Kanton bereitet sich auf mögliche zweite Welle vor

Am Freitagnachmittag hat der Kanton Luzern informiert, wie er lokale Infektionsherde oder eine zweite Welle eindämmen will: Unter anderem mit einer Ausweis-Pflicht für Clubs. Er appelliert an die Eigenverantwortung der Bevölkerung. «Wir müssen die Entwicklung sehr ernst nehmen», sagt Regierungsrat Guido Graf.

 

Guido Graf und die Kantonsregierung bereitet sich auf einen "heissen Herbst" vor. Foto: Keystone/Urs Flueeler
Stephan Weber

Seit der Bund die aussergewöhnliche Lage aufgehoben hat, sind die Kantone in der Pflicht, die Ausbreitung des Coronavirus zu bekämpfen. "Die Regierung will um keinen Preis eine zweite Welle", sagte der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) am Freitag vor den Medien.

Auch im Kanton Luzern würden die Fallzahlen wieder ansteigen. Die Reproduktionszahl liege bei 1,8. Sie steht für die Anzahl Ansteckungen pro infizierter Person. Aktuell befinden sich 19 Personen in Isolation und 61 in Quarantäne. Die Bevölkerung solle einen Vorrat von 50 Masken pro Person anlegen, rät die Regierung.

Der Kanton traf zudem fünf Massnahmen. Bereits ab Samstag gilt eine Verfügung für Clubs und Barbetriebe mit Tanzmöglichkeiten, in denen die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. Die Betreiber müssen die Gäste erfassen und zweifelsfrei identifizieren können. Stichprobenweise und bei mindestens 20 Prozent der Gäste müssen sie die Handynummern verifizieren.

Hausverbote oder Bussen
Auf dieses Vorgehen habe man sich an einem runden Tisch mit den Betreibern geeinigt. Graf betonte, dass die Clubs auf die Regierung zugekommen seien. Fälle, wie der in einem Zürcher Club, bei dem es zu mehreren Ansteckungen kam und Gäste teilweise nicht zurückverfolgt werden konnten, gelte es zu verhindern.

Die persönlichen Daten der Gäste würden nach 14 Tagen gelöscht. Die Massnahmen würden kontrolliert, sagte Graf. Bei Widerhandlungen drohten Hausverbote oder auch Bussen.

Steige die Reproduktionszahl stärker an, sei eine Einschränkung der Versammlungsfreiheit denkbar, sagte Graf. Auch ein lokaler Lockdown für Gebiete mit hohen Infektionszahlen wäre möglich. Vinzenz Graf, Chef des Kantonalen Führungsstabs, sagte: "Wir rechnen damit, dass auch wir Quartiere oder Schulen schliessen müssen."

Sein Stab habe verschiedene Szenarien für Quarantänen vorbereitet: Für ein Mehrfamilienhaus, ein Quartier, ein ganzes Dorf oder einen Grossbetrieb. Auch Ausgangssperren seien denkbar, wären aber laut Graf schwierig durchzusetzen. Der Führungsstab sei in Bereitschaft, habe die Mitarbeiterzahl aber noch nicht wieder hochgefahren.

Contact Tracing
Um eine Ausbreitung zu verhindern, betreibt die Lungenliga Zentralschweiz im Auftrag des Kantons das Contact Tracing. Seit dem 4. Mai schickten die Virenjäger insgesamt 60 Personen in Isolation und 195 in Quarantäne. Noch habe man genügend Personal für die Nachverfolgung. Auch die Spitäler seien auf eine zweite Welle vorbereitet.

Ein weiteres Augenmerk gilt den Schutzkonzepten bei Betrieben. Viele hätten es in den vergangenen Wochen verpasst, sich vorzubereiten. Die Abteilung Wirtschaft und Arbeit habe etwa am Donnerstag Schlachthöfe im Kanton kontrolliert, nachdem es in Deutschland zu einer Ausbreitung in einem solchen Betrieb gekommen war.

Bei den Betriebskontrollen habe es keine Mängel gegeben. Bei sämtlichen Mitarbeiten werde jeden Morgen Fieber gemessen. Wer von den Ferien zurückkomme, müsse einen Covid-Test absolvieren. Auch würden die Abstände in Aufenthaltsräumen eingehalten. (sda/swe)

Mehr folgt am Dienstag im Böttu.

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