Mitte will den Coup von 2019 wiederholen

Die Mitte hat am Montagabend im Zentrum Linde in Wauwil ihre Kandidierenden für die Herbstwahlen nominiert. Ins Rennen steigen fünf Männer und drei Frauen. Mit ihnen sollen die drei Sitze in der grossen Kammer gehalten werden.

Sie kämpfen für die Mitte um einen Nationalratssitz (oben von links): María Fernanda Salvador, Priska Wismer, Adrian Nussbaum. Unten von links: Pius Kaufmann, Adrian Steiner, Karin Stadelmann, Leo Müller und Stephan Schärli. Foto zvg
Stephan Weber

Vor vier Jahren strahlten die damaligen CVP-Politiker am Wahlsonntag im Luzerner Regierungsgebäude um die Wette. Die Partei konnte ihre drei Sitze im Nationalrat halten. Und dies, obwohl dem Kanton Luzern nur noch neun statt zehn Mandate zustanden und alle Nationalräte erneut antraten. CVP-Wahlkampfleiter Pirmin Jung sprach 2019  von einem «fantastischen Erfolg» und von einem Ergebnis, «welches uns niemand richtig zugetraut hat.» Mit ein Grund, warum die Partei ihren Wähleranteil gegenüber 2015 um 1.6 Prozent steigern konnte, war die Hauptliste, die mit «Persönlichkeiten» bestückt war, die, so Jung vor vier Jahren, “allesamt das Rüstzeug für Bundesbern hätten».

Mitte will noch mehr Unterlisten

Ein zweiter Grund für den Erfolg der Partei waren die Unterlisten, die zu vielen Panaschierstimmen führten. Diese Unterlisten waren auch am Montagabend an der Delegiertenversammlung wieder ein Thema. Dieses Mal, so Wahlkampfleiter Jung, will die Partei die Anzahl gar noch weiter erhöhen. «Ohne Unterlisten hätten wir vor vier Jahren den dritten Sitz verloren», sagte der Politiker aus Rain. «Diese Listen sollen die Breite unserer Partei aufzeigen und möglichst viele Personen ansprechen.» Pirmin Jung zeigte sich optimistisch, den Erfolg von 2019 wiederholen zu können. Er ermunterte die Kandierenden, den Kontakt mit der Bevölkerung zu pflegen – etwa bei einem Waldfest: Cervelat, Brot und Bier. «Das verbindet. So wie die Mitte die Schweiz verbindet.»

Vier Kantonsparlamentarier

Acht Kandidierende aus allen sechs Wahlkreisen wollen für die Mitte des Kantons Luzern nach Bundesbern. Es sind dies die Bisherigen Leo Müller aus Ruswil, der für die Partei seit 2011 im Nationalrat politisiert und Priska Wismer aus Rickenbach, die vor vier Jahren den Sitz von Andrea Gmür erbte, die in den Ständerat aufrückte. Für den Sprung in die grosse Kammer kandidieren ausserdem: Kantonsrat Pius Kaufmann (Wiggen), Mitte-Fraktionschef Adrian Nussbaum (Hochdorf), María Fernanda Salvador (Luzern), Kantonsrat Stephan Schärli (Menzberg), Kantonsrätin Karin Stadelmann (Luzern) und Adrian Steiner, Firmenchef von Thermoplan aus Weggis.

Von der Bundespolitik verabschieden wird sich Ida Glanzmann. Die Altishoferin politisierte 16 Jahre im Nationalrat und gab im November 2022 bekannt, nicht mehr zu kandidieren.

Ziel: eine volle Wahlliste

Wie die Politikerinnen und Politiker ticken, das konnten die 226 Delegierten in einer offenen Fragerunde erfahren. Während sämtliche Kandidierenden das Ausländerstimmrecht auf Gemeindeebene ablehnen, waren die Antworten auf das Stimmrechtsalter 16 gemischt. Für ein Ja sprachen sich Stephan Schärli, Adrian Steiner, Karin Stadelmann, Priska Wismer und María Fernanda Salvador aus. Dagegen sind Leo Müller, Adrian Nussbaum und Pius Kaufmann. Als Geschenk gab es für die acht Kandidierenden eine orange Rose. Im Übrigen soll es nicht bei acht Kandidierenden bleiben, so Wahlkampfleiter Pirmin Jung. «Wir werden alles daran setzen, eine neunte Kandidatur zu finden und so die Wahlliste komplett zu machen.»

Ein kleiner Seitenhieb an die GLP

Mitte-Parteiparteipräsident Christian Ineichen liess die Delegierten wissen, dass mit der FDP Gespräche und Verhandlungen wegen einer möglichen Listenverbindung stattgefunden hätten. Ob diese zustande kommt oder nicht, werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Zudem hätten sich auch die Grünliberalen bei der Mitte gemeldet. «Offenbar haben sie etwas gelernt», so Ineichen, der mit diesem Seitenhieb auf die Regierungsratswahlen anspielte, als die GLP den Kontakt zur Mitte offenbar nicht suchte und Ineichen damals gegenüber der «Luzerner Zeitung» davon sprach, die Grünliberalen hätten es nicht nötig, «potenzielle Partner ins Boot zu holen».

«Hohle Hand oder kaltes Herz»

Gespannt waren viele Delegierte auf die Rede von Gerhard Pfister, Präsident der Mitte Schweiz. Der Zuger Nationalrat trat selbstbewusst auf. «Unser Kurs, unsere Ausrichtung und unsere Resultate stimmen: Wir sind in unseren Stammlanden auf hohem Niveau stabil.» Und: Ohne die Mitte gebe es in der Schweiz «keinen Konsens», «nehme die Polarisierung zu». Einzig die Mitte mache bürgerliche und soziale Politik. «Die anderen Parteien machen entweder die hohle Hand oder zeigen ihr kaltes Herz.»

Mit ein paar Empfehlungen zum bevorstehenden Wahlkampf wandte Pfister sich an die acht Kandidierenden. Um erfolgreich zu sein, müsse man sich und die Menschen gerne haben. Wichtig sei, sich selber zu bleiben und sich nicht bei der Wählerschaft anzubiedern. Lust an Diskussionen sei hilfreich. Und ganz wichtig: «Sie alle machen freiwillig Politik. Das sollte man merken. Also sprechen sie nicht von der grossen Last und der Verantwortung. Das langweilt nur und will niemand hören.»

Ständerätin Andrea Gmür zeigte sich optimistisch, im Herbst bei den eidgenössischen Wahlen zulegen zu können. Den Kandidierenden wünschte sie drei «F»: Fairness, Freude und Feuer.

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