Der Weg nach Stettenbach lohnte sich

Im Weiler Stettenbach steht die bekannte Kapelle, die dem Heiligen Antonius geweiht ist. Jährlich am 17. Januar, dem «Tönistag», pilgern Hunderte von Gläubigen zur Kapelle, um an den Schutzpatron der Bauern und der Kranken zu beten.

Etliche Pilgerinnen und Pilger beteten zum Heiligen Antonius. Fotos Willi Rölli
 

Am 17. Januar findet Jahr für Jahr die traditionelle Bauernwallfahrt zum heiligen Antonius statt. Einmal mehr fehlten am vergangenen Dienstag der Schnee, der früher klar zum Tönistag gehörte. Trotzdem sorgte der leicht gefrorene Boden bei den Pilgern, die zum Wallfahrtsgottesdienst nach Stettenbach gekommen waren, da und dort für etwas kalte Füsse.

Bitten und danken
Für die Stettenbacherinnen und Stettenbacher ist der «Tönistag» bis heute einer der wichtigsten Feiertage im Jahr. Doch auch viele Pilgerer, vom Entlebuch, dem Seetal, dem Hinterland und weit darüber hinaus tragen sich den Tönistag dick in der Agenda ein. Dieser Tag ist dafür da, dem heiligen Antonius, dem Schutzpatron der Bauern und Kranken um Hilfe, Kraft und Gesundheit in Haus und Hof zu bitten, aber auch, um zu danken für gute Ernten und Glück in Haus, Stall und Hof. Den diesjährigen feierlichen Pilgergottesdienst, der von einer siebenköpfigen Bläsergruppe der Feldmusik Grosswangen musikalisch eröffnet und umrahmt wurde, gestalteten der Domherr und Wallfahrtspriester Jakob Zemp und der Pastoralraumleiter, Diakon Kurt Zemp. Die im Halbmond vor der Kapelle versammelten Pilgerer beteten und sangen von Herzen mit. Mächtig ertönte das «Grosser Gott wir loben dich» zum Spiel der Musikanten, und die leichte Bise trug den Gesang fort durch das Ostergau in Richtung Willis­au. In der Festpredigt rief Domherr Jakob Zemp die Wallfahrerinnen und Wallfahrer dazu auf, offen zu sein für Neues, und gleichzeitig Traditionen zu pflegen. Zemp stellte die Frage: «Sind wir auf unserer Erde auf dem rechten Weg?» Der Prediger erwähnte die momentan unsichere Weltlage, die vielen Menschen auf der Flucht und die Armut und Not von Millionen von Menschen. Es sei wichtig, dabei zu helfen, die Welt mitzugestalten – sei dies bei der Arbeit oder im privaten Leben. «Tun wir das, für unsere doch herrliche Welt», sagte Jakob Zemp.

Zunftmeister -und Kanzlerpaarvor Ort
Für Frühaufsteher fand in Stettenbach bereits vor dem Wallfahrtsgottesdienst ein Gottesdienst statt. Dieser wurde von Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse der Schule Grosswangen feierlich mitgestaltet. Da der Tönistag nun seit bald 90 Jahren durchgeführt wird, haben sich im Laufe der Jahre so einige Traditionen gebildet. So umrahmt eine Bläsergruppe der Feldmusik Grosswangen den Festgottesdienst nun schon seit über 30 Jahren. Fast seit 30 Jahren verköstigen die Mitglieder des Trachtenchors Grosswangen nach dem Gottesdienst die Wallfahrenden mit heissem Kaffee – mit oder ohne «geistigem» Schuss.
Das Zusammensein bei diesem Kaffee gehört für viele genauso zum Tönistag wie der Festgottesdienst. Hände werden geschüttelt und sich mit Bekannten unterhalten, die man oft nur an jenem Tag antrifft. Zur Tradition geworden ist auch die Wallfahrt des Grosswanger Zunftmeister- und Kanzlerpaares mit Gefolge am Tönistag nach Stettenbach. So haben am Dienstag das Meisterpaar Zücku und Jolanda Zurkirch  und das Kanzlerpaar Doris und Josef Müller den heiligen Antonius um schönes Wetter am Umzugssonntag und eine unfallfreie aber «rüüdig schöne» Fasnacht 2023 gebeten.

Die Zünftlerinnen und Zünftler waren auch vor Ort in Stettenbach.

Der heilige Antonius hilft allen
Spricht man beim wärmenden Kaffee mit Wallfahrenden, so spürt man, wie verbunden sich viele mit dem heiligen Antonius fühlen, wie gross der Glauben an ihn ist, wie man sich auf seine Hilfe verlässt, und das nicht nur als Bauer oder Bäuerin. Seit den Anfängen hat sich zwar in Stettenbach vieles verändert – etwa dass die Autos die Pferdefuhrwerke abgelöst haben – der Sinn und Geist des Tönistages ist geblieben: Der Heilige Antonius als Helfer in Not ist noch heute gefragt, man bringt seine Fürbitten zu ihm, man begegnet Gleichgesinnten und findet Zeit für gute Gespräche. Wenn man sich anschliessend etwas zufriedener heimkehrt, weiss man: Der Weg zum Antonius hat sich gelohnt.

 

von Willi Rölli

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