«Es läuft rund in der Drei-Dörfer-Gemeinde»

Der heutige Samstag geht als Meilenstein in der Geschichte der Drei-Dörfer-Gemeinde Menznau ein. Feierlich konnten in der Dorfmitte der seit Jahrzehnten angestrebte Rickenkreisel und der neue Dorfplatz eingeweiht werden. Im Beisein von Baudirektor Fabian Peter.

Buchstäblich einen «Marsch« im neuen Kreisel gab es von allen drei Musikkorps der Gemeinde am Einweihungsfest. Zuletzt spielten sie gemeinsam den Kreisel-Marsch, den ihre drei Dirigenten gemeinsam komponiert haben. Foto Norbert Bossart
Norbert Bossart

Ein Kreisel und ein gemütlicher Dorfplatz statt eine gefährliche Kreuzung mitten im Dorf: «Unsere Gemeinde hat an Lebensqualität, Sicherheit und Freundlichkeit gewonnen», hielt Gemeindeammann Beat Blum an der Eröffnungsfeier vom Samstag fest, durch die Gemeindepräsident Adrian J. Duss-Kiener führte und die auf reges Interesse bei der Bevölkerung stiess. Baudirektor Fabian Peter nannte in seiner Festrede Kreisel und Dorfplatz sinnvolle Lösungen, «die einen Mehrwert für die Bevölkerung schaffen» (siehe Text unten).


Gut Ding, will Weile haben

Die Gemeinde Menznau forderte bereits seit Anfang der Neunzigerjahre eine Verbesserung der Verkehrssituation bei der Lamm-Kreuzung. Ohne Erfolg. 2012 reichten die Menznauer eine breit abgestützte Petition beim Kanton ein. Jetzt, zehn weitere Jahre später, ist der Kreisel endlich Realität. «Es gibt kein anderes Projekt, welche die Menznauer Bevölkerung, den Gemeinderat und mich in den vergangenen Jahren so dominant beschäftigt hat», fasste Ammann Blum zusammen. Sein Amtsvorgänger Mauritz Näf und weitere Personen hätten bereits vor 20 Jahren wichtige Vorarbeiten für die heutige Lösung geleistet. Das Resultat dieser Arbeit und der heutigen Generation lasse sich sehen. «Wir haben Grund zum Feiern und miteinander anzustossen.»


Gesamte Dorfmitte aufgewertet

Im Zuge des Kreiselbaus sind eine ganze Reihe von Folgeprojekten verwirklicht worden. Blum erinnerte an der Feier an den neuen Dorfplatz, die Vor- und Parkplätze beim Denner, Restaurant Lamm und Café Steiner, die neu verlegten Werkleitungen, den verlegten und neu verbauten Rickenbach, den hindernisfreien Zugang zum Gemeindehaus oder die neue Fussgängerführung zum Schulhaus. An den Bauarbeiten beteiligt waren die drei Unternehmungen Emil Peyer AG, Willisau, Lötscher Plus, Littau, und Josef Kurmann AG, Geiss. Als «besonderes Schmuckstück» auf dem neuen Dorfplatz bezeichnete der Ammann den oberen Dorfbrunnen von anno 1883. Im Zuge der Kreiselarbeiten wurden auch die Bahnhofstrasse, die Rickenbrücke und Kirchenbrücke als auch Teilstücke der Kastelnstrasse sowie Menzbergstrasse erneuert. Der Ammann dankte allen involvierten Unternehmungen und Planern.

Gemeindeammann Beat Blum: «Menznau hat an Lebensqualität, Sicherheit und Freundlichkeit gewonnen.» Foto Norbert Bossart

Kreisel mit 32 Meter Durchmesser

Der neue Rickenkreisel hat einen Durchmesser von 32 Meter, die Fahrbahn ist 4,3 Meter und das Trottoir zwei Meter breit. Im Innenraum werden die drei Ortsteile der Gemeinde Menznau, also Menznau, Geiss und Menzberg, mit deren Wappen und Personengruppen aus kulissenartigen Stahlsilhouetten dargestellt, wie der WB bereits berichtete. Diese stehen auf einem bepflanzten Erdwall. Dieser birgt einen Betonkern, der für zusätzliche Sicherheit sorgt, sollte jemand nicht um, sondern durch den Kreisel fahren. In der Kreiselmitte befindet sich ein Schwerlastgitter, unter dem der Ricken offen durchfliesst. Der Kanton hatte für Kreiselbau, den Ausbau des Trottoirs und des Rickenbachs rund fünf Millionen gesprochen. Die Bauarbeiten waren seit September 2020 im Gang.

