Die Güüsser feiern eine wilde Party

45 Jahre Guuggenmusig, das ist bestimmt ein Grund zum Feiern. Mit einer riesigen Party wird dieses Fest der Wegere Güüsser am 1. Februar auf dem Schlossfeld über die Bühne gehen.

Die Wegere Güüsser feiern ihr 45-Jahr-Jubiläum unter dem Motto «Jubi Löi». Fotos zvg
Chantal  Bossard

Eine feuchtfröhliche Runde mit gelangweilten jungen Mannen, eine Idee: So einfach ist das Gründen einer Guuggenmusig. Dazu wurde der Stammtisch der Krone in Willisau missbraucht und die Herren Hugi Bannwart, Ruedi Bieri, Billy Fessler und Othmar Graber gingen ans Werk. Die Statuten wurden fein säuberlich und fast fehlerfrei auf ein Papiertischset gekritzelt. Doch erst jetzt wurden sich die Herren bewusst, dass die Guuggenmusig noch nicht funktionstüchtig war. Kein Geld, keine Mitglieder, kein Tambourmajor, kein Probenlokal: Doch auch diese Probleme konnten rechtzeitig gelöst werden. Mit dem musikalischen Leiter Ferdy Renggli zogen die «Junggüüsser» an der Fasnachtseröffnung 1976 zum ersten Mal als Araber ins Städtchen ein.

Das Markenzeichen
Somit war der Grundstein für die zweite Willisauer Guuggen gesetzt. In den folgenden Jahren erlebte die Gumu-Szene einen enormen Aufschwung, innert Kürze gab es in Willisau sechs kakophonische Vereine. Diese gesunde Konkurrenz motivierte in Sachen Musikalität und Kostümauswahl. Dadurch wurden auch schon bald die Güüsser-Statuten den neuen Gegebenheiten angepasst. Ein Passus daraus: Die Güüsser kreieren jedes Jahr neue bunte Gewänder und grosse Masken. Und dann passierte es: Beim 20-Jahr-Jubiläum wurde von den Regeln abgewichen und das aufwendige, auf schwarzer Farbe basierende Starlight Express-Kostüm geschaffen. Dieses Kostüm begeisterte die Güüsser derart, dass sie ab sofort nur noch schwarze oder dunkle Gewänder trugen. Der Volksspott war ihnen gewiss. Es marschierten nicht mehr die Güüsser durch die Gassen, sondern die schwarzen «Möögle» aus Willisau. Jedenfalls konnte man in der Vereinsgeschichte vermerken: Nun sind die Güüsser den Windeln entwachsen und gehören zum festen Bestandteil der Willisauer Fasnacht. Zum 45-Jahr-Jubiläum hat man versucht, dem Schand­wort «schwarze Möögle» Paroli zu bieten und verzierte die schwarzen Grundkleider mit einigen gelben Streifen. Bis zum 50-Jahr-Fest wird den dunklen Gestalten bestimmt eine bunte Idee mithelfen, sich wieder auf alte Werte zu berufen.

Die Männerbande
Was in 45 Jahren so alles läuft, lässt sich gar nicht aufzählen. Zum Beispiel gelingt es problemlos auf einer deutschen Autobahnraststätte einen lieben Kollegen stehen zu lassen. Dabei wollte dieser nur schnell …, doch sein angeblicher Betreuer hatte aufgrund von Ohrstöpseln nichts vom Begehren seines Kollegen mitbekommen. Auch geografische Nachhilfe würde so manches Ungemach vermeiden. Es gibt eben in Deutschland nicht nur ein Hornberg. Wer den falschen Ort anfährt, muss wieder umkehren und weitersuchen. Mit fünf Stunden Verspätung war der richtige Ort gefunden. Die Bühne des Auftrittes aber schon fast geräumt.

Dass nur männliche Wesen in die ehrbaren Reihen der Güüsser aufgenommen werden, war schon bald auf der ganzen Alpennordseite bekannt. Doch gab und gibt es immer wieder Versuche, dieses Statut zu ändern. Gleichstellungsbüros und alteingesessene Güüsser aus der Abteilung der Steinindustrie versuchen seit über 43 Jahren, den Verein mit Damen zu verstärken. Trotz etlichen knappen Abstimmungsresultaten: Es bleibt wie es ist, die Güüsserbande ist eine reine Männer­guuggenmusig.

Im Jahr 1995 begeisterten die Wegere Güüsser im Starlight-Express-Kostüm. 

Die Erinnerungen
Speziell hervorzuheben sind die Jubiläums-Festivitäten der Güüsser. Schon beim 20-Jahr-Jubiläum wurde mit viel Pomp und mit Hilfe der bekanntesten Luzerner Guuggen Noggeler eine Party gefeiert. Auch fand 1995 in der Festhalle die erste Güüsserparty mit Kostümpflicht statt. Schon fünf Jahre später wurde das Jubiläum mit Auftritten in der Karibik (Trinidad und Tobago) zelebriert. Das Fest zum 30-jährigen Bestehen der Güüsser wurde auf dem Landi-Areal gefeiert. Die ganze Stras­se wurde in eine Festmeile umgewandelt. Dank tiefen Temperaturen konnte auch eine geniale Eisbar realisiert werden. Mit riesigem Aufwand wurden die nächsten Jubiläen organisiert. 2010 wurde die ganze Badi und 2015 das Zeughausareal in eine Festhütte umgestaltet.

Als Guugger kann man nicht nur immer feiern. Aufwendige Vorbereitungsarbeiten müssen erledigt werden. Schon im Mai werden Kostüm und Maske geplant. Während über 30 Jahren stellte die «Güüssermutter» Katharina Bieri das Bastellokal zur Verfügung, hier nochmals einen herzlichen Dank. Nebst dem Grindenbasteln folgt im Oktober auch schon eine intensive Proberei, damit die musikalischen Fähigkeiten dann an der Fasnachtseröffnung zum Tragen kommen. Heute kann man Guuggen auch mit soliden Männerchören vergleichen. Die Suche nach jungen Mitgliedern wird immer schwieriger. Waren zu Spitzenzeiten fast 60 Güüsser unterwegs, sind es heute nur noch 27 Mitglieder. Also, mutig voran und sich einfach unter wegere-guesser.ch bewerben. «Das gäb em Gong de Gong», wenn er viele Bewerbungen bekäme. «Einisch Güüsser – emmer Güüsser». (el)

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