Sie soll Nachfolgerin von Guido Graf werden

Michaela Tschuor soll für die Mitte den Luzerner Regierungsratssitz von Guido Graf verteidigen, der bei den Gesamterneuerungswahlen im nächsten Jahr nicht mehr antritt. Die Wikonerin setzte sich gegen ihre drei Konkurrentinnen klar und deutlich durch.

Applaus für die Gewinnerin: Michaela Tschuor wurde am Mittwochabend als Mitte-Kandidatin für die Luzerner Regierung nominiert. Foto Teamwerk AG
Stephan Weber

Gleicher Ort, ähnliches Bild: Vor 417 Tagen sagten die Mitte-Delegierten in Hochdorf Ja zum Namenswechsel ihrer Partei. Und: Am Mittwochabend waren sie aufgerufen, die Nachfolgerin von Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf zu nominieren. In beiden Veranstaltungen war das Wort «denkwürdig» zig Mal zu hören. Und zweimal war das Kulturzentrum Braui zum Bersten gefüllt. 505 (!) Delegierte waren es am Mittwochabend. «Wenn im Kanton Luzern Majorzwahlen stattfinden, findet die grösste Mitte-Versammlung statt, die es in der Schweiz gibt», verkündete Parteipräsident Christian Ineichen nicht ohne Stolz. Die Mitte Luzern stehe vor einem Luxusproblem. «Drei von vier Perlen werden heute Abend leider nicht nominiert», so der Entlebucher.

Zur Auswahl standen: die Krienser Einwohnerrätin Michèle Albrecht, Manuela Jost-Schmidiger, Gemeinderätin von Beromünster, die Ermenseer Kantonsrätin Claudia Wedekind und die Wikoner Gemeindepräsidentin und Kantonsrätin Michaela Tschuor.

Absolutes Mehr knapp verpasst

Letztere ging gemeinhin als Favoritin ins Rennen. Und: Sie setzte sich letztlich auch klar und deutlich durch. Schon über drei Stunden waren vergangen, als die Juristin, Unternehmerin und Mutter von drei Kindern nach dem zweiten Wahlgang jubeln konnte. Ihr Erfolg wurde von den Delegierten mit einem lang anhaltenden Applaus gewürdigt. Mit 337 Stimmen distanzierte sie ihre Parteikolleginnen deutlich: Manuela Jost erhielt 75 Stimmen, Michèle Albrecht 63 Stimmen und Claudia Wedekind 26 Stimmen. Schon im ersten Wahlgang fehlte der Vizekantonalpräsidentin nicht viel zum Erfolg. Das absolute Mehr von 252 Stimmen verpasste sie mit 246 Stimmen nur knapp. Jost holte im ersten Wahlgang 98 Stimmen, Albrecht 87 und Wedekind deren 72.

Bevor sich die Delegierten für eine der vier Kandidatinnen aussprechen konnten, stellten sich diese vor. Manuela Tschuor, eingekleidet in den Kantonsfarben, sprach in ihrer Rede über Heimat und Heimatgefühle, warb mit ihrer Führungserfahrung und ihrer Ausbildung als Juristin. «Eine Juristin in der Regierung ist sicher nicht verkehrt». Zudem habe sie als Wikoner Gemeindepräsidentin die Gemeinde in ruhigere Gewässer geführt. «Eine gute Steuerfrau erkennt man nur im Sturm», sagte sie. Als Unternehmerin – Tschuor ist Mitglied einer Kleintierklinik mit 80 Mitarbeitenden – kenne sie die Nöte und Sorgen eines KMU. Für die Wiggertalerin als Regierungsrätin sprach sich der ehemalige Kantonsratspräsident Franz Wüest aus Ettiswil aus. «Michaela Tschuor weiss, wie eine Exekutive funktioniert. Sie weiss es als Führungsfrau, als Gemeindepräsidentin und als Juristin.» Mit einem Schmunzeln sagte Wüest: «Michaela Tschuor wohnt in der nördlichen Landschaft des Kantons. Zusammen mit Reto Wyss, der aus der südlichen Agglomeration stammt, ergibt das geografisch eine Mitte-Situation.»

Vierte Amtszeit für Reto Wyss

Fast zur Nebensache geriet die Nomination für Finanzdirektor Reto Wyss. Der Rothenburger ist seit 2011 im Amt und will das auch bleiben. Er hat schon vor längerer Zeit angekündigt, erneut zu kandidieren. In seiner Rede blickte er auf 2011 zurück, als er in der Surseer Stadthalle als damaliger CVP-Kandidat nominiert wurde. «Ich war damals gespannt, freudig und demütig.» An diesen Gefühlen habe sich bis heute nichts geändert. Als Bauingenieur sei er als Brückenbauer angetreten. An diesen Brücken halte er auch heute fest. «Brücken bauen ist das eine. Man muss sie auch nutzen und in den Unterhalt investieren, damit die Stabilität gesichert ist.» Er sei hoch motiviert für eine vierte Amtszeit, sagte der 57-Jährige. Seine Nomination war denn auch Formsache.

«Wollen stärkste Partei bleiben»

Informationen zu den Regierungs- und Parlamentswahlen im nächsten Jahr gab es von Parteipräsident Christian Ineichen. So will die Partei überall in den Wahlkreisen mit vollen Listen antreten. «Wir wollen die stärkste Partei im Kanton Luzern bleiben, die zwei Sitze im Regierungsrat halten und im Kantonsrat wenn möglich zulegen», sagte Ineichen zu den Zielen der Mitte. Weiter wies er in seinen Ausführungen auf die Wichtigkeit von «Nebenlisten» wie Junge Mitte oder 60+ hin. Die Mitte wird im ersten Wahlgang der Regierungsratswahlen keine Listenverbindung eingehen. Noch unklar ist, wie sich die Partei im zweiten Wahlgang verhält. «Das möchten wir uns offenhalten, Gespräche mit Verbänden laufen», so Ineichen.

Der Präsident ermunterte die Delegierten, das Gespräch mit den Wählerinnen und Wählern zu suchen und die Kandidatinnen und Kandidatensuche zu intensivieren. Wolle jemand nicht kandidieren und sage ab, soll man nicht aufgeben. Schliesslich habe Kantonsrat Michael Kurmann einst gesagt, ein Nein heisse nicht Nein, sondern mit Blick auf die Anfangsbuchstaben, vielmehr «Noch ein Impuls nötig». Dieser Hinweis erntete viele Lacher und Applaus. Er passte zum Abend, in dem sich die Delegierten in Feierlaune präsentierten und viel Optimismus ausstrahlten.

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