Der neue Kreisel. Foto Norbert Bossart

Der Dorfplatz in der Dorfmitte

Hand geboten zum neuen Dorfplatz hat die Kirchgemeinde Menznau, die den Boden zur Verfügung stellte. Sie verlegte dazu die bisherigen Parkplätze vor das Pfarrhaus. Die Gestaltungskosten für die Dorf- und Begegnungszone, rund 400'000 Franken, trägt die Einwohnergemeinde, die Kirchgemeinde ihrerseits sanierte teilweise den Kirchenvorplatz und gestaltete den Parkplatz vor dem Pfarrhaus vollständig um. Kostenpunkt: rund 410'000 Franken inklusive Pfarrhaus-Innenhof. Kirchenratspräsident Erwin Pfyffer sprach an der Feier von «einer Win-Win-Situation» für Kirch- und Einwohnergemeinde. Der Kirchenrat habe sich schon länger Gedanken gemacht, den in die Jahre gekommenen Parkplatz beim Pfarrhaus zu sanieren. Er sei daher für die Idee offen gewesen, die Umgebung ganzheitlich neu zu gestalten. «Wir waren sehr froh, dass wir die Gesamtumsetzung mit der politischen Gemeinde angehen durften.» Dies habe die ganzheitliche Neugestaltung auch finanziell für die Kirchgemeinde tragbar gemacht. Auch er dankte allen am Projekt Beteiligten für «diese schöne Begegnungszone».

Kirchenratspräsident Erwin Pfyffer: «Der Begegnungsplatz ist eine Win-Win-Situation für Kirch- und Einwohnergemeinde.» Foto Norbert Bossart

Wenn es rund läuft

«Es läuft rund in unserer Drei-Dörfer-Gemeinde», sagte Gemeindepräsident Adrian J. Duss-Kiener am Samstag mit Stolz und gab seiner grosse Freude und Dankbarkeit über den Dorfplatz und Kreisel Ausdruck. Duss sprach von «einem Meilenstein, an dem viele weitsichtige Personen mitgearbeitet haben.» Er dankte allen am Bau beteiligten, insbesondere dem Kanton und der Kirchgemeinde, «für die konstruktive und zielorientierte Zusammenarbeit». Es sei «ein überwältigendes Gefühl», das Ergebnis jetzt hier zu sehen, sagte Duss. «Zu spüren und zu wissen, dass unsere Gemeinde durch all dies noch attraktiver wird und dass die ganzen Projekte unsere drei Dörfer noch näherbringt.» So würden die Dörfer Geiss und Menzberg «auf schönster Art und Weise in die Dorfmitte von Menznau geholt». Die zeige die Kreiselgestaltung eindrücklich. Duss: «Die drei Wappen umgeben von Menschen in allen Lebensphasen, ob jung oder eher älter, mit oder ohne Familie, wohlauf oder mit Gehhilfe. Dies alles wird uns noch stärker miteinander verbinden.» Diese Verbundenheit gelte es in die Zukunft mitzunehmen. Damit weiterhin möglichst alles rund laufe und neue Projekte in Angriff genommen werden könnten. Zum Schluss richtete der Präsident einen Appell an die Bevölkerung: «Die Zukunft braucht Courage, Leidenschaft und Zuversicht.»

Gemeindepräsident Adrian J. Duss-Kiener: «Der heutige Tag ist ein Meilenstein in der Geschichte unserer Drei-Dörfer-Gemeinde.» Foto Norbert Bossart

Böllerschüsse, Kreisel-Marsch und «Ochs am Spiess»

Pfarreiseelsorger Markus Kuhn sagte zur Festgemeinde, der Kreisel sei ein Ort, wo das Leben pulsiere, der Dorfplatz ein Ort der Gemeinschaft und die Kirche ein Ort, wo Gottes Gegenwart gefeiert werde. Er hoffe, dass Kreisel und Begegnungsplatz den Menschen dienen mögen und ihnen zum Segen werden. Nach drei Böllerschüssen, welche für die drei involvierten Dörfer ertönten, eröffneten die Musikgesellschaft Brass Band Geiss, die Musikgesellschaft Menzberg und die Feldmusik Menznau den Kreisel musikalisch, dabei marschierten sie je von einer anderen Strasse in den Kreisel. Darauf segnete Pfarreiseelsorger Markus Kuhn den Dorfplatz und Kreisel ein, derweil die drei vereinten Musikkorps den Menznauer Kreisel-Marsch zum besten gaben. Eine Komposition, welche die drei Dirigenten Stephan Schrag, Roli Wyrsch und Michael Barmet gemeinsam für die Einweihung komponiert hatten.

