Mit Konzerten durch die Coronazeit

Fredy Fenk, alias Fredy Pi., lud am vergangenen Dienstag zum 30. Mal zu einem aufwändigen Livestream-Konzert aus seinem Studio ein. Was ist seine Motivation? Der WB hat nachgefragt.

Der Musiker Fredy Fenk, alias Fredy Pi., in seinem Homestudio während eines Livestream-Konzertes. Foto zvg
WB Reporter

Fredy Pi. singt, spielt Gitarre, unterhaltet. Ein Konzert vom Feinsten, die Leute sind begeistert. «Merci Fredy, einisch meh sehr geil gsi!», «Du brengsch so vöu Farb i däh graui Corona-Alltag, danke 1000!» und «Es esch eifach e Fröid der zuezluege ond z lose. Dini Begeisterig färbt grad ab!»: Statt Applaus hagelt es unzählige Daumen-nach-oben und Kommentare. Denn der Auftritt von Fredy Pi. findet natürlich nicht auf der Bühne statt, sondern wird aus seinem Studio heraus gefilmt. Ganz coronakonform können sich seine Fans dann das Konzert an einem Bildschirm von zuhause aus ansehen. Das Besondere an dem Video: Es wurde live aufgenommen und gesendet. Fredy Fenk, wie der Willisauer eigentlich heisst, sieht zeitgenau, wie viele ihm zuschauen und kann auf Kommentare reagieren. «Es ist – mehr oder weniger – ein Live-Erlebnis», sagt der 47-Jährige auf WB-Nachfrage.

Zum 30. Mal
Seit Beginn des Lockdowns im vergangenen Frühling lädt Fredy Pi. regelmässig diese sogenannten «Livestream»-Konzerte auf Facebook hoch. Zwischen 45 und 75 Leute schauen ihm jeweils zu. Unter den Zuschauern verlost er anschliessend eine seiner CDs. Am letzten Dienstagabend hat Fredy Pi. Jubiläum gefeiert: Bereits zum 30. Mal schaltete er sich live und bot seiner Community ein Konzert-Erlebnis. «Die Rückmeldungen motivieren mich, damit weiterzumachen. Aber ich gebe es zu: Langsam gehen mir die Ideen aus», sagt Fredy und lacht. Jeder Konzertabend steht unter einem Motto oder ist einer bestimmten Band gewidmet. Regelmässig lädt er auch andere Musikerinnen und Musiker zu sich ins Studio ein – am kommenden Dienstag ist etwa die bekannte Sängerin Erica Arnold bei ihm zu Gast.

Viel Arbeit hinter einem Video
Wer sich die Live-Stream-Konzerte anschaut, der sieht sofort: Die geben zu tun. Fredy Pi. schneidet in seine Videos Konzert-Aufnahmen der jeweiligen Bands rein, schreibt Untertitel, oder wechselt gar mithilfe einer sogenannten «Green Wall» den Hintergrund.  Etwa vier Tage Arbeit gibt das, plus zusätzlich einen Tag, an dem er die Songs einübt. Kurz: Für seine Livestream-Konzerte scheut Fredy Pi. keinen Aufwand. Lohnt sich das? «Finanziell?», fragt er und lacht lauthals. «Nein, nein, überhaupt nicht», antwortet er sogleich. Manchmal bekomme er für seine Mühe einen Batzen überwiesen, «das schätze ich unglaublich, ist aber insgesamt kaum der Rede wert.» Was ist also seine Motivation, soviel Herzblut in diese Videos reinzustecken? «Allem voran freue ich mich, kann ich die Leute in dieser tristen Corona-Zeit mit etwas Musik aufheitern», sagt er. Ausserdem hoffe er, dass er so nicht vergessen gehe. «Kann künftig wieder ein Geburtstag oder ein Firmenanlass gefeiert werden, so hoffe ich, dass man auch an mich denkt.» Und zu guter Letzt – «aber nicht minder wichtig» – sei die Tatsache, dass er sonst nichts zu tun habe. «Ich brauche ein Ziel vor Augen, etwas worauf ich hinschaffen kann.» So bleibe er in Übung und behalte seinen Alltagsrhythmus.

In die Gesichter schauen
Fredy Fenk hat vor einem Jahr seinen langjährigen Job als Mitarbeiter einer Versicherung aufgegeben und voll auf die Karte Musik gesetzt. Kaum hat er den Schritt in diese neue Freiheit gemacht, kam die Coronakrise. Zwar konnte er nach den Lockerungen im Mai bis Mitte Oktober einige Konzerte geben, doch dank der zweiten Corona-Welle war auch damit bald wieder Schluss. «So habe ich mir die Selbstständigkeit natürlich nicht vorgestellt», sagt der Musiker. «Aber ich habe meine Entscheidung trotzdem nie bereut. Jeden Morgen öffne ich zufrieden die Augen und starte motiviert in den Tag.» Klar gebe es Momente, in denen die Krise ihm zu schaffen mache. «Etwa wegen der Tatsache, dass ich gerade kein Einkommen habe.» Aber er wolle nicht jammern, schaue lieber vorwärts. «Ich freue mich jetzt schon, wenn ich wieder auf der Bühne stehen und in all die Gesichter schauen kann, die momentan hinter Bildschirmen verborgen bleiben.» Oder wie es ein Fan unter einem seiner Livestream-Videos auf Facebook kommentiert: «Danke Fredy, uf uhuere baud weder rechtig live, face to face, hand in hand, eye to eye!» – Gesicht zu Gesicht, Hand in Hand, Auge um Auge.

Chantal Bossard

Neue Mundart-Single «Guete Morge Welt» von Fredy Pi., erhältlich unter:  www.fredypi.ch.

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