute leider verloren gegangen.» Auch Rebecca Leupi denkt gerne zurück an die Tagwachen ihrer Kindertage, als sie mit klappernden Pfannendeckeln durch Knutwil lief. Im Unterschied zu ihrem Ehegatten war sie in ihrer Jugendzeit auch Mitglied einer Guuggenmusig. «Die Fasnacht kam in den letzten Jahren etwas in Verruf, einzig ein Sauffest zu sein», sagt Rebecca Leupi. «Aber ich finde, da ist viel mehr dabei.» So etwa das Kennenlernen von neuen Leuten und das grosse Engagement in den Dörfern vor und während des Fasnachtsfests.
 

Von ihren Vorgängern unterstützt

Für die kommende Amtszeit hat das Zunftmeisterpaar eine Liste mit allen Umzügen, Bällen und Festen bekommen, die es zu besuchen gilt. «Das ist Ehrensache», sagt Peter Leupi. Fachkundig unterstützt werden die Leupis von ihren Vorgängern Stefan und Rita Staffelbach-Frei. Die Ehepaare sind gut befreundet: Leupis beteiligten sich 2019 tatkräftig am Überraschungswagen für den Auftritt der Staffelbachs am Uffiker Fasnachtsumzug. Auch heuer hat Peter Leupi das eine oder andere Gerücht von heimlichen Basteleien mitbekommen. «Aber ich möchte gar nichts wissen – es soll eine Überraschung bleiben.»
 

Jetzt heisst es: geniessen

Auf den Uffiker Umzug vom 11. Februar freuen sich Leupis besonders. Genauso auf die kleine Hausfasnacht, die sie am Freitag nach dem schmutzigen Donnerstag bei sich zu Hause veranstalten. Nur in einer Sache muss sich das neue Zunftmeisterpaar noch etwas üben: dem Nichtstun. Wenn sich Peter und Rebecca Leupi an den Vorstandssitzungen für Vorbereitungsaufgaben melden wollen, werden sie von den restlichen Törbelern stets daran erinnert, dass ihre zwei Jahre Amtszeit fürs Zurücklehnen und Auskosten gedacht sind. Stefan und Rita Staffelbach bestehen sogar darauf, die Leupis an jedes Fasnachtsfest zu chauffieren. «Daran müssen wir uns noch gewöhnen», sagt Rebecca Leupi und Peter Leupi lacht. Trotz Tatendrang will sich das Zunftmeisterpaar den Rat seiner Vorgänger zu Herzen nehmen, der lautet: «Jetzt heisst es: geniessen!» Insbesondere, weil die Törbelerzunft 2023 ihr 50-jähriges Jubiläum begeht.
 

* Mit der Serie «Zünftig» stellt der WB die Zunftmeister aus dem Hinterland und dem Wiggertal vor. Bereits erschienen ist das Porträt von Adrian Steinger, alias Figaro I., der Dagmerseller Häppere-Zunft.
 

Entweder – Oder
 

X  11.11.
     SchmuDo

Die Bekanntgabe des neuen Zunftmeisterpaares ist jedes Jahr sehr spannend. Mal schauen, was der SchmuDo noch bringt...

X   Bar
     Tanzfläche

Tanzen ist gar nicht meins. Hoffentlich werde ich heuer nicht plötzlich auf die Bühne geschleppt (lacht).

     Bier
X   Kaffee mit Güggs

Ich liebe Kaffee – gerne auch mal mit Schuss.

     Schminke
X   Maske

Die Maske kann man am Ende des Abends wieder ausziehen, Abschminken hingegen ist mühsam.

X   Mehlsuppe
      Kürbissuppe

Kürbissuppe mag ich natürlich auch, aber an der Fasnacht gehört die Mehlsuppe einfach dazu – am liebsten mit viel Käse.

X   selbst gebastelt
      Kostümverleih

Selbstgemacht, wann immer es die Zeit erlaubt. Am besten mit Dingen, die man sowieso schon zu Hause hat.

     Chneublätz
X   Schenkeli

Schenkeli erinnern mich an meine Kindheit, als ich das süsse Gebäck fürs Sprücheln geschenkt bekam.

     Morgenstreich
X   Tagwache

Leider gibt es keine Tagwache mehr in Uffikon. Vielleicht ein Projekt fürs nächste Jahr...

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