Fahnengruss während der Kreisel-Marsch erklingt. Foto Norbert Bossart
Pfarreiseelsorger Markus Kuhn segnete den Kreisel (Bild) und den Dorfplatz ein. Foto Norbert Bossart

Und dann war das grosse Festessen für die grosse Festgemeinde angesagt: So gab es Fleisch vom «Ochs am Spiess», der seit drei Uhr in der Früh über dem Feuer drehte. 289 Kilogramm war dieser schwer – 500 Portionen konnten vertilgt werden. Der Dorfplatz wurde buchstäblich zu einem riesigen Begegnungsort der Drei-Dörfer-Gemeinde.

Grosses Festessen für grosse Festgemeinde: 289 Kilogramm schwer war der «Ochs am Spiess». Foto Norbert Bossart

Baudirektor: «Die rund 5 Millionen Franken sind sinnvoll investiert»

Festrede «Die Einweihung vom Kreisel und vom neuen Dorfplatz – so wichtige Projektabschlüsse gehören zu den schönen Aufgaben eines Regierungsrats», hielt Baudirektor Fabian Peter an den Feierlichkeiten fest. «Der neue Kreisel im Dorfzentrum schafft mehr Sicherheit und Leistungsfähigkeit für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer.» Mobilität sei «ein Grundbedürfnis» und «Rückgrat für die Entwicklung», egal ob auf der Strasse oder Schiene.

In den 21 Monaten Bauzeit sei viel bewerkstelligt worden. Die Kreiselmitte mit der offenen Führung des Bachs nannte Fabian Peter «ein spezieller Hingucker». Und er erinnerte an weitere Trümpfe des Projekts: Die Strassenbeleuchtung ist mit stromsparenden LED-Lampen ausgerüstet. Ein Trottoir von der Kantonsstrasse wurde bis zum Gemeindehaus verlängert. Für Fussgänger gibt es neu Schutzinseln in den neu gestalteten Fussgängerüberquerungen.


Eindrückliche Zahlen

Der Baudirektor listete eindrückliche Zahlen auf: Insgesamt sind 5200 Quadratmeter Belag und 8600 Kubikmeter Erde entfernt worden. Neu hinzugekommen sind 5500 Kubikmeter Kies, 3000 Tonnen Belag, 1400 Quadratmeter Betonfahrbahn und 45 Schächte. 19 Schallschutzfenster wurden eingebaut und 400 Meter Entwässerungsleitungen eingebaut. Und dies alles, während der Verkehr neben der Baustelle durchfuhr. Zudem, so Peter, sei der Rickenbach ökologisch aufgewertet und der Hochwasserschutz verbessert worden. Gemeinde und Kanton hätten gemeinsam viel «in die ortsverträgliche Gestaltung des Kreisels» investiert. Das gleichzeitig die Dorfplatzgestaltung angegangen wurde, bezeichnete der Baudirektor als «vorbildlich». Sein Fazit: «Die rund 5 Millionen Franken sind sinnvoll investiert. Das wird der ganzen Region zu Gute kommen, insbesondere den Dörfern Menznau, Menzberg und Geiss.»


Haben Kreisel Zukunft?

Zudem hielt Fabian Peter fest, Kreisel würden nach wie vor gebaut und seien an Verkehrsknoten wichtige Bauwerke. Dabei spielte er auf die Diskussion an, welche die allfällige Ausstattung von Kreisel mit Ampeln im Raum Sursee entfacht hat. Bei sehr stark frequentierten Kreiseln, gelte es zu überlegen, so Peter, wie sich der Verkehrsfluss besser steuern lässt, damit insbesondere auch ÖV-Busse den Fahrplan einhalten können.

In Weiteren äusserte sich Peter zu anderen Verkehrsprojekten. Den Durchgangsbahnhof Luzern bezeichnete er dabei als «ein Schlüsselprojekt». Ebenfalls sprach er kurz zum Klimaschutz, dem Netto-Null-Ziel bis 2050. «Wie wichtig es ist, unabhängig von importierter Energie zu sein, zeiget die aktuelle Situation.» Heute schicke die Schweiz 10 Milliarden Franken pro Jahr für Energie ins Ausland, dabei auch an autokratisch geführte Staaten, gab der Baudirektor zu bedenken .-art.

