Alte Traktoren und lebendige Dorfkultur

Das Knattern kündigte die Traktoren schon von Weitem an. Grosse und kleine Fasnächtler säumten die Eduard Huberstrasse und verfolgten staunend das Spektakel, welches sich ihnen da bot: Um die 100 altehrwürdige Fahrzeuge fuhren ab 14 Uhr vom Industriegebiet Mooshof bis zum Betagtenzentrum Linde. Ein Höhepunkt zeigte sich den Zuschauerinnen und Zuschauern bereits ganz zu Beginn: «De Scheich ond sini Wüeschtepöuz» eröffneten die Parade. Heisst: Der weisse Lamborghini R603 mit Jahrgang 1978 von Alex Meyer knatterte mit 56 Pferdestärken voraus – der Scheich. Ihm folgten knallrote Hürlimannen, mit aufgeklebten weissen Flecken und rotem Schirm – die Pilze.

Doppelt so viele Traktoren wie angemeldet
Verziert mit Ballonen, Fasnachtspuppen, Blumengestecken: Kunterbunte Anblicke boten auch die nachfolgenden Fahrzeuge. Allesamt strahlten sie in der Sonntagssonne mit den lachenden Gesichtern der Fahrerinnen und Fahrer um die Wette. «Jung und Alt haben sich rüüüdig ins Zeug gelegt und stolz ihre Fahrzeuge präsentiert», sagt Josef Kunz von den Oldtimerfreunden Rottal. Zusammen mit Remi Birrer war er für die Durchfahrt verantwortlich. Besonders erfreulich: «Eigentlich haben sich um die 50 Fahrerinnen und Fahrer angemeldet. Am Ende waren aber um die 100 Traktoren vor Ort.» Die Idee, der Bevölkerung anstelle des abgesagten Rottaler Umzugs etwas zu bieten, sei offensichtlich gut angekommen. «Viele positive Rückmeldungen gelangten zu uns», so Kunz. Kurz und bündig: «Der Anlass war ein voller Erfolg.»

Traktor mit wertvoller Fracht
Diese Worte kann bezeugen, wer am Sonntag im Dorf war. Als die Oldtimer schliesslich beim Betagtenzentrum Linde Halt machten, kam so mancher Besucher mit dem Besitzer, der Besitzerin ins Fachsimpeln. Besonders beliebt: der Hürlimann vom Grosswanger Othmar Bättig. Oder wohl eher: dessen Fracht. Bättig kochte nämlich über einem Feuertopf, den er auf dem Anhänger seines Traktors platziert hat, eigenhändig Tee «Zwätschge» für alle Durstigen. Verköstigt wurde das Publikum nach der Durchfahrt von den Oldtimerfreunden Rottal mit Wurst, Brot, Kaffee und Punsch.

Erinnerungen an frühere Zeiten
Auch etliche Heimbewohnerinnen und Heimbewohner begutachteten die Fahrzeuge mit leuchtenden Augen – was da wohl für Erinnerungen an frühere Zeiten hochkamen? Doch ob Kenner oder nicht: Die Fahrzeuge boten einen Augenschmaus. Oder wie es eine Grosswangerin beim Betrachten eines Traktors ausdrückt: «Ech chome zwar ned drus met so Maschene aber sie send eifach schön zum Aluege.»

von Chantal Bossard