Baudirektor Fabian Peter: «Der neue Kreisel im Dorfzentrum schafft mehr Sicherheit und Leistungsfähigkeit für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer.» Foto Norbert Bossart

«Tempo 30 sorgt für mehr Sicherheit und Lebensqualität»

Im Dorf Menznau herrscht seit Ende dieser Woche auf den Quartierstrassen und Gemeindestrassen neu weitgehend Tempo 30. So hat eine Spezialfirma auch auf der Bahnhofstrasse, Unterdorfstrasse und im Oberdorf die entsprechenden Markierungen, konkret Schachbrettmuster und Tempo-30-Schriftzüge, auf die Fahrbahn aufgespritzt.

«Ziel der Geschwindigkeitsreduktion von 50 auf 30 Stundenkilometer ist weniger Lärm und stattdessen mehr Lebensqualität und Sicherheit für die schwächeren Verkehrsteilnehmer», erläutert Gemeindeammann Beat Blum. «Das neue Tempo-Regime wertet unseren Dorfkern weiter auf und trägt zur Entschleunigung der Alltagshektik bei.» Der Einbau von Hindernissen oder gar Schwellen war nicht nötig, die Fussgängerstreifen beim Melchenweg (Heim Weiermatte) und beim Bahnhof (Verbindung zu den Schulhäusern) bleiben bestehen. «Der Kanton hat seine Vorgaben angepasst. Fussgängerstreifen in Tempo-30-Zonen sind wieder möglich», berichtet Blum. Zusätzliche bauliche Massnahmen kann aber der Kanton verlangen, wenn sich die Verkehrsteilnehmer nicht an das Tempolimit halten. So müssen allfällige Messungen belegen, dass mindestens 85 Prozent nicht mehr als 38 Kilometer pro Stunde durch die Tempo-30-Zone fahren. «Doch ich bin zuversichtlich, dass das Tempolimit respektiert wird», sagt Blum. «Das zeugt von Rücksichtnahme und verhindert zusätzliche Kosten für Massnahmen.»

Die Erweiterung der 30-Tempo-Abschnitte sei 2017 am Workshop «Marke Menznau» lanciert worden, zu dem der Gewerbeverein und der Gemeinderat die Bevölkerung eingeladen hatten. Später, an einer öffentlichen Infoveranstaltung, wurde der Bevölkerung das Tempo-30-Projekt vorgestellt. Diese hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Kanton und dem Verkehrsplanungsbüro «Teamverkehrzug» erarbeitet. Die Reaktionen der Direktbetroffenen waren damals durchwegs positiv, wie Ammann Blum berichtet. Im Nachgang regten aber Bewohner an, auch auf der Honauerstrasse (also in Richtung Geiss) und auf der Herrenwaldstrasse (in Richtung Swisskrono) Tempo 30 einzuführen. Denn sie befürchteten, dass letztere sonst zu einer Art Umfahrungsstrasse für Tempo-30-Unwillige verkommen könnte. «Diesem Anliegen trugen wir bei der öffentlichen Auflage Rechnung.» Doch gegen die Integration der besagten Abschnitte gab es je eine Verwaltungsgerichtsbeschwerde der SVP-Ortspartei und eines Anstössers. Nur Letzterer war einspracheberechtigt. Er führte an: Es fehle an einem Gutachten, das die Einführung von Tempo 30 auf der Herrenwaldstrasse rechtfertige. Die SVP-Ortspartei bemängelte zudem den fehlenden Einbezug der Bevölkerung bei der Ausweitung des Tempo-30-Vorhabens. In der Folge verzichtete der Gemeinderat auf Tempo 30 in Richtung Geiss und in Richtung Einzweiger bei der Swisskrono. «Wir wollten keine zusätzlichen langwierigen, teuren Abklärungen, sondern Tempo 30 in den unumstritten Abschnitten zeitnah einführen», begründet Ammann Blum. «Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.» Der Gemeinderat habe nun «dem Tempo-30-Wunsch der breiten Bevölkerung» Rechnung tragen können. Das Fazit von Beat Blum: «Neuer Kreisel und neue Tempo-30-Zonen – Menznau hat auf einen Schlag zwei Lösungen, die für mehr Sicherheit und Lebensqualität sorgen.» -art.

Menznau setzt auf Tempo 30 auf den Dorfstrassen. Unser Bild: Arbeiter beim Auftragen des Tempo-30-Hinweises am letzten Freitag im Unterdorf.  Foto Norbert Bossart

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